Stromtrasse von Thalfang nach Osburg: Leitung kommt nun doch in die Erde

Osburg/Naurath/Thalfang · Gute Nachricht für alle Gegner der geplanten Hochspannungsleitung vom Hunsrück nach Osburg: RWE kündigt überraschend an, statt der günstigeren Freileitung nun doch auf eine Erdkabel-Lösung zu setzen. Möglich werde dies durch den Einsatz moderner Technik.

 Ihr Wunsch wird nun erfüllt: Die Bürgerinitiative Pro-Erdkabel-Hochwald setzt sich seit fast drei Jahren dafür ein, dass die neue Hochspannungsleitung vom Hunsrück nach Osburg unterirdisch als Kabel verlegt wird – hier eine Aufnahme vom Protest 2013 in Farschweiler. TV-Foto: Archiv/Christa Weber

Ihr Wunsch wird nun erfüllt: Die Bürgerinitiative Pro-Erdkabel-Hochwald setzt sich seit fast drei Jahren dafür ein, dass die neue Hochspannungsleitung vom Hunsrück nach Osburg unterirdisch als Kabel verlegt wird – hier eine Aufnahme vom Protest 2013 in Farschweiler. TV-Foto: Archiv/Christa Weber

Foto: Christa Weber (cweb) ("TV-Upload Weber"

Osburg/Naurath/Thalfang. "Wahnsinn! Toll! Ich bin völlig platt" ist die spontane Reaktion von Elke Morgen, Vertreterin der Bürgerinitiative Pro-Erdkabel-Hochwald, als der TV ihr am Mittwoch die gute Nachricht überbringt: Die RWE-Tochter Westnetz hat soeben per Mitteilung verkündet, dass sie die geplante 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung von Thalfang nach Osburg als Erdkabel verlegen will.
Genau das fordert die Bürgerinitiative (BI) schon seit Anfang 2013, als die Pläne für die neue Stromtrasse öffentlich bekannt wurden. Seither haben die Planer jedoch immer wieder betont, dass die Freileitung "nicht genehmigungsfähig" sei. Der Knackpunkt: die geschätzten Kosten von 50,8 Millionen für das Kabel gegenüber 11,3 Millionen Euro für die Freileitung. Damit sei die Vorgabe im Energiewirtschaftsgesetz, dass Erdkabel für eine 110-KV-Leitung nur maximal das 2,75-Fache einer vergleichbaren Freileitung kosten dürften, nicht zu erfüllen.Weniger Strom einzuspeisen


Warum es nun doch aufs Erdkabel hinausläuft, erklärt Westnetz-Sprecher David Kryszons: Der Konzern habe "die Netzplanung in der Region Hunsrück aktualisiert" und dabei "neue Technologien zur effizienteren Netznutzung" einbezogen. Diese bewirkten, dass ein größerer Teil des aus dem Hunsrück erwarteten Windstroms ins vorhandene Netz eingespeist werde könne. Dadurch sinke der Stromanteil, den die neue Leitung transportieren soll. Gleichzeitig machten "neue Kabeltechnologien" die Erdverkabelung "effizienter". Somit sinke der Kostenfaktor fürs Erdkabel "unter die gesetzliche Hürde von 2,75". "Deutlich teurer" als die Freileitung sei das Kabel allerdings immer noch, sagt Planer Karl Stephan Steinbach. Die genauen Kosten seien noch nicht berechnet.
Sprecher Kryszons sieht auch Vorteile für den Zeitplan: Für die Freileitung hätte Westnetz ein zweistufiges Planungsverfahren beantragen müssen, was bis zu acht Jahre gedauert hätte. Darin hätte auch die Öffentlichkeit gehört werden müssen. Weil man die Kabel an vorhandenen Wegen und Straßen entlangführen werde, sei der Genehmigungsprozess "einfacher und schneller". Westnetz erwarte den Baubeginn für 2018, den Betriebsbeginn für 2019.
Elke Morgen ist überzeugt, dass auch der frühzeitige Protest der BI zu diesem Umdenken geführt hat: "Es war wohl alles zusammen. Aber unsere Öffentlichkeitsarbeit hat gemeinsam mit der Lokalpolitik sicher dazu beigetragen, dass man über andere Möglichkeiten nachgedacht hat."
In den betroffenen Verbandsgemeinden herrscht Erleichterung. Michael Hülpes, Bürgermeister der VG Hermeskeil, hält die Entscheidung für "sehr positiv", vor allem für die Orte Bescheid und Naurath, an denen die Freileitung möglicherweise vorbeigeführt hätte. RWE habe durch diesen Schritt "sehr viel Zündstoff aus der Sache herausgenommen", sagt der Ruwerer VG-Chef Bernhard Busch und lobt die Transparenz: "Wir wurden immer frühzeitig informiert - auch jetzt." Für den Thalfanger Kollegen Marc Hüllenkremer wurde "eine gute Lösung im Sinne der Bürger" gefunden, die man nicht "über Gebühr belasten" könne. Landrat Günther Schartz erklärt: "Neue Stromtrassen sind für das Gelingen der Energiewende notwendig. Wenn sie als Erdkabel möglich sind, erhöht das die Akzeptanz deutlich."Meinung

Vorteile für alle BetroffenenLange sah es so aus, als würde der Protest der Bürger im Hunsrück, im Hochwald und im oberen Ruwertal gegen die Strom-Freileitung ins Leere laufen. RWE hat zwar stets über die Planungen informiert. Aber es schien so, als werde die Freileitung als alternativlos betrachtet. Die Forderung nach dem Erdkabel wurde immer mit dem Hinweis auf die hohen Kosten gekontert. Umso schöner, dass RWE nicht auf stur geschaltet hat. Die Entscheidung für das Erdkabel ist die richtige: Es profitieren alle Beteiligten. Die Bürger in erster Linie, weil sie von ihren Dörfern aus nicht auf massive Masten und wuchtige Leitungen blicken müssen. Das gilt insbesondere für die Menschen in Lorscheid, Herl und Farschweiler, vor deren Haustür bereits eine Freileitung verläuft. Vorteile gibt es aber auch für Westnetz: Der Konzern erspart sich ein langes Verfahren, das womöglich durch Bürgerproteste weiter verzögert worden wäre. Und es sichert deutlich schneller als geplant die Netzkapazitäten für den erwarteten Strom aus der Windkraft. c.weber@volksfreund.de

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