Stützmauer: Baustellen-Marathon in Trier-Olewig geht weiter

Trier · Der Neubau der Stützmauer entlang des Weinbergs oberhalb des Amphitheaters geht weiter. Autofahrer müssen sich erneut auf monatelange Staus einstellen. Wer sich über die seltsamen Hubbel auf dem bereits sanierten Mauerteil wundert: Die sind Absicht.

 Alles andere als glatt: auf der sanierten Mauer in Olewig finden sich viele Hubbel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Alles andere als glatt: auf der sanierten Mauer in Olewig finden sich viele Hubbel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Von Genuss zu sprechen, wäre zu hoch gegriffen. Aber eine Fahrt durch die Olewiger Straße kommt zurzeit durchaus einem kleinen Wellnessaufenthalt nahe - zumindest im Vergleich zum vorigen Spätsommer.
Während der monatelangen Sanierung der Stützmauer entlang des Weinbergs und der damit einhergehenden halbseitigen Sperrung der Fahrbahn staute sich der Verkehr damals täglich. Im abendlichen Berufsverkehr häufig durch den Kreisel an den Kaiserthermen zurück bis weit hinters Stadtbad.
Wer daran glaubt, dass solche besonders nervigen Situationen das eigene Karma weiterentwickeln, darf sich nun freuen: Anfang Mai wird die Olewiger wieder zur Staustraße. Das restliche Mauerstück wird dann saniert - mit Sperrungen und Ampelschaltungen bis in den September.
Allen anderen Pendlern dürfte davor vermutlich eher grauen. Eigentlich sollte die Baustelle bereits im April weitergehen. Weil die Stadt derzeit allerdings in der Ostallee baut - inklusive Teil- und Vollsperrungen (der TV berichtete mehrfach - weiter geht es dort heute und dann kommenden Donnerstag) - und Autofahrern nicht zwei Baustellen hintereinander zugemutet werden sollten, beginnen die Arbeiten an der Stützmauer erst Anfang nächsten Monats, voraussichtlich am Montag, 5. Mai.
Zuerst wird das im vorigen Jahr nicht ganz fertig sanierte Stück vollendet. Projektleiter Hermann Steffgen: "Dort muss der alte Mauerstumpf noch abgetragen und die neue Betonverschalung ergänzt werden." Diese Arbeiten dauern bis Mitte Juni.
Anschließend wandert die Baustelle hoch Richtung Olewig. Saniert wird dann das letzte verbleibende alte Mauerstück - 40 Meter davon sind in Privatbesitz eines Olewiger Winzers, 90 Meter gehören der Stiftung Vereinigte Hospitien. Auch auf diesen 130 Metern wird die alte, marode Natursteinmauer durch eine Betonverschalung ersetzt.Ein kleines Stück bleibt stehen


Ein kleines Stück der historischen Mauer bleibt allerdings erhalten: An der Einmündung der Sickingenstraße wird - in Absprache mit dem Denkmalschutz der Stadt - die Steinmauer lediglich durch Ausbesserungen stabilisiert.
Außer diesem Originalstück erhält die Mauer auf der gesamten Länge - inklusive des Stücks, das auf Höhe des Thiergartentals von der Hauptstraße abknickt - eine mit Spritzbeton nachgeahmte Einzelstein-Oberfläche (siehe Extra). Im September soll die neue Betonwand schließlich komplett fertig sein. Bis dahin wird die Bergabspur der Olewiger Straße, über die täglich rund 24 000 Autos rollen, am jeweiligen Bauabschnitt gesperrt. Die verbleibende Spur wird per Ampel wechselnd für den Bergab- und Bergaufverkehr freigegeben.Extra

Von einer Natursteinmauer optisch kaum zu unterscheiden sein sollte das künstliche Relief, das per Spritztechnik auf die neue glatte Betonwand an der Olewiger Straße aufgebracht wurde. Statt einem kunstvoll gemauerten, ebenmäßigem Bauwerk gleicht die Fassade allerdings einer Mondlandschaft: Im Abstand von ein bis zwei Metern erheben sich über die gesamte Fläche Dutzende halbkugelförmige Hubbel mit einem Durchmesser von rund 40 Zentimetern. Die unregelmäßige Optik ist laut Hermann Steffgen, Projektleiter des Landesbetriebs Bau- und Liegenschaftsbetreuung (LBB), so eingeplant und beabsichtigt: "Die unter dem Relief liegende Betonverschalung ist mit langen Erdnägeln im Hang befestigt. Die Köpfe dieser Nägel heben sich von der Verschalung ab, darüber bilden sich die Erhebungen." Um der Mauer ein glattes Erscheinungsbild zu geben, wäre eine zusätzliche Schicht Beton nötig gewesen. Steffgen: "Ein Aufwand, den sich nur sehr reiche Bauherren leisten können." Apropos Kosten: Wer die rund zwei Millionen Euro teure Mauer zahlen muss, steht immer noch nicht fest. Bislang ging die Stadt davon aus, dass die Mauerbesitzer - also Land, Privatmann aus Olewig und Vereinigte Hospitien - jeweils für die Instandhaltung des Stützwerks sorgen müssen. Mittlerweile haben die Hospitien allerdings ein Urteil des Verwaltungsgerichts aus dem Hut gezaubert, das die Kosten für den Erhalt solcher Mauern den Kommunen zuschreibt (der TV berichtete). woc

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