Theater-Kooperation: Retten, was zu retten ist

Trier · Die Stadtverwaltung soll versuchen, einen nachträglichen Beitritt des Theaters Trier zum Kooperationsprojekt "Total Théâtre" in der Großregion zu erwirken. Das hat der Stadtrat auf Eilantrag der CDU-Fraktion einstimmig beschlossen.

Trier. Linde Andersen (Linke) brachte das gemeinschaftliche Anliegen vor der Abstimmung auf den Punkt: "Lasst uns retten, was noch zu retten ist!"
Vorausgegangen war eine Diskussion, die eines deutlich machte: Die Enttäuschung sitzt offenkundig tief. Sprecher aller Fraktionen kritisierten, dass sie aus dem Trierischen Volksfreund (Ausgabe vom 26. Januar) und nicht von der Stadtverwaltung von der Nichtteilnahme des Theaters Trier am Kooperationsprojekt "Total Théâtre" erfahren haben.
"Unglaubliches" Schweigen


Eine Entscheidung des Stadttheaters "vollständig am Stadtrat vorbei - das sollte einem Kulturdezernenten nicht passieren", wetterte CDU-Fraktionschef Ulrich Dempfle. Seinem flammenden Appell, jede Chance zu nutzen, in der multinationalen Großregion gemeinschaftlich Kultur zu betreiben, schlossen sich die anderen Fraktionen in ihren Redebeiträgen an - mit Ausnahme der FDP (Partei des gescholtenen Dezernenten Thomas Egger), die aber schlussendlich wie alle anderen den CDU-Antrag unterstützte.
Markus Nöhl (SPD) nannte es "unglaublich", dass der Rat nie über das Projekt informiert worden sei und forderte Aufklärung: "Es kann doch nicht sein, dass der Rat nur noch Abnicker ist oder vor vollendete Tatsachen gestellt wird."
Hermann Kleber (FWG) bezeichnete die Absage als "gewaltige Blamage". Uschi Britz (Grüne) relativierte die kollektive "Jetzt aber!"-Entschlossenheit und regte mit Erfolg an, den Passus, das für eine Beteiligung erforderliche Geld außerhalb des Theaterbudgets zur Verfügung zu stellen, aus dem CDU-Eilantrag zu streichen.
Es bleibt aber dabei, dass OB Klaus Jensen beim Land und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) "auf eine Genehmigung und Bezuschussung des Trierer Beitrags zum Kooperationsprojekt hinwirken" soll. Beteiligt daran sind die Theater Luxemburg, Saarbrücken, Thionville (Frankreich) sowie Lüttich, Eupen und St. Vith (Belgien).
Ein Hauch von Selbstkritik


Den Trierer Anteil, der laut Markus Nöhl bei 200 000 Euro liegen würde, bezeichneten mehrere Redner als sinnvolle Investition. Gut angelegtes Geld, das, so CDU-Vormann Dempfle, zudem "mehrfache Synergieeffekte und aufgrund der zusätzlichen Millionen-Förderbeträge der EU eine hohe Rendite" erziele.
Kulturdezernent Thomas Egger zeigte "Verständnis für die Enttäuschung" des Stadtrates und übte einen Hauch von Selbstkritik. Bei einer breiten Diskussion wäre die Entscheidung möglicherweise anders ausgefallen, und heute würde er das Thema auch anders einschätzen.
So aber habe im März 2010 das Theater den Diskussionsprozess aufgenommen und auf eigene Initiative für sich beendet. Die Chancen, jetzt wieder zuzusteigen, sind nach Eggers Einschätzung gering: "Da sind nach meinem Dafürhalten eher Zweifel angebracht."
Gegen mehrfach geäußerte Vorwürfe, er sei der Totengräber der Veranstaltungsreihe Brot & Spiele, verwahrte sich der Kulturdezernent: Das Römerfestival für 2013 abzumoderieren, sei nicht seine einsame Entscheidung gewesen, sondern auch die des Kooperationspartners Medienfabrik. rm.

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