Tee-Variationen in unendlicher Vielfalt

Trier/Xiamen · Das Trierer Studentenpaar Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld hat ein Jahr lang in Triers chinesischer Partnerstadt Xiamen studiert. Im zehnten Teil unserer Serie nehmen uns die beiden mit in einen Teeladen und erzählen über die mehr als jahrtausendealte Tradition des Teetrinkens in China.

Trier/Xiamen. Als im vergangenen Jahr die Städtepartnerschaft zwischen Xiamen und Trier besiegelt wurde, wusste wohl kaum jemand, dass eine ganz andere enge Beziehung bereits bestand. Denn unser deutsches Wort für Tee entstammt dem in Xiamen verbreiteten südlichen Min-Dialekt, in dem das entsprechende Schriftzeichen sechs als "tê" ausgesprochen wird. Auch deshalb wollen wir Xiamen nicht verlassen, ohne über Tee, einen elementaren Bestandteil der chinesischen Kultur, zu berichten.
Zunächst wurde Tee unfermentiert als Heilmittel getrunken, entwickelte sich in der Tang-Dynastie (618 bis 907 unserer Zeitrechnung) aber zu einem Genussmittel für die Oberschicht und wurde zunehmend auch in buddhistischen Klöstern angebaut.
In diese Zeit fällt auch die Entstehung der chinesischen Teekultur und - ebenfalls durch buddhistische Mönche - erstmals auch der Export von Tee nach Japan und Korea.
E-Mail aus Xiamen


Erst in der späteren Yuan-Dynastie (1279 bis 1368) wurde Tee in der gesamten chinesischen Bevölkerung zu einem populären Getränk. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts kam chinesischer Tee schließlich über den Seeweg von China über Holland erstmals auch nach Deutschland.
Um herauszufinden, was man sich unter dem Begriff Teekultur in China vorstellen kann, haben wir uns auf einen Streifzug durch Xiamens Teeläden begeben. In der Zhongshan Lu, der Haupteinkaufsstraße Xiamens, finden sich - wie auf der gesamten Insel - zahllose Teegeschäfte. Wir betreten eine der größten Teeketten, die in ganz China Filialen besitzt. Schon am Eingang werden wir mit einem Becher Tee willkommen geheißen. Die Vielfalt des angebotenen Tees ist überwältigend. Auf den ersten Blick ist es schier unmöglich, sich zurechtzufinden und die richtige Wahl zu treffen. Dabei hilft uns, dass wir jede gewünschte Teesorte - liebevoll in einer kleinen Zeremonie zubereitet - probieren dürfen, ehe sie im Einkaufskorb landet.
Aber wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den einzelnen Teearten aus China?
Im Allgemeinen kategorisiert man sechs Grundarten, die sich jeweils durch ihren speziellen Fermentationsgrad unterscheiden. Die populärsten Teearten Chinas sind der grüne und der schwarze Tee (in China: roter Tee). Weitere Arten sind weißer, Pu\'er-, Wulong- und der aufgrund seiner langen Lagerungszeit sehr teure gelbe Tee. Diese sechs Teearten werden je nach Anbaugebiet noch mal in unterschiedliche Teesorten unterteilt. Der Tie Guanyin beispielsweise ist eine Sorte Wulong-Tee und wird speziell in Xiamen angebaut.
Die traditionelle chinesische Teezeremonie, die in ihrer heutigen Form in der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) ihren Ursprung hat, war zur Zeit der Kulturrevolution in den 1960er Jahren verboten. Mittlerweile hält sie allerdings langsam wieder Einzug in Teile der chinesischen Gesellschaft - als Ausdruck des allgemeinen Trends, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen.
Tee genießt unbestritten einen hohen Stellenwert im heutigen China: Egal ob beim Abschluss des Mietvertrags, bei guten Freunden oder bei einem Besuch eines vertrauten Universitätsprofessors - stets wurde uns Tee angeboten, ob zum Trinken oder als Geschenk. Die Trinkgewohnheiten selbst unterscheiden sich zwischen China und Deutschland vor allem in zwei Punkten: Tee ist in China anstelle des nicht so populären Kaffees Nationalgetränk und wird dort - anders als in Deutschland - als Heißgetränk immer ungesüßt und ohne Milch getrunken und ist auch edles Geschenk bei feierlichen Anlässen. Dazu kommt, dass ihm auch eine gesundheitsfördernde Wirkung bei vielen kleineren und größeren Leiden nachgesagt wird.
Mit Xiamen hat Trier eine Partnerstadt in Fujian - einem der Hauptanbaugebiete chinesischen Tees. Wir empfehlen daher Geschäftsreisenden und Touristen, bei einem Xiamen-Besuch immer eine Packung für sich selbst oder die Lieben zu Hause mit zurück in die Heimat zu nehmen. Allen Kaffeetrinkern sei zum Trost gesagt: Mittlerweile gibt es in Xiamen auch eine Vielzahl kleiner gemütlicher Cafés mit Kaffee in guter Qualität. Xiamen ist eine Küstenstadt im Südosten der Volksrepublik China. Das Zentrum der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt liegt auf einer dem Festland vorgelagerten Insel. Die Stadt gehört zu den Wirtschaftszentren des chinesischen Küstengebiets. Xiamen wurde seit 1541 von Europäern als Handelshafen genutzt und war im 19. Jahrhundert der Hauptexporthafen für Tee. Es gibt mehrere führende Universitäten. So betreibt die Xiamen University das Konfuzius-Institut an der Uni Trier (Quelle: Wikipedia). Der Vertrag zur Städtepartnerschaft zwischen Trier und Xiamen wurde am 11. November 2010 in Trier formell besiegelt. Die 2008 gegründete Deutsch-Chinesische Gesellschaft Trier pflegt die Partnerschaft ( www.dcg-trier.de). Es gibt auch kritische Stimmen, denn in Xiamen gibt es eins der vielen chinesischen Arbeitslager für Strafgefangene unter dem Motto "Umerziehung durch Arbeit". red

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