"Tach Berti"

TRIER. (fcg) Täglich um 5.45 Uhr endet für den selbstständigen Fleischermeister Bertrand Adams (50) aus Trier-Ehrang die Nachtruhe. Früh aufstehen und ausgeschlafen dem politischen Gegner ein Schnippchen schlagen - das kennzeichnet den Alltag des Trierer CDU-Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl am 13. Juni.

Wer ein Problem mit der Figur hat, Vegetarier ist oder sich aus Essen nichts macht, ist beim Familienbetrieb Adams in Ehrang an der falschen Adresse. Hier duftet es nach allerlei Köstlichkeiten. "Alles hausgemacht, auch die Salate", versichert Firmenchef Berti Adams. Schon früh rücken die ersten Handwerker an, um sich mit Frikadellen, Hähnchenkeulen oder belegten Brötchen für den Tag zu versorgen. Herrin der Küche ist die Frau von Berti Adams, Mechthild. Gemeinsam mit zahlreichen Angestellten und Gehilfen kocht sie täglich bis zu 200 Essen. So viele Menüs verlassen derzeit das Haus in der Kyllstraße. "Die Metzgerei ist der Hauptbetrieb, aber allein davon können wir nicht existieren", verdeutlicht Berti Adams. Insofern gibt es schon einen deutlichen Unterschied zwischen den Zeiten des Ur-Ur-Großvaters Lorenz Josef Adams, der 1804 in Pfalzel eine Metzgerei mit angeschlossenem Gasthaus gründete, und dem heutigen Betrieb. Während an der Theke fleißig Wurst und Fleisch verkauft werden, geht es hinter den Kulissen zu wie im Taubenschlag. Unaufhörlich bimmelt an verschiedenen Stellen ein Telefon - Bestellungen gehen ein. "Das ist normales Palaver", erklärt Adams. Gegen 11 Uhr beginnt er seine tägliche Auslieferungstour. Die Menüs werden zu Schulen geliefert und an Privatpersonen. Kaum hat Adams den Motor abgestellt und die Hausklingel betätigt, treten ihm erwartungsfrohe Menschen entgegen. "Tach Berti", sagt etwa der langjährige CDU-Fraktionschef im Trierer Stadtrat, Robert Zingen, und nimmt von seinem Nachfolger ein Zigeunerschnitzel mit Rösti und Salat entgegen. "Tach Berti", ertönt es fünf Minuten später, als ein Senior die gleiche Menü-Schale in Empfang nimmt. Zeit für ein Pläuschen bleibt kaum, denn sonst wird das Essen kalt, und doch findet Adams immer wieder Gelegenheiten, die Menschen zumindest kurz auf politische Inhalte anzusprechen. Ja, ja, die Politik. In diesen Tagen lastet auf Berti Adams der Druck der Verantwortung. Erstmals führt er die CDU Trier in eine Kommunalwahl, nachdem er das Zepter von Christoph Böhr übernommen hat. "Politik ist mein Hobby. Ich spiele halt kein Tennis", sagt Adams trocken. "Schon mein Vater und mein Großvater saßen im Gemeinderat", erzählt er. Diese Tradition setzt er gerne fort. Und während sich andere abends die Bälle zuspielen, wälzt er Akten oder besucht Ausschuss-Sitzungen. Tätigkeiten, für die er wie seine Kollegen wenig Dank erntet. "Heutzutage kann man besser Milchwagen fahren, da verdient man mehr." Obwohl Berti Adams am 13. Juni angesichts des aktuellen Umfragehochs für seine Partei kein Ungemach befürchten muss, traut er dem Braten nicht recht. "Im Moment ist mir alles zu ruhig, zu harmonisch." Seine größte Sorge besteht darin, die CDU-Stammwähler könnten am Wahlsonntag zu Hause bleiben, weil nach ihrer Ansicht ohnehin schon alles gelaufen sei. Damit das nicht passiert, legt sich Adams richtig ins Zeug. Nicht nur während der Arbeit, sondern erst recht danach. "Ein Termin jagt derzeit den nächsten", stöhnt der 50-Jährige. Warum er das macht? "Trier ist eine wundervolle und liebenswerte Stadt." Wen wundert es da, dass ein CDU-Slogan auf überdimensionalen Plakaten schlicht lautet: "Schön hier".

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