Theater: Neue Preise sollen neue Besucher bringen

Trier · Einstimmig bei drei Enthaltungen hat der Trierer Stadtrat eine neue Preisstruktur für das Theater beschlossen. Der Eintritt kostet zwar generell 25 Prozent mehr. Eine besonders günstige Einstiegskategorie und 30 Prozent Ermäßigung bis 25 Jahre sollen die Preiserhöhung aber sozial abfedern.

Trier. Etwa zwei Jahre lang haben der Stadtrat und eine überfraktionelle Arbeitsgruppe an einer neuen Tarifstruktur für das Theater getüftelt. Das am Donnerstagabend beschlossene Ergebnis gilt ab der kommenden Spielzeit 2012/13.

Grundpreise: Es gibt künftig einen Preis für Musiktheater, Tanztheater und Konzert (bisher vier Preise) sowie einen Preis für den Bereich Schauspiel. Generell steigen die Preise um 25 Prozent.

Ermäßigung bekommen Besucher bis 25 Jahre sowie Schwerbehinderte und deren Begleitung (mit Nachweis). Statt 15 Prozent beträgt der Nachlass 30 Prozent.

Die neue Kategorie vier für 8,50 Euro umfasst 38 Plätze in den beiden hinteren Reihen des Hochparketts. Im Gegenzug gibt es sogenannte Premiumplätze mit viel Beinfreiheit für 30 (Schauspiel) bis 35 Euro. Der Topzuschlag für aufwendige Stücke und der Premierenzuschlag (jeweils fünf Euro) bleiben erhalten.

Last Minute: Besucher können nicht verkaufte Karten in den letzten 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn für fünf bis zehn Euro erwerben.
Die Vertreter der Ratsfraktionen kommentierten den "Kompromiss" (Dorothee Bohr, CDU) mit gemischten Gefühlen. Markus Nöhl (SPD) erinnerte an die beiden Ziele, die kulturelle Teilhabe zu erleichtern und einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu leisten. 25 Prozent Steigerung seien eine "bittere Pille", die Struktur insgesamt aber "sozialverträglich".
Gerd Dahm (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete es als schwierigen Prozess, die Attraktivität und gleichzeitig die Preise zu erhöhen: "Die 25 Prozent werden uns Zuschauer kosten, was einen bildungs- und sozialpolitischen Verlust bedeutet."
FDP: Auf Privilegien verzichten

Peter Spang (FWG) sprach von einem Schritt in die richtige Richtung. Er appellierte an die bisherigen Besucher, dem Theater treu zu bleiben: "Das Stammpublikum wird hoffentlich einsehen, dass es ohne die Erhöhung nicht geht." Darüber hinaus bestehe die Chance, neues Publikum zu gewinnen.
Karl-Josef Gilles (FDP) verwies darauf, dass jeder Theaterplatz im Durchschnitt mit 80 Euro subventioniert werde. Wenn die umliegenden Kreise sich weiterhin nicht beteiligten, komme die Stadt womöglich auf Dauer nicht umhin, eine Sparte zu schließen.

Gilles forderte die Stadtratsmitglieder auf, mit positivem Beispiel voranzugehen und auf einen Teil ihrer Privilegien zu verzichten. Damit spielte er auf die Praxis mit Freikarten an, die etwa auch Begleitern von Ratsmitgliedern gewährt würden.

Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) beschränkte sich darauf, die gute Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Preisstruktur hervorzuheben: "Das ist ein Beispiel für manche Nuss, die wir noch zu knacken haben."
Bei drei Enthaltungen (Linde Andersen von der Linkspartei und zwei Fraktionsmitglieder der Grünen) beschloss der Rat einstimmig die gemeinsam ausgearbeitete Vorlage.
Meinung

Das bedeutet noch keine Rettung
Die gute Nachricht für Freunde des Trierer Theaters: Der Grundkonsens der Volksvertreter zum Erhalt der Kultureinrichtung besteht weiterhin. Der einstimmige Beschluss der stärker differenzierten Tarifstruktur soll und kann einen Teil dazu beitragen, das Angebot insgesamt für Publikum und Stadt vorläufig bezahlbar zu halten. Damit hat der Rat zwar eine wichtige Hausaufgabe erledigt. Doch die Zukunft ist so noch keineswegs gesichert. Selbst wenn das Theater wie optimistisch kalkuliert jährlich 225 000 Euro mehr einnehmen sollte, bleibt der millionenschwere Sanierungsbedarf bestehen und kaum zu stemmen. Immer drängender wird die Frage, was sich die Stadt noch leisten kann und will. Die Verteilungskämpfe werden härter. Die angekündigte Strukturanalyse und Organisationsuntersuchung muss viel tiefer greifen. Es geht schlicht um die Existenz einer Einrichtung, die weite Kreise der Bürgerschaft bestenfalls als Luxus empfinden, den sie selbst nie nutzen. Wer solche Besitzstände dauerhaft wahren will, muss enorm kreativ und ohne Tabus vorgehen. Ohne verstärkte Kooperationen mit anderen Einrichtungen in der Region und über die Region hinaus wäre der Rettungsversuch wohl zum Scheitern verurteilt. m.hormes@volksfreund.de

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