"Streng vertrauliche Unterlagen"

TRIER. Die Gesellschafter der Castel Trier GmbH haben auf die TV-Berichte über die finanziellen Schwierigkeiten der Arena Trier reagiert, die das Wirtschaftsjahr 2003/2004 mit einem Verlust von 390 000 Euro abgeschlossen hat. Das Zitieren des Wirtschaftsprüfungsberichtes sei "unzulässig", die Berichterstattung "schadet sowohl der Betreibergesellschaft als auch der Stadt Trier".

In einem Schreiben an den TV moniert Marc Brucherseifer, Vorstand des Castel-Gesellschafters Betreibergesellschaft für Sport- und Veranstaltungsstätten AG (BSV) mit Sitz in Köln, es sei in den TV-Berichten aus "streng vertraulichen betriebsinternen Unterlagen" zitiert worden. Das sei unzulässig. "Ein Wirtschaftsprüfungsbericht ist ein unternehmerisches Papier, das nicht zur Veröffentlichung in einer Tageszeitung gedacht ist." Brucherseifer kritisiert ferner, die TV-Darstellung habe "zu falschen Interpretationen und Aussagen geführt". Ebenso wie der BSV-Vorstand nimmt auch Castel-Geschäftsführer Claus Binz in einem Brief Stellung. Das Institut für Sportstätten-Beratung GmbH (IFS), dessen Geschäftsführer er ist, sei nicht Gesellschafter der Castel GmbH. Binz wertet die Darstellung im TV als Indiz für "eine sehr oberflächliche Recherche". Wie sich herausstellt, ist in der Tat neben der Stadt Trier (40 Prozent) und der Firma Goldbeck Bau (30 Prozent) die BSV (30 Prozent) Gesellschafter der Castel GmbH - und nicht die IFS. Das bestätigte auf TV-Anfrage die Stadtverwaltung Trier. Weitere Recherchen ergaben interessante Hintergründe, die weder Marc Brucherseifer noch Claus Binz in ihren Schreiben erwähnen: So präsentierte die Verwaltung dem Trierer Stadtrat am 2. Oktober 2001 zur Sitzung, in der er den Beschluss zum Bau und der Betreibung der Großraumhalle fällte, in einer Vorlage die Stadt Trier sowie die Firmen Goldbeck und IFS als Arena-Betreiber. Als zwei Monate später am 18. Dezember 2001 die Gesellschaft gegründet wurde, tauchte der Name IFS jedoch nicht mehr auf. Stattdessen wurde im Notarvertrag die Aktiengesellschaft BSV aus Köln als dritter Gesellschafter benannt. Der Stadtrat erfuhr von dieser Änderung, die ohne seine Zustimmung oder zumindest ohne eine Information nicht hätte erfolgen dürfen, zunächst nichts. Als der Trierische Volksfreund am 18. Dezember 2003 über Riverside-Besitzer und Arena-Gastronom Bernd Gritzmacher berichtete, er wolle seinen 24,9-prozentigen Anteil an der Castel GmbH ruhen lassen, herrschte im Stadtrat große Verblüffung. Niemand wusste etwas davon, dass Gritzmacher Betreiber geworden war. In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Dezernatsausschusses III wurden die Kommunalpolitiker am 14. Januar 2004 von Sportdezernent Georg Bernarding in die Vorgänge rund um die Castel GmbH nachträglich eingeweiht. In einem Protokoll dieser Sitzung, das dem TV vorliegt, heißt es in Bezug auf Gritzmacher: "Entsprechend dem Stadtratsbeschluss, nach Möglichkeit weitere Gesellschafter aufzunehmen, haben die Gesellschafter der Castel GmbH mit der Riverside GmbH über eine Beteiligung an der Gesellschaft verhandelt. Dies wurde auch notariell am 18.10.2002 beurkundet. Da die Riverside GmbH ihren Zahlungsverpflichtungen nie nachgekommen ist, wurde sie folglich auch nie Mitglied in der Betreibergesellschaft. Daher wurde rückwirkend zum gleichen Datum (18.10.2002) eine Rückübertragung der Gesellschaftsanteile, so wie sie vorher bestanden haben, beantragt." Dass offenbar ein entsprechender zweiter Notarvertrag erst rund ein Jahr nach dem ersten geschlossen wurde, geht aus dem Protokoll nicht hervor."Gesellschafter der BSV sind identisch mit der IFS"

Erwähnt wurde im Protokoll erstmals, dass nicht die Firma IFS, sondern die BSV AG Gesellschafter der Castel GmbH sei. Die Erklärung laut Niederschrift: "IFS, das ist Dr. Binz, hat mit seinem Institut für Sportstättenberatung die ganze Entwicklung der Halle begleitet und ist als Sportstättenberater für weitere Hallen im Gespräch. Da er auch andere Städte, die Hallen bauen wollen, berät, wollte er aus diesem Grunde keine direkte Beteiligung mehr haben. Dies vor allem deshalb, weil er Gesellschafter in der Castel GmbH ist und dieses besondere Engagement beim Bau anderer Hallen nicht einbringen möchte." Weiter heißt es: "Die Gesellschafter der BSV sind identisch mit der IFS Dr. Binz & Partner." Nachdem der TV die Zusammenhänge aufgedeckt hatte und der Stadtrat informiert werden musste, räumten Oberbürgermeister Helmut Schröer und Sportdezernent Georg Bernarding am 21. Februar 2004 "formale Fehler" ein. Der Stadtrat habe die Thematik behandeln müssen. Dies sei "versehentlich" nicht geschehen.

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