Streitfall Egbert-Schule spitzt sich zu

Trier · Wird die marode und seit zweieinhalb Jahren geschlossene Grundschule Egbert im Stadtteil Trier-Ost saniert oder aufgegeben? Darüber könnte sich in den nächsten Wochen ein heftiger Streit in der Stadtpolitik entwickeln.

 Unscheinbar und marode: Die Egbert-Grundschule in Trier-Ost liegt seit zweieinhalb Jahren im Dornröschenschlaf. TV-Foto: Friedemann Vetter

Unscheinbar und marode: Die Egbert-Grundschule in Trier-Ost liegt seit zweieinhalb Jahren im Dornröschenschlaf. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier. Eingedrückte Zäune, ein wuchernder Garten, ein vergammeltes Schulgebäude, innen Schimmel und ein dicker Wasserschaden. Seit Herbst 2013 ist die Egbert-Grundschule, gelegen in einem parkähnlichen Grundstück unterhalb des Amphitheaters, wegen Bauschäden geschlossen. Die Kinder werden seitdem im benachbarten Stadtteil Kürenz unterrichtet, wo das Grundschulgebäude damals seit kurzem leer stand.Zwei oder fünf Millionen Euro?

Zuletzt sah es so aus, als hätten Eltern und Dominik Heinrich, grüner Ortvorsteher von Trier-Ost, ihren vehementen Kampf für den Erhalt der Grundschule Egbert verloren: Ein erstes Gutachten hatte ergeben, dass schon die bloße Instandsetzung der Egbert-Grundschule mindestens zwei Millionen Euro kosten würde. Komplett saniert wäre die Schule damit allerdings nicht: Für zwei Millionen Euro könnten lediglich die drei Pavillon-Klassenräume neu gebaut und das Hauptgebäude instand gesetzt werden. Neue Fenster und die Erneuerung von Toiletten, Dach, Elektrik und Heizung oder gar eine energetische Sanierung inklusive Neubau einer Turnhalle würde wohl mindestens vier bis fünf Millionen Euro kosten.Seit vier Jahren streiten sich Eltern und Stadtrat, wie es mit der Schule weitergehen soll (siehe Extra). Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) hatte sich im Wahlkampf 2014 deutlich gegen eine kostenträchtige Sanierung der Grundschule positioniert - insbesondere angesichts der Tatsache, dass im nahen Kürenz ein intaktes Grundschulgebäude bereitsteht und auch in der rund zwei Kilometer entfernten Grundschule Olewig Räume leer stehen.Auch Triers neuer Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig sieht die Sache kritisch. Um das erste Gutachten zu überprüfen, gab er kurz nach Amtsantritt ein zweites Gutachten in Auftrag. "Wir müssen zunächst die Sanierungskosten noch mal genau prüfen. Vielleicht geht es doch mit weniger Geld", erklärte er dazu im Interview mit dem TV im Juni 2015. "Wenn rauskommt, dass das nicht so ist, dann wird die Schule nicht bezahlbar sein", sagte Ludwig damals.Inzwischen liegt das zweite Gutachten vor. Zu dessen Ergebnis will Ludwig sich noch nicht öffentlich äußern. Zunächst soll die Sache bei der gemeinsamen Sitzung des Bau- und des Schulausschusses am Dienstag, 5. April, hinter verschlossenen Türen diskutiert werden. Überschrieben ist der Tagesordnungspunkt allerdings vielsagend mit "Wiederinbetriebnahme der Egbert-Grundschule".Ob und wie es mit dem Grundschulstandort weitergeht, soll letztlich der Trierer Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 12. Mai, entscheiden. "Bis dahin stelle ich mich auf harte Diskussionen zu diesem Thema ein", sagt Ludwig.Anders als SPD und FWG sprachen sich CDU und Grüne im Stadtrat zuletzt eindeutig für die Sanierung der Grundschule Egbert aus. Der Erhalt der Schule war einer der Mosaiksteine der schwarz-grünen Bündnisverhandlungen, die die beiden Parteien nach der Kommunalwahl 2014 eingingen. Die CDU hatte zuvor der Sanierung eher kritisch gegenübergestanden, schwenkte bei den Bündnisgesprächen aber auf die grüne Linie ein.Die Grünen stimmten wiederum der von der CDU gewollten Ansiedlung eines Drogeriemarkts auf dem Petrisberg zu - den sie vor den Bündnisverhandlungen noch strikt abgelehnt hatten (der TV berichtete mehrfach). Meinung

Nagelprobe für Dezernent und OBDass die Egbert-Grundschule im traditionellen Grünen-Wähler-Stadtteil Trier-Ost erhalten bleiben soll, gehörte zu den Vereinbarungen der Bündnisverhandlungen zwischen CDU und Grünen. Bau- und Schuldezernent Andreas Ludwig befindet sich daher auf einem Minenfeld: Spricht er sich gegen die Sanierung aus, stößt er nicht nur die eigene Partei vor den Kopf, sondern das ganze Mehrheitsbündnis im Stadtrat - dessen Votum er noch für so einige schwierige Entscheidungen benötigen wird. Mit einem Zweitgutachten, das die vom ersten Gutachten veranschlagten Instandsetzungskosten überprüfen sollte, hat sich Ludwig bei der schwierigen Sache zwar ein Jahr Zeit verschafft - in Luft aufgelöst hat sich das Problem allerdings nicht. Oberbürgermeister Leibe hatte sich in seinem Wahlkampf klar gegen eine Sanierung um jeden Preis ausgesprochen. Dass Leibe - anders übrigens als sein Amtsvorgänger Klaus Jensen - in die Verantwortungsbereiche seiner Dezernenten hineinregiert, könnte Dezernent Ludwig bei dieser politischen Machtprobe zupasskommen. c.wolff@volksfreund.deExtra

März 2013: Entgegen eines Fachgutachtens zur Zukunft der Trierer Schullandschaft und gegen die Empfehlung des damaligen Stadtvorstands beschließt der Trierer Stadtrat, dass die Egbert-Grundschule erhalten bleiben soll. Oktober 2013: "Wir wollen hier nicht mehr unterrichten!", schreibt das Kollegium der Egbert-Schule der damaligen Schuldezernentin Angelika Birk. Kurz zuvor waren in der Raumluft der Schule Schimmelsporen gefunden worden. Die Schule wird geschlossen, der Schulbetrieb in die leerstehende Kürenzer Grundschule ausgelagert. Herbst 2014: Ein erstes Gutachten weist Instandsetzungskosten von zwei Millionen Euro aus. Sommer 2015: Der neue Baudezernent Andreas Ludwig beauftragt ein zweites Gutachten. März 2016: Das Ergebnis des Zweitgutachtens liegt vor, soll aber zuerst in den politischen Gremien beraten werden. woc

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