Theatersaal statt Krankenbett

Trier · Wenn die Besucher nicht ins Theater kommen können, kommt das Theater zu den Besuchern: Im Mutterhaus bot Schauspieler Michael Ophelders Patienten, Angehörigen, Personal und anderen Interessierten eine kostenlose Theatervorstellung.

 Michael Ophelders gibt beim Gastspiel im Mutterhaus die Rolle des zerstreuten Professors überzeugend. TV-Foto: Karin Pütz

Michael Ophelders gibt beim Gastspiel im Mutterhaus die Rolle des zerstreuten Professors überzeugend. TV-Foto: Karin Pütz

Trier. Geht ein Krankenhausaufenthalt nicht mit einem freudigen Ereignis einher, ist er meist unangenehm, langweilig und manchmal deprimierend. Oft fällt es Patienten und Angehörigen schwer, den Humor zu behalten. Daher ist Jörg Mehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Mutterhauses, glücklich über die Kooperation mit dem Theater Trier. Bereits zum zweiten Mal brachte sie gute Unterhaltung ins Klinikum. Im Mai war es ein Hermann-Hesse-Abend, diesmal stand der Humorist Heinz Erhardt auf dem Programm.
Unter den rund 60 Zuschauern fanden sich neben Patienten und Klinikpersonal auch Ordensfrauen, um mit Michael Ophelders\' Hommage "Warum Heinz mit Erhardt lacht" einen Abend lang den Krankenhausalltag zu durchbrechen.
Singendes Publikum


In seiner Ein-Mann-Show dozierte er über das Leben von Erhardt. Als zerstreuter, oft in Halbsätzen sprechender Professor Dr. Dr. Humoris Causa trug er einige bekannte und unbekannte Werke vor. Beim Gedicht von der Made prüfte er die Kenntnisse der Studenten, indem er beim Publikum den Text abfragte - der saß tatsächlich lückenlos, was für Erheiterung sorgte.
Großen Spaß hatte auch Patientin Marion Dicken. Sie war an Krücken von ihrem Krankenzimmer zum Theatersaal gekommen, um sich von ihrer Hüftoperation ablenken zu lassen. Sie fand den Abend "spritzig" und bemerkte: "Ich habe einiges erfahren, was ich über Heinz Erhardt nicht wusste."
Besonders die musikalischen Einlagen kamen bei den Zuhörern an, die schließlich mitsangen: "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett."
Nach der Vorstellung, die mit großem Applaus bedacht wurde, waren im Innenhof des Mutterhauses sogar die Ordensschwestern leise am Singen: "Wenn ich einmal traurig bin, trinke ich \'n Korn." Er war schon ein Schelm, dieser Heinz Erhardt, von dem auch die Zeilen stammen: "Manche Menschen wollen immer glänzen, obwohl sie keinen Schimmer haben."
Michael Ophelders hatte an diesem Abend nicht nur einen Schimmer - er glänzte und sorgte für strahlende Gesichter.

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