Theologische Fakultät in Trier feiert 60. Geburtstag

Vor genau 60 Jahren hat Diözesanbischof Franz Rudolph Bornewasser die Theologische Fakultät in Trier eröffnet. Seit 1970 ist sie eine Besonderheit in Deutschland: Die kirchliche Hochschule kooperiert mit der Universität Trier. Der TV sprach mit dem Rektor, Professor Reinhold Bohlen, über Vergangenheit und Zukunft der Fakultät.

Trier. (kat) Ein Geburtstag ist immer eine gute Gelegenheit, zurück und nach vorne zu schauen. Einiges hat sich an der Theologischen Fakultät in Trier in den vergangenen sechs Jahrzehnten geändert: Ursprünglich bildete die Theologische Fakultät nur Priester und einige wenige Ordensschwestern aus. Heute ist das anders. Waren es anfänglich noch 250 Priesteramtskandidaten, sind es 60 Jahre später 30. Gründe für den enormen Rückgang sieht Bohlen darin, dass es heute schwer sei, sich für diese Lebensform zu entscheiden.

Den Schwund an Priestern in Ausbildung machen die Lehramtskandidaten wett. Von den momentan 430 Studierenden werden 70 Prozent im Fach Katholische Religion ausgebildet. "Das Land Rheinland-Pfalz nutzt die voll ausgebaute Fakultät zum Nulltarif", sagt Bohlen, der seit 2003 Rektor der Fakultät ist. Denn die "kirchliche Hochschule päpstlichen Rechts" werde komplett vom Bistum Trier finanziert. Verhandlungen um eine vollständige Integration der Theologischen Fakultät in die Uni waren 1970 gescheitert. Warum das so war, kann Bohlen heute nicht mehr sagen. "Ich kenne die Einzelheiten der Verhandlungen nicht." Wohl hätten die kirchlichen Verantwortlichen die Fakultät nicht aus den Händen geben wollen und der damalige Kultusminister Bernhard Vogel habe offenbar die Chance erkannt, Religionslehrer kostenlos ausbilden zu lassen. Stattdessen wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen, was einmalig in Deutschland ist.

In dem Vertrag steht unter anderem, dass die Studenten sich entweder an der Uni Trier oder an der Theologischen Fakultät einschreiben und Studiengebühren zahlen müssen. Die Lehrveranstaltungen können sie an beiden Hochschulen nutzen. Die Theologische Fakultät wird an der Uni ähnlich wie ein Fachbereich behandelt. Seit 1992 ist sie etwa mit ihrer Verwaltung und den meisten Veranstaltungen im Gebäude E der Uni untergebracht - einige Veranstaltungen finden im Priesterseminar in der Jesuitenstraße statt.

Einen Höchststand mit etwa 610 Studierenden hatte es Anfang der 80er Jahre gegeben. Zwischen den Jahren 1991 und 2005 hat sich die Zahl zwischen 270 und 300 eingependelt. Seit 2005 sei die Studierendenzahl wieder stetig gestiegen, auf heute 430, sagt Bohlen. Der Rektor führt diese Entwicklung auf die guten Berufsaussichten, die Lehramtsstudiengänge immer beliebter machen würden, zurück. Verändert hat sich im Laufe der Jahre auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen: Waren es anfänglich zwei bis drei Ordensschwestern, die an der Fakultät studierten, sind die jungen Frauen heute in der Überzahl - etwa 240 gegenüber 190 Männern.

Auch an der Fakultät wurden jüngst Bachelor- und Masterstudiengänge mit der Modularisierung eingeführt. "Leider werden dadurch internationale und auch nationale Austausche erschwert", sagt Bohlen. Ein Blick in die Zukunft: "Die Sorge gilt dem Rückgang der Priesterzahlen", sagt Bohlen. Und, dass die Sparpläne des Bistums die Fakultät nicht betroffen haben, hat Gründe. "Die Verhandlungen mit Ministerin Doris Ahnen sind eröffnet", meint Bohlen. Das Bistum bittet das Land, das von den Religionslehrern profitiert, um einen finanziellen Beitrag.

Am Freitag, 12. November, beginnt der Festakt mit einem Pontifikalamt in der Jesuitenkirche in Trier mit Bischof Stephan Ackermann (Magnus Cancellarius der Theologischen Fakultät). Um 11.15 Uhr startet der Akademische Festakt in der Promotionsaula. Ab 19.30 Uhr gibt es dort einen Festball. Extra Die Theologische Fakultät gab es schon an der alten, 1454 von Papst Nikolaus V. errichteten und 1473 eröffneten Universität Trier. Diese Uni fand ihr Ende 1798 nach der Französischen Revolution. Nachdem unter Bischof Charles Mannay im Jahr 1805 das etwa 30 Jahre zuvor von Kurfürst-Erzbischof Klemens Wenzeslaus gegründete Priesterseminar in Trier wiedereröffnet worden war, wurde diese Einrichtung für fast 150 Jahre zum Ort der Pflege und Lehre der katholischen Theologie im Bistum Trier. (kat)

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