Tanzfieber statt Altersschwäche

TRIER. Als sie jünger waren, tanzten sie bis in den Morgen. Obwohl diese Zeiten längst vorbei sind, ist die Begeisterung fürs Tanzen geblieben bei den älteren Herrschaften, die zum Tanztee in die Seniorenresidenz Am Zuckerberg in Trier kommen.

Es gebe so gut wie keine Möglichkeit mehr für ältere Menschen zu tanzen, sagen die Seniorinnen und Senioren, die an diesem Nachmittag in die Residenz Am Zuckerberg in Trier kommen, um mal wieder das Parkett für sich einzunehmen. "Wir sind ganz schön enttäuscht, dass sich die Tanzveranstaltungen für ältere so rar machen", lautet einhellig der Kommentar.Tanzen trotz sommerlicher Hitze

Die sommerliche Hitze tut dem neuen Angebot "Tanztee" für jedermann keinen Abbruch. Begeisterter Applaus eilt Stefan Pallemanns, Unterhaltungsmusiker aus der Eifel, voraus, der hinter seinem Keyboard Platz genommen hat und sich nicht lange mit Vorreden aufhält, sondern gleich loslegt. Seine Musik mit alten Schlagern, Evergreens und Volkstümlichen ist genau abgestimmt auf das ältere Publikum. Und so dauert es auch nicht lange und eine Hand voll Paare schwingt schon das Tanzbein. Ob Damen- oder Herrenwahl: Äußerlichkeiten wie diese mögen früher einmal eine Rolle gespielt haben für die begeisterten Tänzerinnen und Tänzer. Heute wird so etwas eher locker gesehen: "Wir kommen hierher, weil wir selbst heute noch gerne tanzen", sagt eine ältere Dame. Ihr Partner nickt zustimmend. Unter den begeisterten Tänzern befinden sich unter anderem angelockte Besucher, die nicht in der Residenz wohnen. Ein Paar kommt sogar aus Bitburg. "Wo können in Trier ältere Leute denn noch tanzen?", fragt eine Frau aus einer Fidei-Gemeinde fast vorwurfsvoll. Bei den Tischgesprächen in den kleinen Pausen schwelgen die Besucher in Erinnerungen, als es in Trier mit dem Tanzen noch besser bestellt war. Tanzlokale wie Astoria, Moselterrasse oder Postillion werden genannt. "Hoch angerechnet" wird der Residenz, dass das Haus einem älteren Publikum die Möglichkeit zum Tanztreff bietet. Noch bis zum Frühjahr sei man zum Tanzen in den Karstadt-Keller gegangen. Aber "wie aus heiterem Himmel" sei damit Schluss gewesen, erzählt eine Triererin. "Wir hatten eine schöne Clique dort", schwärmt eine Frau aus der Eifel, die zum zweiten Mal hierher kommt. "Uns Älteren ist nicht mehr viel geblieben, um tanzen zu gehen", bedauert ihr Partner: "Also ergreifen wir jede sich bietende Gelegenheit." Jeden Monat dreistündiges Angebot

Die Idee zu dem "offenen" Tanztee hatte Beata Paluchowska, zuständig für die Veranstaltungen in der Residenz: "Alle Seniorinnen und Senioren sind uns willkommen", lädt sie Interessierte zum Tanztee ein - jeweils am ersten Mittwoch im Monat, 16 Uhr bis 19 Uhr. Ab September soll der Tanztee am ersten Sonntag im Monat stattfinden und zwar von 15 Uhr bis 18 Uhr. Klaus Hutmacher tanzt - trotz seiner 80 Lenze - noch für sein Leben gern, sagt's und entschwindet auf die Tanzfläche. Es ist wie im richtigen Leben: Das weibliche Geschlecht ist klar in der Überzahl. Zwei Damen helfen sich und tanzen zusammen. Ein älterer Herr lobt das geschmackvolle Ambiente: "Mir geht es um den Spaß am Tanzen" und ergänzt: "Aus dem Alter, wo wir uns um Liebschaften gekümmert haben, sind wir ja raus…"

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