Tierschützer: Vorstand weist Kritik zurück

Im Streit um die Ausrichtung des Tierschutzvereins Trier und Umgebung hat der neue Vorstand die Kritik an seiner Arbeit zurückgewiesen. Am Freitag gab es ein Gespräch mit den Mitarbeitern des vom Verein getragenen Tierheims Zewen. Beendet scheint der Zwist indes noch nicht.

 Sieht keine Chance zur Versöhnung: Ex-Tierschutzvereinsvorsitzender Leopol Kornberg. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sieht keine Chance zur Versöhnung: Ex-Tierschutzvereinsvorsitzender Leopol Kornberg. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Vier Hunde und vier Katzen aus dem Tierheim in Trier-Zewen werden in dieser Woche beim WDR in der Sendung "Tiere suchen ein Zuhause" zu Gast sein. Sie hoffen auf ein neues Herrchen oder Frauchen. All zuviel über den Tierschutzverein Trier und Umgebung, dem das Tierheim gehört, sollte die Moderatorin Claudia Ludwig besser nicht nachfragen. Denn die Lage im Verein ist nach wie vor alles andere als rosig.

Die Fronten sind noch immer verhärtet



Seit der Mitgliederversammlung vom 21. Juni gibt es zwei Parteien in dem 1500 Mitglieder starken Verein (TV vom 14. Juli): den alten Vorstand um den langjährigen Vorsitzenden und früheren Tierarzt Leopold Kornberg und den neuen Vorstand um Anne Wasiak, Michaela Brohm und Barbara Frankreiter. Im Kern geht es darum, dass der alte Vorstand der Frauenriege die Fähigkeiten zur Vereinsführung abspricht und dabei die Mitarbeiter des Tierheims auf seiner Seite hat.

Zwei Tierpflegerinnen und der Leiter des Tierheims, Andreas Lindig, überlegen sich wegen des Streits gar zu kündigen. Ihrer Meinung nach mischt sich der neue Vorstand zu sehr in ihre Arbeit ein, ohne dafür die nötige Qualifikation zu haben. Diese Vorwürfe hat der neue Vorstand nun zurückgewiesen (siehe Extra). Zudem richtet er seinerseits Vorwürfe an die Kritiker: "Soll der neue Vorstand durch Verleumdung zum Rücktritt gezwungen werden? Soll auf dem Rücken der Tiere ein Rückgang der Spenden riskiert werden? Ist demokratisches Handeln dermaßen bedrohlich für die alten Interessensgruppen?"

Ein Gespräch mit den Mitarbeitern am Freitag sollte zeigen, ob die Gräben tatsächlich so tief seien. Zum Inhalt und Ergebnis des Gesprächs wollten sich die neuen Vorstandsmitglieder anschließend nicht äußern. "Das muss sich erst einmal setzen", sagte Michaela Brohm, Uni-Professorin der Bildungswissenschaften dem TV. Auch Tierheimleiter Andreas Lindig gab sich zurückhaltend, kein Wunder allerdings, denn ihm sei nahegelegt worden, gegenüber der Presse besser keine Stellungnahmen mehr abzugeben. Dennoch hält er an seiner Kritik zum Teil fest, auch, weil er nach der TV-Berichterstattung zahlreiche Anrufe und E-Mails bekommen habe, die ihn ermuntert hätten, weiterzumachen. "Der neue Vorstand will unser Vertrauen, ist aber nicht bereit, Vertrauen zu geben", sagt Lindig. Es müsse klar sein, wer die Verantwortung im Heim trage: "Man kann ein Tierheim nicht mit Ehrenamtlichen und Hilfskräften führen." Er befürworte Bestrebungen im Tierschutzverein, in dieser kritischen Situation eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. "Dann können beide Seiten vor einer breiten Mitgliederzahl ihre Positionen darlegen." Geht es nach dem Ex-Vorsitzenden Leopold Kornberg, wird die außerordentliche Mitgliederversammlung gerichtlich durchgesetzt. Seine Anwälte wollen die Sitzung vom Juni anfechten. Kornberg, der zwölf Jahre an der Spitze des Vereins stand, sieht - im Gegensatz zu Michaela Brohm - auch keine Möglichkeit, sich in irgendeiner Form gütlich mit dem neuen Vorstand zu einigen oder auch nur an einen Tisch zu setzen.

Kornberg: "Ich sehe mein Lebenswerk in Gefahr." Extra Die Reaktion des neuen Vereins-Vorstands: "Der Vorstand sieht keinesfalls seine Aufgaben in der Leitung des Tierheims, sondern entsprechend der Satzung in der Festlegung der Grundsätze und Richtlinien für die Arbeit des Vereins", so der neue Vorstand des Tierschutzvereins in einer Stellungnahme. Kritik an der Kompetenz weist der Vorstand zurück. Die neue Vorsitzende Anne Wasiak sei seit 1985 ehrenamtlich im Tierheim tätig, bis 2003 auch als zweite Vorsitzende im geschäftsführenden Vorstand. Zudem sei sie seit vielen Jahren als vom Deutschen Tierschutzbund geprüfte Tierschutzberaterin und Tierschutzbeauftragte im Auftrag des Tierheims fast täglich im Einsatz, habe immer wieder so genannte "Problemhunde" resozialisiert und für deren erfolgreiche Vermittlung gesorgt. Wasiak steht auch in der Kritik, weil sie sich für alternative Heilmethoden einsetzt. Dazu stellt der Vorstand klar, selbstverständlich befürworte er die schulmedizinische Versorgung der Tierheimtiere. Naturheilkundliche Methoden könnten aber dann eine Chance zur Heilung sein, wenn Tiere aus schulmedizinischer Sicht austherapiert seien. Dem Verein seien bisher keine Kosten durch die Behandlung mit alternativen Heilmethoden entstanden, diese haben Wasiak aus eigenen Mitteln finanziert. (mic)

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