Tankstelle an der Ostallee: Auch Linksfraktion für den Erhalt, Anwohner strikt dagegen

Trier. · Anwohner und ein Stadtteilpolitiker halten wenig vom Vorschlag, die Aral-Tankstelle an der Ostallee zu erhalten. Ein Nachbar bietet sogar Geld dafür an, dass sie endlich verschwindet. Die Linken haben noch einen anderen Plan.

 So soll der Radweg in der Ostallee ohne Tankstelle verlaufen. Grafik: Stadt Trier

So soll der Radweg in der Ostallee ohne Tankstelle verlaufen. Grafik: Stadt Trier

Foto: Grafik: Stadt Trier

Die Unabhängige Bürgervertretung Trier (UBT) will mit einem Antrag bei der Stadtratssitzung am Mittwoch erreichen, dass die zum BP-Konzern gehörende Aral-Tankstelle in der Ostallee erhalten bleibt. Eigentlich läuft der Pachtvertrag Ende dieses Jahres aus. Die BP hat über ein Schreiben an Stadtratsfraktionen Trier im Gegenzug zur Verlängerung der Pacht angeboten eine neu gebaute Tankstelle mit Hochbeet, ein Wasserspiel zur Entspannung, geschützten Sitzgelegenheiten, einen Sonnenschutz und einer Sichtschutzwand mit Berankung aufzuwerten. Von einer künftigen "Oase" ist im Angebot die Rede (volksfreund.de berichtete). Der Trierer Stadtvorstand stellte sich am Montag in ungewöhnlicher Deutlichkeit gegen den UBT-Antrag. Nun melden sich auch Anwohner zu Wort.

Anwohner bietet Geld, wenn Tanke verschwindet
Ludger Körholz wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft der Tankstelle. Schon 2011 kämpfte er, damals mit rund 30 weiteren Anliegern, dafür, die Tankstelle zu schließen oder wenigstens ihre nächtlichen Öffnungszeiten einzuschränken. Das geschah auch, der Alkoholverkauf nach 22 Uhr wurde eingeschränkt auf Menschen, die die Aral-Tankstelle tatsächlich zum Tanken benutzen. Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich mit Bierkisten oder Spirituosen versorgten und diese dann gleich in den Grünlanlagen des Alleenrings oder im nahen Palastgarten leerten, sollten damit als nächtliche Lärmquelle verhindert werden. Dass nun erneut über eine weitere Verlängerung der Pacht diskutiert wird, bringt Körholz aufs Bäumchen. Darüber, dass eine Tankstelle nach einer möglichen Umgestaltung als "Oase" angepriesen werde, kann er nur den Kopf schütteln. Die von der UBT ins Spiel gebrachten Zahlen zu den Einnahmen der Stadt hält er für stark übertrieben. Schließlich habe ja niemand gegengerechnet, dass die Allgemeinheit durch die Tankstelle auch Kosten habe, von Einsätzen des Ordnungsamtes über die Polizei bis zur Stadtreinigung. Er spende gerne 1000 Euro für die Gestaltung des tankstellenfreien Alleenrings, wenn die Tankstelle 2018 verschwinde, sagt Körholz.

Linke: Tankstelle verkleinern, Radweg bauen
Auch Dominik Heinrich, Ortsvorsteher des Stadtteils Trier-Mitte/Gartenfeld, hat eine klare Meinung zur Zukunft der Tankstelle. Er betont, das sei eine private Stellungnahme. Für den Ortsbeirat könne er nicht sprechen, da das Gremium mit dem vorliegenden Antrag der UBT noch nicht befasst gewesen sei. Die Tankstelle sei "ein hässliches Relikt der autoversessenen 50er-Jahre", sagt Heinrich, der auch für die Grünen im Stadtrat sitzt. Der Alleenring definiere als grüner Gürtel die mittelalterliche Stadtgrenze und sei ein prägendes Element der Stadtstruktur. "Die Nähe zu bedeutenden Kulturdenkmalen und der Innenstadt verlangt einen sensiblen Umgang mit öffentlichen Räumen", sagt Heinrich. "Mit dem Wegfall der Tankstelle geht - nach der Umfeldgestaltung des Balduinbrunnens - eine weitere Aufwertung des Alleenrings einher."
Die Stadtratsfraktion der Grünen bleibe bei ihrer Grundsatzposition: "Die Tankstelle muss weg! Sie gehört da nicht hin!"
Die Linksfraktion im Stadtrat sieht das offenbar anders, wie aus einem Ergänzungsantrag zum Antrag der UBT hervorgeht. Darin wird folgende Ergänzung beziehungsweise Änderung vorgeschlagen: "Der Stadtvorstand wird beauftragt, bei den Verhandlungen mit BP auf eine deutliche Verkleinerung der Tankstelle zugunsten eines Radweges zu zielen. Die Möglichkeit, die Ein- und Ausfahrt nur auf einer Seite der Ostallee anzubieten sowie die Reduzierung der Tanksäulenzahl auf ein Minimum werden geprüft."
Den Antrag begründet Linken-Stadtratsmitglied Mateusz Buracyk damit, es gehe vor allem darum, die Tankstelle als Einkaufsmöglichkeit am Abend und am Wochenende zu erhalten. Werde die Tankstelle auf eine bis zwei Tankstationen mit einseitiger Ein- und Ausfahrt verkleinert und schmaler, könne man sie erhalten und gleichzeitig Raum für Radwege schaffen. Kommentar

Tanke - nein Danke!
Ein Neubau, ein paar Bänke, ein kleiner Brunnen, ein Hochbeet, ein paar Bäume und ein paar Euro für einen städtischen Radweg. Das ist das "Angebot", das BP der Stadt für den Erhalt der Tankstelle macht. Sollte der Stadtrat es annehmen, würde man sich bei BP herzlich gratulieren zu so einem Schnäppchen - und vermutlich staunen über die Trierer Einfältigkeit. Billiger könnte der Ölmulti an die Verlängerungen eines innerstädtischen Top-Standortes kaum herankommen. Keine Ausschreibung, kein Wettbewerb. Und statt 2018 einige hunderttausend Euro in die Räumung des Standortes zu stecken, auch noch die Zehn-Jahres-Garantie für sichere Einnahmen.
Machen wir uns doch nichts vor: Ein Hochbeet macht noch keine Oase. Und dem Konzern geht es nicht um die Zukunft der Mitarbeiter oder darum, Trier etwas Gutes zu tun, sondern schlicht darum, möglichst einfach möglichst viel Geld zu verdienen. Das ist auch legitim. Legitim wäre es aber auch, den Trierer Bürgern den grünen Ring rund um die City endlich zurückzugeben. Das haben sie schon bei Erstellung der Stadtteilrahmenpläne unisono gefordert. 2006 war das, und es war echte Bürgerbeteiligung. Gerade einer Fraktion, die das "Bürger" im Namen trägt, sollte das vielleicht zu denken geben. Sind die Konzerninteressen wichtiger oder die der Trierer Bürger?
m.schmitz@volksfreund.de

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