Stürmischer Geigenderwisch

TRIER. Mühelos füllten sie den großen Tufasaal: Der "Teufelsgeiger" Mani Neumann und sein Trio "Farfarello" gastierten mit ihrem neuen Album "14" in Trier. Folklore mit Klassik- und Pop-Elementen - das verbindet diese Musik.

Die Augen geschlossen, den Körper gekrümmt, offener Kragen, die langen Haare strähnig im Gesicht - so sieht Mani Neumann aus, kurz bevor er den Bogen hebt, die Geige zwischen Kopf und Schulter klemmt, um im nächsten Augenblick samt Instrument herumzuwirbeln. "Teufelsgeiger" wird er genannt. Der Titel ist berechtigt, wenn er über die Bühne im großen Tufasaal springt und ein Rosshaar nach dem anderen vom Bogen reißen muss, weil diese bei seinem feurigen Spiel nicht lange bestehen können. Neben ihm Urs Fuchs am E- und Kontrabass. Und Ulli Brand, mit dem Neumann 1982 die Gruppe "Farfarello" gegründet hat - benannt nach einer mythologischen Gestalt, einem kleinen, koboldartigen Zauberwesen des Balkan. Ihre Musik ist stark geprägt von Folklore, der sie Klassik- und Pop-Elemente beifügen: Schnelle Geigenläufe und sphärische Klänge, federnder Rhythmus - das alles wechselt sich ab bei einem Konzert von "Farfarello". Vor 20 Jahren ging die Band erstmals auf Tournee: in den Niederlanden und anschließend auch in Deutschland. "Farfarello" reiste als Kulturrepräsentant des Landes Nordrhein-Westfalen nach Moskau, trat in Kreta auf, in Lissabon und Zürich. Immer öfter wurden sie auch zu Fernsehauftritten eingeladen. Sie wirkten bei einem zweiteiligen Fernseh-Spielfilm mit und gaben bereits 1992 ihr 1000. Konzert. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens erweiterten sie vor kurzem ihr Repertoire und musizierten mit der "Neuen Lausitzer Philharmonie". Zur Zeit ist Mani Neumann mit seinem Trio auf Konzertreise, auf der das neue Album "14" vorgestellt wird. Tatsächlich ist es auch ihre 14. Platte. Als musikalische Gäste konnten sie für die Studioproduktion Marcin Masecki (Konzertflügel), Charly T. (Schlagzeug), Cherry Gehring (Piano), Nippy Noya und José Cortijo (beide Perkussion) gewinnen. In Trier trat allein das Trio auf, und es füllte mühelos den großen Saal der Tuchfabrik. Das Publikum klatschte hellauf begeistert, schnippte mit den Fingern, fühlte sich bestens unterhalten. Meist kündigte Ulli Brand die Stücke an, beispielsweise "Herr der Zeit", "der schwarze Hut" oder "Mephisto". Brand scherzte dabei gut gelaunt, Mani Neumann erwies sich nicht nur als stürmischer Geigenderwisch, der beim Spiel vor Leidenschaft beinah explodiert, sich selbst immer wieder hin und her schmeißt und ganz in seiner Musik aufzuleben scheint. Auch als routinierter Unterhalter, der es versteht, sich witzig und charmant zu geben, präsentierte er sich: "Eigentlich wollten wir das Orchester mitbringen", meinte er etwa vor der Pause. "Wir mussten uns entscheiden: Ihr oder das Orchester. Wir haben uns für Euch entschieden."

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