Universität Auch Studenten leiden unter der Pandemie

Trier · Eine Studie der Universität Trier zeigt, wie hoch die Belastung durch Corona ist. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zum Campus ist groß – diese Entscheidung kann allerdings nicht die Uni treffen.

 Vorlesung am Laptop statt im Hörsaal: So erleben Studierende die digitalen Semester.

Vorlesung am Laptop statt im Hörsaal: So erleben Studierende die digitalen Semester.

Foto: Universität Trier

Der Wecker klingelt. Ein kurzer Blick auf die Uhrzeit – nur noch eine halbe Stunde bis zum Beginn der ersten Vorlesung. Vor einenhalb Jahren wäre das für viele Studierende noch ein Grund zur Panik gewesen. In Corona-Zeiten ist das aber kein Problem: Einfach raus aus dem Bett, ran an den Schreibtisch, den Computer anmachen und schon kann es losgehen. Denn: Seit Beginn des Sommersemesters 2020 sind viele Veranstaltungen nicht vor Ort an der Universität, sondern laufen pandemiebedingt digital ab.

Was entspannt klingen mag, ist aber für viele Studierende nach fast drei Corona-Semestern eine Belastung. Das hat jetzt eine aktuelle Studie an der Universität Trier ergeben, an der im Zeitraum vom 7. bis 24. 1806 Studierende teilgenommen haben. Von diesen haben lediglich 10 Prozent das Studium unter Corona-Vorzeichen als einfacher empfunden, für 90 Prozent stellte es sich dagegen als schwieriger bis deutlich schwieriger dar. Damit geht einher, dass sich rund 60 Prozent der Befragten mehr Sorgen um ihren Studienerfolg und die eigenen Perspektiven machen. Zudem zeigt sich in der Umfrage eine starke Tendenz zu einer erhöhten Arbeitslast für Studierende. Dies könne laut der Universität auf die fehlenden Erfahrungen im Bereich der digitalen Lehre zurückzuführen sein. Denn Dozenten mussten ihre Materialien und Aufgaben ebenfalls an die veränderten Bedingungen anpassen.

Auch das Sozialleben und die psychische Verfassung der Studierenden haben unter den Corona-Semestern gelitten. Für über 80 Prozent der Teilnehmer erschwerte sich die Kommunikation mit ihren Kommilitonen, ungefähr drei Viertel der Befragten gaben an, sich in einer etwas oder sogar viel schlechteren seelisch-emotionalen Verfassung zu befinden.

Im Kontrast dazu sind im Hinblick auf das kommende Halbjahr 60,4% der Teilnehmer positiv eingestellt. Eine Einstellung, die von den Verantwortlichen an der Universität gerne geteilt wird. Allerdings haben diese keine uneingeschränkte Handlungsfreiheit. Michael Bosjnak, Leiter der Psychologieabteilung, äußerte sich zu Zukunftsplänen: „Leider können wir nicht frei öffnen und schließen. Wir sind von den Entscheidungen der Politik abhängig und müssen uns danach richten.“ Beispielsweise die Abstandsregelungen müssten für ein Präsenzsemester angepasst werden – momentan könnten beispielsweise im Audimax, der 550 Menschen fasst, nur 75 Studierende vor Ort sein. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen scheint die Universität Trier allerdings „genau richtig“ mit der Pandemie umgegangen zu sein – so beurteilen das jedenfalls über 60 Prozent der Studienteilnehmer.

Bei der Vorstellung der Studienergebnisse zieht auch das Personal der Universität Trier eine Bilanz aus der Corona-Situation. Betont wird, dass die Erfahrungen aus den Corona-Semestern einen starken Beitrag für die digitale Kompetenz geliefert haben. Als große Frage für das Jahr 2021 stehe dabei im Raum, wie man in Zukunft bestimmte Veranstaltungsformate gewährleisten könne, erklärt Michael Jäckel, Präsident der Universität. Hilfsangebote der Universität müssten ebenfalls stärker beworben werden – diese werden laut Jäckel aktuell nämlich nur gering in Anspruch genommen.

Die Unigebäude werden jedoch nicht aus den Augen verloren, bekräftigt Michael Jäckel: „Das Schlimmste was wir uns vorstellen könnten ist, dass die Gebäude durch die digitale Lehre langzeitig eingeschränkt oder abgebaut werden. Im Endeffekt bleibt der Campus ein wichtiger Teil der Universität.“ Mit der Aufstellung einer Teststation an der Universität und möglichen Lockerungen können Studenten eventuell auch wieder die Uni besuchen – und das nicht nur digital. 

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