Teures Duftwasser als Diebesgut

Einbrecher haben aus der Parfümerie Pierre in der Trierer Fahrstraße Luxusprodukte im Wert von mehr als 100 000 Euro mitgehen lassen. Im März 2008 war der Laden schon einmal von Unbekannten leer geräumt worden. Einen Zusammenhang sieht die Polizei nicht.

Trier. Chanel, Dior, Yves St. Laurent, Shiseido: Bis zu 900 Euro kostet eins der Tiegelchen mit Gesichtscreme, die normalerweise die Regale und Schubladen der Parfümerie Pierre an der Ecke Nagelstraße/Fahrstraße füllen. Doch in der Nacht zum Mittwoch haben Einbrecher Cremedosen, Parfümflakons, Lippenstifte und Make-up-Fläschchen im Einkaufswert von gut 100 000 Euro mitgehen lassen. Der komplette Bestand an Schminkartikeln, von den Pflegeprodukten vorrangig teure Gesichtscremes, beim Parfüm die bekannten Marken: "Die Täter sind nicht wahllos vorgegangen", sagt Ladeninhaber Peter Brommenschenkel. Bei den Männerparfüms seien die günstigeren Deodorants stehen geblieben, die Eau de Toilettes dagegen weg. "Die müssen mehr als eine Stunde hier drin gewesen sein", schätzt Brommenschenkel, "das waren schließlich so 50 bis 100 Kisten, die gepackt und rausgetragen werden mussten".

"Es muss doch jemand was gesehen haben"



Dabei ist die Parfümerie von außen beleuchtet, die Fassade besteht aus hohen Glasfenstern und -türen. "Eigentlich muss da doch jemand was gesehen haben", mutmaßt eine Mitarbeiterin. Passiert ist die Tat laut Pressemitteilung der Polizei zwischen Dienstag, 18.45 Uhr, und Mittwoch, 8.35 Uhr. Um diese Zeit schloss eine Mitarbeiterin den Laden auf, bemerkte die leer gefegten Regale und Schubladen und verständigte sofort die Kriminalpolizei.

Zugang verschafften sich die Täter durch den Nebeneingang zur Nagelstraße. "Das obere Türschloss ist komplett herausgebrochen worden, das untere beschädigt, die Tür wurde offenbar mit brachialer Gewalt aufgebrochen", schildert Brommenschenkel das Untersuchungsergebnis der Kriminalpolizei.

Im März 2008 wurde die Parfümerie schon einmal von Einbrechern leer geräumt. Und ein Einbruch in Brommenschenkels Pierre-Parfümerie am Hauptmarkt ist im vorigen Sommer wohl nur durch einen Zeugen verhindert worden, der zwei Männer, die sich an der Tür zu schaffen machten, beobachtet und die Polizei gerufen hatte. Einer der Männer wurde festgenommen, der zweite konnte fliehen. Einen Zusammenhang mit dem Einbruch von vor drei Jahren und dem Einbruchsversuch im Sommer sieht die Polizei nicht. Der Einbruch vom März 2008 wurde nie aufgeklärt, die gestohlenen Waren im Wert von rund 150 000 Euro nicht ausfindig gemacht.

Parfümerie-Ware ist beliebtes Diebesgut



Teure Cremes, Parfüms und Schminke ist offenbar ein beliebtes Diebesgut: Mehrfach seien Einbrecher schon in seine Parfümerie-Filialen in Koblenz und Kaiserslautern eingestiegen, berichtet Brommenschenkel. "Schließlich lässt sich die Ware ja auch relativ leicht im Internet über E-Bay weiterverkaufen." Zwei seiner Pierre-Parfümerien habe er bereits mit Alarmanlagen ausgestattet, sagt Brommenschenkel. "Jetzt wird die Versicherung mir das wohl auch in der Fahrstraße zur Auflage machen." Immerhin koste eine solche Anlage rund 10 000 Euro. Gegen Profis, die offenbar auf Luxuswaren spezialisiert sind, hilft das trotzdem nicht immer: Bevor Einbrecher im März 2009 die Nobelboutique Bogner in der Konstantinstraße leer räumten, hatten sie die Kabel der Alarmanlage sachkundig durchtrennt.

Die Polizei sucht Zeugen, Hinweise unter Telefon 0651/9779-2290. ExtraLaut Polizeipressesprecherin Monika Peters gibt es weder in der Region Trier noch in Rheinland-Pfalz eine Häufung von Einbrüchen in Parfümerien. Allgemein sei Ladendiebstahl allerdings häufig, auch große Drogeriemärkte seien davon betroffen. Parfüm, Cremes und Schminke wären insofern bei Kriminellen "beliebt", weil sie klein, handlich und leicht abzusetzen seien und zum Teil einen hohen Wert hätten. Für organisierte Kriminalität gebe es diesbezüglich allerdings keine Anhaltspunkte. Um Parfümerie-Hehlerware zu verkaufen, gibt es laut Polizei-Pressesprecherin Peters viele Möglichkeiten, unter anderem im Internet oder auch auf Flohmärkten. Originalverpackte Ware sei dabei schwer als Hehlerware zu identifizieren. Preise weit unter dem üblichen Verkaufspreis könnten zwar ein Indiz für geklaute Ware sein, seien aber keineswegs ein zwangsläufiger Hinweis darauf, sagt Polizeisprecherin Peters. Ohne konkreten Verdacht recherchiert die Polizei nicht nach gestohlenen Parfümerieartikeln oder nach Markenbekleidung im Internet. Gingen allerdings Hinweise auf bestimmte Anbieter bei der Polizei ein, werde diesen nachgegangen, erklärt Peters. Der im Sommer 2010 bei einem Einbruchsversuch in die Pierre-Parfümerie am Hauptmarkt festgenommene Täter ist vom Amtsgericht Trier zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Mittäter konnte nicht ermittelt werden. (woc)

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