Videoarbeit Installation in der Galerie Junge Kunst Trier

Trier · Suse Itzels Videoarbeit „Wir haben so schön geschlafen“ erzählt die Geschichte eines realen Gebäudes. Die Architekten Ernst und Wilhelm Langloh gewannen 1926 einen Wettbewerb für den Neubau einer Schule in Hamburg Niendorf.

Aufgrund einer Erweiterung des nahegelegenen Flughafens wurden die oberen zwei Stockwerke des Gebäudes Anfang der 60er-Jahre abgetragen. Die Leerstellen zwischen den Fakten von Aufbau und Rückbau wurden durch Spekulation ergänzt. So behauptet der Videofilm „Wir haben so schön geschlafen“, dass einer der beiden Architekten selbst in der – imaginären – Kommission sitzt, die den Rückbau des Gebäudes beschließt. Nach dem 2. Weltkrieg forcieren die Brüder Langloh demnach den Teilabriss ihres eigenen Gebäudes. Ernst Langloh werden die Worte in den Mund gelegt: „Ich hätte 200 Bauten gegeben, wenn ich dafür unsere Toten hätte zurückbekommen können.“ Ein spekulativer Briefwechsel zwischen den Brüdern und ihrer fiktiven Schwester Nathalie Langloh begleitet die Auf- und Abbaugeschichte des Gebäudes. Der Briefwechsel erscheint anläßlich der Ausstellung im Kunstverein Trier in kleiner Auflage als Künstlerbuch.
Mit Kulissen und Modellen imitiert Itzel Zerstörungs- und Zerfallsprozesse. In ihren Videoarbeiten werden die Gegenstände oder der Raum selbst zu Akteuren. Der Mensch bleibt dabei stets ein Abwesender. Wie in einem Marionettenspiel entfalten die Dinge ein Eigenleben. Das präparierte Material wir lebendig. Raum gerät in Bewegung, der Boden beginnt zu wabern, Wände zerbröseln und die Architektur gerät aus den Fugen. Das Gewöhnliche, Alltägliche kippt ins Unheimliche. In raumgreifenden Installationen wird der Prozess der Verwandlung in einem Moment festgehalten.

Die Eröffnung ist am Freitag, 1. März, 20.30 Uhr, in der Galerie Junge Kunst, Karl-Marx-Straße 90, in Trier. Die Installation wird noch bis Samstag, 30. März gezeigt.

Die Öffnungszeiten sind samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung. Weitere Informationen unter www.junge-kunst-trier.de/aktuell

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