Tief in die Vergangenheit Mehrings eingetaucht

Mehring · Seit einigen Jahren gilt ein Sonntagnachmittag im November immer als ein Höhepunkt mit dem Blick in die Vergangenheit. Chronist Werner Dorsch hat die vergangenen Jahrzehnte des Ortes wieder aufgearbeitet.

Mehring. Wenn der kulturhistorische Verein "Marningum - us Duaref" (Mehring, unser Dorf) mit dem Vorsitzenden Wolfgang Thelen zum Vortrag von Werner Dorsch in das Kulturzentrum einlädt, lockt die Veranstaltung stets mehr als 200 Interessierte. Seit sechs Jahren forscht Dorsch in der Mehringer Geschichte, kramt bei Bekannten in Schubladen nach alten Bildern, sucht auf Speichern und in Kellern nach Historischem.
Bei einer Veranstaltung wurde eine Fahne der ehemaligen Mehringer Frontkämpfer von 1914 bis 1918 entdeckt, aufwendig renoviert und der Bevölkerung vorgestellt. In diesem Jahr konnte Dorsch wieder mit einer Besonderheit aufwarten. Mit Reinhold Gesellchen hatte er im Keller der Sakristei vor drei Jahren eine alte Gedenktafel an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gefunden. "Die älteren Mitbürger können sich bestimmt daran erinnern, dass sie in früheren Zeiten in der Pfarrkirche hing. Als wir sie fanden, war sie in einem desolaten Zustand", erzählt Dorsch. Sie wurde von seinem Kölner Nachbarn, Hans Hill (65), neun Monate lang restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebracht.
Menschen geben Auskunft



Mitgebracht hatte er in diesem Jahr eine weitere Rarität im Original, die großes Erstaunen bei den Gästen hervorrief. Er präsentierte ein sehr arbeitsintensives und sogar dreidimensionales Hochzeitsfoto aus der Vergangenheit. Der Referent erzählt gerne aus der Zeit, als er in Mehring lebte: Der heute 67-jährige pensionierte Beamte verbrachte seine ersten Kindheitsjahre in Mehring und zog dann mit den Eltern in die Nähe von Köln.
"Immer in den Ferien durfte ich zu meinen Großeltern nach Mehring", erinnert er sich. Bei diesen Aufenthalten lernte er natürlich das Leben und die Leute im Moselort bestens kennen. Sein Interesse für die Vergangenheit wuchs, als er einige historische Fotos mit Dorf- und Straßenansichten, Szenen aus dem täglichen Leben und von traditionellen Dorfveranstaltungen und Familienfeiern entdeckte. Er begann, die Namen der auf den Schwarz-Weiß-Fotos abgebildeten Mehringern zu recherchieren. Zunächst war sein Erfolg bescheiden, doch die Menschen öffneten sich und gaben ihm bereitwillig Auskunft. Beim Lichtbildvortrag, es werden sogar Hochzeitsfotos ab 1880 gezeigt, gibt es bei den Gästen immer wieder großes Staunen und zustimmendes Gemurmel. Dorsch hat bei seiner Arbeit unzählige Stunden geforscht, Namen herausgefunden und Zusammenhänge von Straßenzügen, Häusern und Menschen erklärt. Behilflich waren ihm dabei auch 1000 Totenzettel, aus denen er Rückschlüsse auf die Mehringer ziehen konnte.
Wie jedes Jahr wird wieder ein Kalender mit historischen Fotos von Mehring angeboten.

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