Theater Terroristen im Palais

TRIER. Gelungenes Debüt für die im Februar neu gegründete Gruppe "Uni-Theater": Mit der Komödie "Hase Hase" von Coline Serreau führte die Gruppe ein bitterböses Stück über restriktive Tendenzen in der Gesellschaft auf.

Familie Hase geht es gut - bis der Vater seinen Job verliert, die jüngste Tochter von der Schule fliegt und sich die beiden älteren Töchter von ihren Ehemännern trennen. Nebenbei kommt heraus, dass die Söhne der Familie als Terroristen gesucht werden. In der bitterbösen Komödie "Hase Hase" von 1986 nimmt Autorin Coline Serreau eine kleinbürgerliche Familie auseinander. Während für jedermann offensichtlich die Gesellschaft immer restriktiver wird, verbreitet das Fernsehen die Lüge von der heilen Welt.Familienidyll wird zerstört

Den Studenten macht es sichtlich Spaß, das Familienidyll der Hases Stück für Stück zu zerstören. Selbstbewusst meistern die 14 Laienschauspieler unter der Regie von Jura-Student Wilfried Schmitz das Stück der französischen Autorin. Die Spielfreude der Akteure überzeugt; gerne verzeiht man da kleinere Unsicherheiten im Umgang mit der Bühnentechnik, wenn etwa ein auf der Innenseite des Vorhangs angebrachter Zettel auf einmal nach außen zeigt. Beeindruckend ist das Mimenspiel von Kathrin Schneider in der Titelrolle der jüngsten Tochter Hase. Ob schmollend mit verdrehten Augen oder begeisternd jubelnd - die Studentin meistert die Kinderrolle mit Bravour. Überzeugend ist auch Ilsa Leifeld als Mutter, die im sich immer weiter entwickelnden Chaos in der Eineinhalb-Zim-mer-Wohnung der Familie versucht, die Ordnung zu bewahren. Mit Anspielungen auf den Irak-Krieg will die Theatergruppe dem Stück einen aktuellen Bezug geben - unnötigerweise, weil die Bedeutung der Thematik den meisten Zuschauern ohnehin bewusst gewesen sein dürfte. Störend und im Vergleich zur bösen Satire von Serreau recht platt wirkt eine Videoeinspielung, bei der zu den Klängen von Jimi Hendrix Version der amerikanischen Nationalhymne Kriegsbilder zu sehen sind. Erstaunlich ist die Leistung der vom Kulturreferat des AStA der Universität Trier unterstützten Theatergruppe auch deswegen, weil die Akteure der im Februar ins Leben gerufenen Gruppe das Stück in gerade einmal drei Monaten einstudiert haben.Jugendkultur in die Innenstadt holen

Professionelle Unterstützung bekamen die Studenten von Karsten Müller, der unter anderem für über 30 Theaterproduktionen im Kulturzentrum Tufa verantwortlich zeichnet. Er habe der Gruppe beim Zusammenfinden geholfen, die Gestaltung aber Regisseur Wilfried Schmitz überlassen, sagt der derzeitige künstlerische Leiter der Landesgartenschau. Premiere hatte der Innenhof des Palais Walderdorff als Spielort. "Wir wollen studentische Jugendkultur in die Innenstadt holen", erklärt Peter Stablo, vom Palais e.V., der Probenräume zur Verfügung stellte und den Innenhof buchte. Am heutigen Freitag führt die Gruppe ihr Stück zum vorerst letzten Mal auf: Um 20.30 Uhr im Filmsaal der Volkshoch-schule im Palais Walderdorff. Für den Herbst plant die Gruppe weitere Aufführungen.

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