Geschichte Tag der Denkmalpflege: Nachbarn im Schatten des Welterbes

Trier · Beim „Europäischen Tag für Denkmalpflege“ wurde in den Kaiserthermen über Städtebau diskutiert. Für Kinder gab es ein besonderes Angebot.

 Wie die Kaiserthermen auch mal anders aussehen könnten – dazu bringt Frida (5) beim Malwettbewerb einige Vorstellungen zu Papier.

Wie die Kaiserthermen auch mal anders aussehen könnten – dazu bringt Frida (5) beim Malwettbewerb einige Vorstellungen zu Papier.

Foto: Martin Recktenwald

Was war, was ist und was sein wird – diese Komplexe sind gestern beim „Europäischen Tag für Denkmalpflege“ auf dem Gelände der Kaiserthermen Gegenstand von Informationsaustausch und Diskussion zwischen Fachleuten und Bürgern gewesen. Konkret ist es dabei auch um Bauprojekte im Umfeld der Thermen gegangen.

Bei dem Vergangenen herrschte weithin Einigkeit. „Trier ist voller Geschichte und die Trierer sind darauf auch stolz“, meinte Oberbürgermeister Wolfram Leibe und erntete für diese Aussage erwartungsgemäß keinen Widerspruch. Spannender wurde es da schon bei der Frage, wie man mit diesem Erbe heute umgehen soll. Die historische Bausubstanz zu erhalten, schreiben sich alle Verantwortlichen auf die Fahnen. Zumal, wie Leibe erläuterte, Denkmalpflege eine direkte Wirtschaftsförderung bedeute. Nicht nur würden Touristen in die Stadt gezogen, auch Trierer Unternehmen profitierten unmittelbar von Aufträgen, die aus Fördergeld des Landes entspringen.

Doch beim Drumherum wurde es kniffliger. Eine Expertengruppe machte sich beim Rundgang um die Kaiserthermen ein Bild von der Situation. Anschließend tauschten sich Edda Kurz (Architektenkammer Rheinland-Pfalz), Baudezernent Andreas Ludwig, Thomas Merz (Generaldirektion Kulturelles Erbe), Prof. Oskar Spital-Frenking (Denkmalbereit Trier) und Prof. Kunibert Wachten (Architektur- und Städtebaubeirat Trier) beim öffentlichen Forum über ihre Eindrücke aus. Weniger glücklich zeigte sich Wachten mit der Umsetzung des als „Residenz“ bezeichneten Neubaus auf der gegenüberliegenden Seite der Ostallee. Der ursprünglich einmal im Beirat besprochene Architektenentwurf habe ganz anders ausgesehen: vier kleinere Gebäude, die sich um einen Innenhof gruppieren.

Das hätte sich maßstäblich in die Umgebung eingefügt. „Der jetzt umgesetzte Bau wird vom Volksmund hingegen als ,Duschkabinen-Architektur‘ bezeichnet“, meinte er bedauernd. Thomas Merz vermutete allerdings, dass von Kritikern vielfach das Argument „Kaiserthermen“ nur vorgeschoben werde und eher die Frage von Bauverdichtung im Vordergrund stehe.

 Auch Archäologie ist Denkmalpflege: Hier spricht der Trierer Chefarchäologe Joachim Hupe (links) mit Besuchern der öffentlichen Veranstaltung in den Kaiserthermen zum Europäischen Tag für Denkmalpflege.

Auch Archäologie ist Denkmalpflege: Hier spricht der Trierer Chefarchäologe Joachim Hupe (links) mit Besuchern der öffentlichen Veranstaltung in den Kaiserthermen zum Europäischen Tag für Denkmalpflege.

Foto: Roland Morgen

Die eigentlichen Fehler bei der Umfeld-Gestaltung seien schon viel früher gemacht worden, argumentierte Spital-Frenking. Eine Eisenbahnlinie im tief einschneidenden Graben und eine stark befahrene Straße seien für die optische Präsentation eines Unesco-Welterbes wenig förderlich. Doch 1986, als die Kaiserthermen den Titel verliehen bekamen, hätten solche Überlegungen eine untergeordnete Rolle gespielt. Einen sensiblen Umgang mit dem Denkmalschutz und ein für die Bürger offenes Verfahren versprach Baudezernent Ludwig mit Blick auf das zukünftig anstehende „Nachbarschaftsprojekt“.

Nach dem Willen der Stadt soll das siebenstöckige, ehemalige Polizeipräsidium durch eine Feuerwache ersetzt werden. Wie tückisch die Sache mit dem Denkmalschutz ist, zeigte aber auch dieser Fall. Ungefähr die Hälfte der Expertenrunde sah nämlich durchaus auch in der brutalistisch angehauchten Architektur dieses Hochhauses einen ästhetischen Wert, über dessen Erhalt man sich Gedanken machen solle.

Von solchen städtebaulichen Gedanken vollkommen befreit gingen die Kinder die Frage nach der Zukunft an. Beim Malwettbewerb brachten sie zu Papier, wie die Kaiserthermen auch aussehen könnten. Mittelalterliche Burgturm-Aufbauten und grell-bunte Farben störten den Nachwuchs dabei keineswegs – in der Fantasie ist eben erlaubt, worüber andere sich ereifern.

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