Teamarbeit im Handwerk

TRIER. (MC) Das Trierer Handwerk leidet unter der wirtschaftlichen Talfahrt. Ausgleich schaffen Aufträge aus dem Nachbarland und interne Kooperationen, wie Vertreter von Stadt und Handwerkskammer bei Handwerksbetrieben vor Ort erfuhren.

Ulrich Glischke, Inhaber der traditionsreichen "Glischke Bedachungs GmbH", sieht für sich und sein Unternehmen keinen Grund zur Klage: An das Firmengebäude in Trier-Süd hat er angebaut, in Luxemburg arbeitet eine Filiale mit drei Mitarbeitern: "Aber der Wettbewerb ist strammer geworden", sagte Glischke. Konsequenz: Der Dachdeckermeister muss häufiger akquirieren, wie die Delegation mit Oberbürgermeister (OB) Helmut Schröer an der Spitze erfuhr. Neben Glischke standen auch die Unternehmen "Fabric und Adams" auf dem Besichtigungsprogramm - allesamt Firmen, die im Bereich des Hausbaus tätig sind. Der Druck auf die Betriebe ist groß: Generell sei die Binnenkonjunktur weiterhin nicht "toll", wie Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch erklärte. Wiederkehrende Nachrichten von Firmenpleiten seien "beängstigend", sagte Glischke. Manche Berufsgruppen, wie die der Fliesenleger, litten unter Nachwuchsmangel, führte Horsch aus. Die Betriebe forderten zudem bessere Voraussetzungen bei Lehrlingen.500 Firmen haben Filialen in Luxemburg

Zweimal jährlich finden die Besuchstouren statt. Für die Betriebe eine Möglichkeit, Fragen an den OB richten zu können. Glischke kritisierte eine zuweilen schleppende Zahlung öffentlicher Aufträge. Horsch versprach, sich darum zu kümmern. "Ich finde diese Besuche prinzipiell nicht schlecht", sagte der Handwerksmeister. Handwerkskammer-Präsident Rudi Müller sieht gerade im Bereich Renovieren und Sanieren "Zukunftsmärkte" für regionale Unternehmen. "Das wird Arbeitsplätze schaffen", sagte Müller. Auch der künftige Handwerkerpark in Feyen sei von "entscheidender Bedeutung". Unternehmer Glischke habe selbst über eine Ansiedlung dort nachgedacht, dann aber aufgrund der zeitlichen Verzögerung seinen bisherigen Standort ausgebaut. Dem rückläufigen Geschäft auf dem hiesigen Markt begegnen die Firmen mit mehr Eigenwerbung, Messeteilnahmen und Kooperationen innerhalb der Branche - ein Weg, den etwa das Eurener "Kompetenzzentrum Fabric GmbH" geht. Unter dem Gemeinschaftsdach bündeln die Unternehmer Scholtes, Langen und Elektro Laux (Fliesenleger, Installateure, Elektrotechniker) ihr Angebot aus einer Hand. Für ihre Kooperationsarbeit wurde "Fabric" im vorigen Jahr mit dem Holkenbrink-Wirtschaftspreis ausgezeichnet. Ebenso wie Glischke und "Fabric" ist auch die im Pionierpark ansässige Schreinerei Adams im Nachbarland aktiv. "Die dortigen Betriebe sind nicht in der Lage, die Nachfrage auf ihrem Heimatmarkt zu decken. Dies ist eine Chance für Betriebe der Region", sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks. Bis zu 5000 Arbeitsplätze des regionalen Handwerks würden bereits durch den Luxemburger Markt gesichert. Glischke selbst bezifferte seinen Umsatzanteil aus Arbeiten im Nachbarland auf etwa 15 Prozent. Eine Zahl, die Kocks repräsentativ für das gesamte Handwerk der Region nannte. 500 Handwerksfirmen seien mit Zweigniederlassungen im Nachbarland vertreten. Entsprechend haben sich für die Herbstmesse im Nachbarland bereits 105 Trierer Handwerksbetriebe mit einem Stand angemeldet.

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