Tante Emma lebt jenseits der Porta

Trier · Freundlichkeit und guter Service sind wichtig im Dienstleistungssektor. Dies gilt vor allem für kleine Läden, die sich gegenüber den großen Anbietern behaupten müssen. Inhaber von Trierer Tante-Emma-Läden schildern, wie sie in der Konkurrenz zu den großen Ketten überleben.

 Mehr als nur ein Lebensmittelgeschäft: Der Tante-Emma-Laden Uns Rita in der Maarstraße, geführt von Rita Drumm. TV-Foto: Dorothee Quaré

Mehr als nur ein Lebensmittelgeschäft: Der Tante-Emma-Laden Uns Rita in der Maarstraße, geführt von Rita Drumm. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. "Wir krebsen an der Grenze herum - es ist schon sehr schwer für Tante-Emma-Läden, zu überleben", sagt Jürgen Borniger. Er ist Geschäftsführer der Awo(Arbeiterwohlfahrt)-Suchthilfe Neuwied, die unter anderem zwei kleine Läden im Trierer Maarviertel beim Stadion und in Pfalzel betreibt. "Die Läden sind ein integrativer Bestandteil unserer Arbeit", erläutert er. "Unsere Bewohner können dort Praktika machen unter realen Bedingungen." In Pfalzel biete die Awo Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Als Integrationsbetrieb seien die Läden allerdings noch nicht anerkannt, da derzeit nicht zu erwarten sei, dass sie sich selbst tragen könnten.
Damit Tante-Emma-Läden überleben können, sind nach Borniger zwei Voraussetzungen entscheidend: "Der Bedarf muss da sein, und eine sehr gute Vorbereitung ist wichtig."
Sechs Tante-Emma-Läden gibt es laut Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, im Trierer Stadtgebiet. Vier davon liegen im Maar- und Maximinviertel. Die anderen seien in Pfalzel und Quint. Dazu zählten Lebensmittelläden mit einer Fläche von weniger als 100 Quadratmetern. Hinzu kämen elf sonstige Kleingeschäfte im Stadtgebiet mit überwiegend speziellem Angebot, etwa Obstgeschäfte und Asia-Shops.
Die beiden Tante-Emma-Läden im Maar- und Maximinviertel würden davon profitieren, dass sich an den Standorten bereits jahrzehntelang entsprechende Geschäfte befunden haben. So hatte Franz Krebs den Laden am Stadion, der bereits in der Nachkriegszeit bestanden hatte, von 1974 bis 2008 geführt.
Kleine Läden haben Tradition


In der Thebäerstraße, wo nun die Café-Bäckerei Spitz ihre Türen offen hält, gab es schon seit rund 100 Jahren eine Bäckerei und Konditorei. Heute erhält man dort auch viele Grundnahrungsmittel. In der Nähe befindet sich noch ein kleiner Laden: an der Ecke Petrus- und Maximinstraße. Diesen gebe es seit 1936, weiß Vermieterin Therese Schumacher. Nachdem sie dort jahrelang einen Elektro-Kundendienstladen geführt habe, würden seit 1997 wieder Lebensmittel verkauft.
Im August 2010 eröffnete Kühn\'s Lädchen - allerdings nicht für lange. "Ich habe noch eine Betriebskantine und bekomme eine weitere dazu, das wird mir dann zu viel mit dem Laden", sagt Inhaber Wolfgang Kühn, der ihn mit Unterstützung seiner Familie betreibt und zum Back-Shop mit Stehcafé erweitert hat. Interessenten zur Weiterführung habe er bereits. "Der Laden läuft recht gut. Die Stammkunden sind sehr zufrieden mit uns." Wichtig seien "Freundlichkeit, feste Öffnungszeiten und Gespräche mit der Kundschaft". Diese bestehe vorwiegend aus älteren Leuten, Studierenden und Schülern.
Bereits seit sieben Jahren behauptet sich "Tante Emma" Rita Drumm in der Maarstraße. Auch dort gab es zuvor Lebensmittelläden. "Ich bin hier aufgewachsen, als Kind habe ich schon immer den Laden meiner Vermieterin, Rosi Sahler, besucht", erinnert sich Drumm. Rosi Sahler ist bekannt durch ihre Traditionskneipe Aom Ecken. Ihr Umsatz sei gleichbleibend stabil, sagt Drumm. "Freundlichkeit gehört dazu, und auch mit den Kunden zu plaudern", bestätigt sie. "Das ist hier mittlerweile ein Treffpunkt geworden, ich habe eine ganz liebe Stammkundschaft." Diese beliefere sie auch auf Wunsch. Seit fünf Jahren ist an den Tante-Emma-Laden Uns Rita ein Café angeschlossen. Besonders viele Gäste kommen jeden Donnerstag. Dafür weiß die "Tante Emma" des Trierer Nordens auch den Grund: "Dann gibt es bei mir frische Waffeln."

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