Studenten legen Verkehr lahm

Überfüllte Hörsäle, ausgebuchte Seminare, chronischer Dozentenmangel: Während die Uni Trier derzeit aus allen Nähten platzt, formiert sich unter den Studenten Widerstand: Auf der gestrigen Vollversammlung verabschiedeten sie auf Vorschlag des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) eine Resolution gegen die schlechten Studienbedingungen - und legten aus Protest den halben Petrisberg lahm.

 Nichts geht mehr: Die Studenten protestieren gestern erneut gegen die schlechten Studienbedingungen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Nichts geht mehr: Die Studenten protestieren gestern erneut gegen die schlechten Studienbedingungen. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!", skandierten rund 300 wütende Studenten der Universität Trier am gestrigen Nachmittag. Mit Transparenten und Trillerpfeifen bewaffnet, nahmen sie kurzerhand den Kreisverkehr auf dem Petrisberg nahe dem früheren LGS-Gelände ein - aus Protest gegen die schlechten Studienbedingungen, die sich zum Wintersemester noch deutlich verschärft haben (der TV berichtete mehrfach).

Eine halbe Stunde lag ging nichts mehr für Autofahrer und Bus-Passagiere - daran konnte auch die anrückende Polizei nicht viel ändern. Teilweise kam es auf den Zufahrtsstraßen, vor allem im Stadtteil Kürenz, zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. "Mit dem Protest wollten wir erreichen, dass das Anliegen der Trierer Studenten im Hinblick auf die inakzeptablen Studienbedingungen noch mehr Aufmerksamkeit bekommt", sagte Justus Geschonneck, Asta-Referent für Hochschulpolitik. Die wartenden Autofahrer nahmen das Ereignis zumeist geduldig hin: "Ich habe für das Anliegen vollstes Verständnis und kann die Studenten gut verstehen", sagte eine Fahrerin, die einen unfreiwilligen Stopp einlegen musste.

Dem Protestmarsch vorangegangen war eine Vollversammlung der Studierendenschaft vor der Mensa am frühen Nachmittag. Dort stellte der Asta eine "Resolution bezüglich der schlechten Studienbedingungen" vor, die von rund 400 anwesenden Studenten mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Kern des Papiers sind Forderungen nach Sofortmaßnahmen und langfristigen strukturellen Änderungen. "Zur sofortigen Verbesserung fordern wir mehr Dozenten, mehr Räume und mehr Wohnraum für die Trierer Studenten", sagte Asta-Sprecher Florian Krause. Ferner sprechen sich die Interessenvertreter in der Resolution gegen Studiengebühren jeder Art aus. Langfristig werden eine freiere Gestaltung des Stundenplans, die Einführung eines Orientierungssemesters und die Einrichtung eines Teilzeitstudiums gefordert, was mit den derzeitigen Strukturen der Bachelor/Master-Studiengänge noch nicht vereinbar ist.

In einem offenen Brief der Erstsemesterstudenten des Fachs Pädagogik an Uni-Präsident Peter Schwenkmezger bekräftigten die Studierenden die Notwendigkeit einer schnellen Kurskorrektur. Vereinzelt wurden sogar Stimmen laut, die den Rücktritt des Präsidenten forderten.

Für die Zukunft kündigte der Asta daher weitere Protestaktionen an. In welcher Weise die Studenten zukünftig ihren Protest artikulieren werden, ist noch unklar - mögliche Streiks sind dabei nicht ausgeschlossen.

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