Streiken wie damals

Betreff: "Armutszeugnis" aus Mainz

Ich habe soeben Ihre Berichterstattung über unsere Protestaktion in Mariahof gelesen. Sehr informativ und ausgewogen, vielen Dank dafür! Ich möchte allerdings auf ein Missverständnis aufmerksam machen, das vielleicht freundlicherweise in der nächsten Ausgabe des TV korrigiert werden könnte: Nach der Zusammenlegung der beiden ersten Schuljahre zu einem zweiten Schuljahr wurde eine der beiden Lehrerinnen nicht, wie Sie berichten, auf eine neue Schule versetzt, sondern sie übernahm eines der beiden neuen dritten Schuljahre, die Klasse 3a. Übrigens pikanterweise die Klasse, in der sich ihre eigene Tochter befindet, wohl auch eine einzigartige pädagogische Glanzleistung der ADD. Das dritte Schuljahr wurde nicht zusammengelegt. Diese Klasse ereilte ein anderes Schicksal: Nachdem sie im ersten Schuljahr mit 34 Schülern unterrichtet wurden - nach dem Stichtag im Herbst zogen damals noch neue Schüler auf Mariahof, aber die Klasse durfte trotz Überschreitung der Klassenmesszahl nach dem Stichtag nicht mehr geteilt werden - wurden sie letztes Jahr in zwei Klassen aufgeteilt: Die 2a übernahm eine neue Lehrerin, die 2b der Schulleiter selbst. Dieser alten 2a wurde die Lehrerin, an welche sich die Schüler nun soeben gewöhnt hatten, aber nach der Zusammenlegung unserer beiden Klassen wegen "Überangebot mit Lehrkräften" entzogen, und erst am Mittwoch, 23. August, wurde ihr endgültig mitgeteilt, dass sie ein neues erstes Schuljahr an der Grundschule St. Matthias übernehmen soll. Daher trug eines unserer Protestplakate ja auch die Aufschrift: "Lehrerpoker - ohne Rücksicht auf Kinderseelen", deshalb auch unsere Benotung "mangelhaft" bei der "Erfüllung der Fürsorgepflicht gegenüber Lehrern" im "Armutszeugnis". Nach kurzer Rücksprache mit den Eltern nach der Protestaktion wurde im Übrigen der mehrheitliche Wunsch geäußert, es nicht bei dieser harmlosen Protestaktion zu belassen, sondern an bewährte"Mariahofer Schulstreiktage" im April 1964 anzuknüpfen, als unser Ortsteil überregional in der Presse vertreten war, da die damaligen Eltern mit ihren Kindern in einen dreitägigen Schulstreik traten (TV vom 8. April 1964). Jutta Albrecht Trier

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