Tagung thematisiert sexuelle Gewalt

Trier Trier · Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sexualisierte Übergriffe in Institutionen kein Randphänomen sind. Jetzt gingen Referenten und Teilnehmer bei einer Tagung des S.I.E. e. V. der Frage nach, wie man dem entgegenwirken kann. Der Verein ist ein Projekt des Frauennotrufs und der Heinrich-Böll-Stiftung.

Trier. Trier. Sexualisierte Gewalt in Institutionen - was können wir tun? Bei einer Tagung wurden Fragen wie diese gestellt. Veranstaltet wurde sie vom Verein Solidarität, Intervention und Engagement für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen, kurz S.I.E e. V. Er ist ein Projekt des Frauennotrufs und der Heinrich-Böll-Stiftung. Referentin Claudia Obele, Leiterin der evangelischen Jugendhilfe-Einrichtung Hochdorf, konnte bei der Veranstaltung in der Trierer Volkshochschule Antworten geben.
Vor elf Jahren begann ihre Einrichtung, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. "Sexueller Missbrauch hat eine Vorgeschichte, Fehlverhalten muss beobachtet werden", sagte sie. Aber was versteht man unter diesem Fehlverhalten? Wie geht man mit Verdächtigungen um?
Die Jugendhilfeeinrichtung hat während eines langjährigen Prozesses Arbeitsmaterialien zum Umgang mit diesem sogenannten Fehlverhalten entwickelt. Herausgekommen ist unter anderem das Hochdorfer Neun-Punkte-Programm oder ein Ampelplakat, das abbildet, was den Mitarbeitern der Einrichtung erlaubt ist und was nicht.
Unabhängige Notfallstellen



Wird ein solches Fehlverhalten bei der Leitung "angezeigt", geht Obele dem Verdacht sofort nach. Dabei gäben ihr die erarbeiteten Materialien Richtlinien und den Mitarbeitern Klarheit. "Das Risiko, erwischt zu werden, wirkt abschreckend", sagte Gewaltforscher Dirk Baier vom kriminologischen Forschungsinstitut Hannover. Er hatte neue Forschungsergebnisse mitgebracht: Laut einer Studie sei sexueller Missbrauch leicht zurückgegangen (der TV berichtete), immer mehr Opfer seien bereit, entsprechende Erlebnisse anzuzeigen.
Professor Torsten Klemm, Direktor des Isona-Instituts für sozialtherapeutische Nachsorge aus Leipzig, zeigte in seinem Vortrag unter anderem den Zusammenhang zwischen Hierarchien und sexuellem Missbrauch auf. "Wenn die Leitungsebene in das Missbrauchskartell eingebunden ist, nutzen alle Blockschaltpläne zur Aufdeckung nichts", betonte er. Wichtig seien auch unabhängige Notfallstellen, am besten mit einheitlicher Telefonnummer.
Am Ende der Tagung diskutierten die Referenten sowie Dorothee Bohr, Justiziarin des bischöflichen Generalvikariats Trier, und Triers Bürgermeisterin Angelika Birk unter der Moderation von Notruf-Mitarbeiterin Bettina Mann über Prävention und Aufklärung von sexuellem Missbrauch. Fazit: Um Schutzkonzepte in Institutionen implementieren zu können, müssen sich alle Beteiligten auf einen langwierigen Prozess einlassen. kat

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