Taxi, Taxi

Taxifahren kann mitunter ziemlich unterhaltsam sein. Denn die Möglichkeiten sind vielfältig: stumme Fahrer, redselige Fahrer, Fahrer, die Volksmusik mögen, Fahrer, die die Heavy-Metal-CD aufdrehen. Fahrer, die gut gelaunt sind, Fahrer, die schlecht gelaunt sind - und somit Fahrer mit und Fahrer ohne Trinkgeld.



Zu einem Abenteuer wird Taxifahren, wenn dem Fahrgast - so wie mir vor kurzem - während der Fahrt siedendheiß einfällt, dass das Geld womöglich nicht reichen könnte. Zwölf Euro kostet mich diese Fahrt für gewöhnlich. Im Kopf überschlug ich, wie viel Kleingeld sich noch in meinem Geldbeutel tummelt. Demonstrativ zählen wollte ich nicht - aus Angst, auf halber Strecke ausgesetzt zu werden. Ich drehte, ich wendete - heraus kamen immer nur zehn Euro.

Knapp zwei Kilometer vor meinem Ziel schaltete der Taxifahrer aus heiterem Himmel das Taxameter aus. "Chef muss nicht alles wissen", sagte er und grinste. 8,30 Euro. DANKE! Danke, Schicksal. Welch' Zufall! Welch' glückliche Fügung! Oder gar ein Hinweis des Universums, wieder an das Gute im Menschen zu glauben? Und was mag den Mann dazu bewogen haben, das Taxameter auszuschalten? Mein Charme? War ich ihm so sympathisch? Mein nettes Lächeln? Wie ich einige Wochen später erfuhr, reichte ihm allein die Tatsache, dass ich eine Frau bin. "Stell dir vor", erzählte mir meine Freundin Meli, "gestern bin ich Taxi gefahren, und der Fahrer hat irgendwann einfach das Taxameter ausgeschaltet." "Lass mich raten", sagte ich, "weil Chef nicht alles wissen muss?"

Seitdem glaube ich nicht mehr an Schicksal. An Zufälle erst recht nicht. Und ganz bestimmt nicht an Botschaften, die aus dem Universum kommen (auch nicht, wenn Uri Geller sie empfängt). Aber ich glaube daran, dass Chefs nicht alles wissen müssen.

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