Süße Glocken, saure Gurken

Mein Lieblingslied zur Weihnachtszeit ist "Süßer die Glocken nie klingen". Dabei wird mir immer so warm ums Herz. "S'ist als ob Engelein singen - wieder von Frieden und Freud'." So wie immer beim Trierer Weihnachtsmarkt.

Jedes Jahr esse ich an der gleichen Ecke auf dem Hauptmarkt eine süße Dampfnudel mit heißen Kirschen. Und meine Frau Bärbel bringt ihrer Mutter Tannengrün mit. Doch diesmal ist alles anders. Die Stadt lagert die Blumenhändler zum Kornmarkt aus. Einer fehlt dann zum ersten Mal nach 100 Jahren und fünf Generationen, hat der mir erzählt. Wobei: Nichts gegen den Kornmarkt. Das ist ein toller Platz geworden, seit die Stadt dort die Autos verbannt hat. Da sitz' ich oft stundenlang und gucke mir die Leute an. Aber die Massen drehen eben ihre Runden auf Hauptmarkt und Domfreihof. Gerade in der kalten Saure-Gurken-Zeit brauchen die Blumenfrauen die Laufkundschaft, um sich mit dem Verkauf von Kränzen ins Frühjahr zu retten. Deshalb sind die total sauer auf die Stadt. Bin mal gespannt, ob rechtzeitig zum Advent wieder Frieden und Freude einkehren. Und dann alle zusammen singen: "Süßer die Glocken nie klingen."

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