Tabuthema

Zum Leserbrief "Unverantwortlich" (TV vom 30. August):

Die von Herrn Rother genannten Fakten hinsichtlich der ehemaligen Trierer Synagoge am Zuckerberg sind zutreffend. Die Geschichte geht aber noch viel weiter: Die damalige jüdische Gemeinde wurde gezwungen, das unbeschädigte Gebäude der Synagoge zu verkaufen. Käufer war ein bekannter Trierer Geschäftsmann, der in der Nähe der Synagoge wohnte. Er nutzte die Räumlichkeiten als Lagerraum, unter anderem für Möbel. Laut notariellem Vertrag (dieser liegt mir vor) musste der Verkaufserlös auf ein Konto der Stadt Trier eingezahlt werden (jüdisches Sondervermögen). Dass das Gebäude der ehemaligen Synagoge während der Luftangriffe durch die RAF im Dezember 1944 zerstört wurde, dürfte so nicht stimmen. Auf Luftaufnahmen, die unmittelbar nach den Angriffen gemacht worden sind, ist das Gebäude deutlich unbeschädigt auszumachen. Wahrscheinlicher ist die Zerstörung durch den bis kurz vor Kriegsende anhaltenden amerikanischen Ari-Beschuss. Schon während meiner Amtszeit als Ortsvorsteher von Trier-Mitte habe ich den Rat und die Verwaltung der Stadt Trier auf die genannten historischen Tatsachen hingewiesen. Allerdings bin ich damit auf absolutes Desinteresse gestoßen, es ist einfach ein Tabuthema und kein politisch Verantwortlicher möchte sich daran die Hände verbrennen. Und dieser Zustand wird sich auch nach dem 24. September 2006 nicht ändern, gleichgültig, wer von den beiden Kandidaten die Wahl gewinnen wird. Hans-Jürgen Hauprich, Trier

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