Streit um altes Bahngelände geht weiter

Der Streit zwischen Stadt und Unternehmer Erland Knaf über die Bebauung des Ex-Eisenbahnareals in Trier-West geht weiter: Knaf droht mit Klagen, die Stadt mit Enteignung.

 Um die künftige Nutzung des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks in Trier-West (Bildmitte) gibt es weiter Streit zwischen Investor und Stadt Trier. TV-Foto: Gerhard Steinle

Um die künftige Nutzung des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks in Trier-West (Bildmitte) gibt es weiter Streit zwischen Investor und Stadt Trier. TV-Foto: Gerhard Steinle

Trier-West. Erland Knaf ist sauer auf Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Und auf Oberbürgermeister Klaus Jensen auch. "Keinen Quadratzentimeter verkaufe ich der Stadt", poltert der Eifeler Bauunternehmer und meint das mehr als 100 000 Quadratmeter große Gelände des Ex-Eisenbahnausbesserungswerks zwischen Eurener- und Luxemburger Straße.

2003 hatte Knaf die Brache von einer Privatgesellschaft gekauft, die sich - wie schon andere vor ihr - an der Entwicklung des Geländes die Zähne ausgebissen hatte. Auch die von Knaf ins Auge gefasste Musterhaussiedlung lehnte der damalige Baudezernent Peter Dietze ab. Die Ansiedlung des Discounters Aldi setzte Knaf mit Klagen durch. Ebenso erstritt er sich vor Gericht gegen die Stadt den Betrieb einer Bauschutt-Zerkleinerungsanlage auf dem Gelände. Zuletzt hatte er Investoren an der Hand, die die verfallene 15 000 Quadratmeter große Lokrichthalle in einen Baumarkt verwandeln und einen Sport- und einen Möbel-Discounter auf dem Gelände bauen wollten. Doch auch diese Vorhaben erlaubte die Stadt nicht und belegte das Gelände stattdessen mit einer Veränderungssperre.

Knaf wirft dem Bauamt in einem geharnischten Brief an OB Jensen "hinterlistige Methoden" vor: Die Stadt habe ihn hingehalten und über ein Jahr lang seine Ansiedlungspläne immer weiter verfeinern lassen, ohne ihm zu signalisieren, dass sie die Investoren ablehnen würde. Baudezernentin Kaes-Torchini hält dagegen: "Wir haben Herrn Knaf nie im Unklaren darüber gelassen, dass wir uns Baumarkt, Sport- und Möbeldiscounter - so, wie von ihm geplant - nicht vorstellen können." Immer wieder habe sie auf den Masterplan Trier-West verwiesen, den die Verwaltung nach mehr als zwei Jahren Planung im Februar vorgelegt hat und in dem die städtischen Visionen für die weitere baurechtliche Geländeplanung festgeschrieben sind. Entlang der Straße "Im Speyer" sieht der Entwicklungsplan beispielsweise Gewerbeflächen vor - nach Knafs Plänen sollten dort Parkplätze für seinen Baumarkt entstehen.

Doch die Differenzen zwischen seinen Vorstellungen und dem Masterplan sieht Knaf nicht als Grund für die Ablehnung seiner Bauanfragen. "Die Stadt beziehungsweise eine städtische Gesellschaft hat selbst Interesse an dem Gelände", behauptet der Unternehmer. Tatsächlich führt die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg - an der die Stadt 35 Prozent hält und deren Aufsichtsratsvorsitzende Kaes-Torchiani ist - Verhandlungen mit der Immobiliengesellschaft, der das benachbarte, ebenfalls brachliegende Gelände der insolventen Firma Eybl gehört. "Ja, wir haben Interesse und schauen uns das Areal derzeit ganz genau an. Bis Ende September wollen wir entscheiden, ob wir kaufen", sagt EGP-Geschäftsführer Jan Eitel. "Unsere Vorstellung ist, dass Herr Knaf uns sein Gelände zu einem vernünftigen Preis überlässt und wir dieses dann entwickeln", bestätigt wiederum Kaes-Torchiani.

Doch die Verkaufsverhandlungen sind im Keim erstickt: "Die Stadt bekommt das Eisenbahnausbesserungswerk nicht von mir", sagt Knaf. Seinen Baumarkt will er sich vor Gericht erstreiten, erster Verhandlungstermin ist am 1. September. "Und ich werde weiter Ideen entwickeln, Bauvoranfragen stellen und zur Not klagen."

Hält der Eifeler sich an seine Ansage, der Stadt "keinen Quadratzentimeter" zu verkaufen, würde das die Entwicklung des Geländes mindestens weiter verzögern. Denn wichtigster Punkt des Masterplans ist eine neue Straße, die die Stadt quer über das Areal bauen will, um dieses zu erschließen und Luxemburger- und Eurener Straße zu entlasten. "Wir werden natürlich versuchen, das vernünftig zu regeln. Aber zur Not lässt das Baurecht in solchen Fällen auch Enteignungen zu", sagt Kaes-Torchiani.

Meinung

Das Herz muss schlagen

Das Eisenbahnausbesserungswerk ist das Herz von Trier-West. Doch seit sich die Bahn 1986 zurückgezogen hat, schlägt es nicht mehr. Damit es nicht noch weitere Jahrzehnte stillsteht, müssen Stadt und Besitzer endlich an einem Strang ziehen. Weder darf Knaf meinen, mit einem möglichst großen Baumarkt und vielen Parkplätzen drumherum plus zwei weiteren Discountern neben dem bereits existierenden Aldi das Gelände hauptsächlich gewinnorientiert entwickeln zu dürfen. Noch darf die Stadt ihn weiterhin mit seinen Bemühungen und seinen Investoren gegen Wände laufen lassen. Immerhin hat die Verwaltung fast 25 Jahre gebraucht, um ihre Vorstellungen für das Gelände verbindlich zu formulieren. Jetzt muss sie zusehen, dass ihre ambitionierten Pläne auch in absehbarer Zeit in die Realität umzusetzen sind - und zwar so, dass auch Erland Knaf dabei nicht außen vor bleibt. c.wolff@volksfreund.de

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