Tabak und Tomaten

TRIER. Warum wurde die EU gegründet, welchen Nutzen hat sie heutzutage und wo liegen die Gefahren? Im Rahmen der Europa-Wochen befassten sich die Zwölftklässler des Friedrich-Spee-Gymnasiums mit der EU.

"Deutschland ist doch nur der Zahlmeister in Europa, subventioniert zum größten Teil die Osterweiterung", wirft ein Schüler ein, als der Landesvorsitzende der Europa-Union Rheinland-Pfalz, Ernst-Ludwig Göpfert, den jungen Leuten die Geschichte der Europäischen Union vorstellt. "Die EU - Bedrohung oder Chance?", lautet der Titel seines Vortrages. "Rechnet sich Europa für Deutschland überhaupt?", fragt Göpfert rhetorisch sein junges Publikum. Dann erläutert er, wieso die EU aus wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich für Deutschland sei. Und dass der hohe Handelsüberschuss die Zahlungen bei weitem wettmache. Dann gerät auch der Experte ins Grübeln

"Ein großer gemeinsamer europäischer Markt steigert das Wirtschaftswachstum, fördert die Forschung, die Bildung und die Sicherung von Arbeitsplätzen", erklärt Göpfert den Zwölftklässlern. Warum es nicht in allen europäischen Ländern den Euro gebe, will dann eine Schülerin wissen. Und ob ein Land auch aus der EU hinausgeworfen werden könne. Bei dieser Frage kommt auch der Experte Ernst-Ludwig Göpfert ins Grübeln. Schließlich entbrennt eine heiße Diskussion um das Thema "Rauchen". Ein Lehrer fragt: "Wieso werden von der EU zum einen die Tabakanbauer subventioniert, zum anderen ist aber die Tabakwerbung verboten? Will die EU nun das Rauchen fördern oder nicht?" Und ein Schüler kontert spontan: "Meinen sie das so, wie sie es gesagt haben, oder wollen sie nur provozieren?" Die Zuhörer lachen.Subventionen und der Überschuss

Göpfert bemüht sich daraufhin zu erläutern, dass die Agrarsubventionen - und auch die für den Tabakanbau - schon sehr heruntergefahren worden seien. "Agrarsubventionen" - ein wichtiges Stichwort ist gefallen. Ein junger Mann erwähnt die Berge weggeworfener Tomaten, über die in einem Schulbuch der zehnten Klasse berichtet wird. So diskutiert man über die Überproduktion und das Für und Wider der Entwicklungshilfe. Auch so brisante Punkte wie der EU-Beitritt der Türkei werden angesprochen. Wie sind denn überhaupt die Kriterien? Wo hört Europa auf? Und welche Rechte haben die EU-Mitgliedsstaaten? "Ich würde mein Recht nicht abgeben wollen, kommunale und nationale Politik auf Länderebene zu gestalten", wirft ein Schüler lebhaft ein. Allgemeines Lachen und Klatschen ist die Reaktion. "Viele Leute fühlen sich einfach nicht als Teil der EU", entgegnet ein Mitschüler. "Viele denken immer nur an die Wahrung ihrer eigenen Interessen... warum können die Menschen nicht näher zusammenrücken?" "Die EU? Das hat uns bisher nicht besonders interessiert", meinen zwei Schülerinnen nach dem Vortrag. "An einer Stelle habe ich gut aber aufgepasst", lacht die eine. "Nämlich da, wo es um das Brutto-Inlands-Produkt ging..."

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