Tierschutzverein: Mitglieder wollen Neuwahl

Trier · Mehr als 500 Mitglieder des Trierer Tierschutzvereins fordern laut dessen Ex-Vorsitzendem Leopold Kornberg eine außerordentliche Mitgliederversammlung, um den erst Ende Juni gewählten neuen Vorstand abzusetzen. Hintergrund sind heftige Streitereien über Kompetenzen, Macht und die Pflege der Tiere im Tierheim.

Der Streit im Trierer Tierschutzverein geht weiter: Mit Briefen an die Mitglieder versuchen die Rädelsführer des in zwei Lager gespaltenen Trierer Tierschutzvereins jeweils möglichst viele Anhänger hinter sich zu bringen.

Auslöser für die Spaltung des Vereins waren die Vorstandswahlen im Juni: Aus Altersgründen war der 81-jährige Trierer Tierarzt Dr. Leopold Kornberg, seit 15 Jahren Vereinsvorsitzender, nicht mehr zur Wahl angetreten. Auch der zweite Vorsitzende, Andreas Lindig, verzichtete auf eine erneute Kandidatur wegen vermehrter Kritik an seiner Ämterdoppelung: Lindig ist Leiter des Trierer Tierheims, dessen Träger der Tierschutzverein ist.

Nachfolge-Kandidat fällt durch

Der alte Vorstand präsentierte der Vereinsbasis seine gewünschten Nachfolger - doch die Mitglieder machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn Anne Wasiak, seit mehr als 30 Jahren im Verein aktiv, zwischendurch auch im Vorstand, hatte sich zusammen mit Unterstützerinnen im Vorfeld der Wahl eine Mehrheit für die eigene Kandidatur organisiert. Statt wie üblich 50 Mitglieder tauchten bei der Wahlveranstaltung mehr als 100 auf. Wasiak versammelte 68 Stimmen auf sich, der vom alten Vorstand unterstützte Günther Porn 40.

Eintrag im Vereinsregister

Wasiak, zu deren Flügel auch die neu gewählte dritte Vorsitzende Michaela Brohm und die neue Schatzmeisterin Barbara Frankreiter gehören, pocht auf die demokratische Entscheidung, die der alte Vorstand als "feindliche Übernahme" bezeichnet.

Weil auch formale Fehler passiert sein sollen, hatte der alte Vorstand angekündigt, die Wahl anzufechten. Auch der Bundesgeschäftsführer des Tierschutzverbandes hatte geraten, die Wahlgänge zu überprüfen (der TV berichtete).

Die neue Vorsitzende Wasiak hat den Vorstandswechsel mittlerweile beim Vereinsregister des Wittlicher Amtsgerichts eintragen lassen. "Damit wurde die Wahl juristisch anerkannt", teilt Wasiak per Brief vom 4. August den Vereinsmitgliedern mit. "Für den Eintrag ins Vereinsregister ist nur maßgeblich, dass die Wahl stattgefunden hat und ein Protokoll vorliegt", relativiert allerdings Ingrid Luther, Richterin am Amtsgericht. "Ob es formale Fehler gegeben hat oder nicht, prüfen wir nicht. Dafür ist das Landgericht zuständig."

Tatsächlich hatte Kornberg beim Trierer Landgericht eine Klage gegen die Vorstandswahl eingereicht - diese aber wieder zurückgezogen. "Die Sache wäre frühestens in acht, neun Monaten entscheiden worden", begründet Kornberg. "Das hätte uns zu lange gedauert."

Stattdessen hat er Ende Juli ebenfalls die Vereinsmitglieder angeschrieben und diese gebeten, Neuwahlen einzufordern: "Mehr als 500 der rund 1500 Mitglieder haben mir per Unterschrift bestätigt, dass sie eine außerordentliche Mitgliederversammlung wollen."

Laut Vereinssatzung muss eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, wenn mindestens ein Drittel der Mitglieder dies beim Vorstand beantragt. "Unser Ziel sind Neuwahlen", erklärt Kornberg. Ein Termin und ein geeigneter Veranstaltungsort für die zu erwartenden vielen Mitglieder müssten gefunden werden.
Ein Sommerfest soll's richten

Wasiak hofft dagegen offenbar, dass alles noch gut wird: "Der neue Vorstand wird alles in seiner Macht stehende dafür tun, den Verein auf ruhige, sichere und entwicklungsförderliche Wege zu führen", erklärt sie im Rundschreiben.

Das große Sommerfest, zu dem der neue Vorstand die Mitglieder für das letzte Augustwochenende eingeladen hat, soll wohl dabei helfen, die Gräben zuschütten.

Extra

Streit der Tierschützer

Um Macht, Ideologien und gegenseitige Kompetenz-Zweifel dreht sich der anhaltende Streit zwischen den beiden Lagern des Trierer Tierschutzvereins. Die Anhänger des alten Vorsitzenden Leopold Kornberg und die Mitarbeiter des Tierheims werfen dem neuen Vorstand vor, sich in die Pflege und Versorgung der Tiere einzumischen, obwohl sich ihre Sachkenntnis nur auf das jahrelange Spazierengehen und den zeitweisen Umgang mit den Hunden beschränke.

Tatsächlich hat die neue Vorsitzende Anne Wasiak, pensionierte Grundschullehrerin, von Tierheimleiter Andreas Lindig die Herausgabe aller Schlüssel verlangt, auch die zu den Quarantänestationen. "Ehrenamtliche und Spaziergängerinnen haben dort nichts zu suchen", schimpft Lindig.

Auch über die Behandlung kranker Tiere herrscht keine Einigkeit: Während der neue Vorstand neben der Schulmedizin durchaus auch homöopathischen und esoterischen Methoden zugewandt ist, lehnen Tierheimleiter und Tierpfleger diese ab. Der neue Vorstand wirft dagegen dem alten Vorstand intransparentes und engstirniges Verhalten vor. Entscheidungen seien häufig im Alleingang gefällt, die Vereinsmitglieder nicht genügend eingebunden worden. Unterstützer des neuen Vorstands kritisieren auch, dass das Tierheimpersonal selbstherrlich mit den ehrenamtlichen Spaziergängerinnen umgegangen sei und zu wenig Engagement gezeigt habe bei der Ausgabe der Hunde an die Spaziergängerinnen. (woc)

Meinung

Keine Eitelkeiten Einzelner

Von Christiane Wolff

Wird ein 1500 Mitglieder starker Verein 15 Jahre lang vom selben Vorsitzenden geleitet, legt das kein schlechtes Zeugnis ab von dessen Eignung und Erfolg. Doch wer so lange Zeit eine Machtposition innehat, erliegt wohl zwangsweise auch einer gewissen Routine - die von der Basis nachvollziehbar als erdrückend und engstirnig empfunden werden kann. Für einen Wechsel an der Vereinsspitze war es daher wohl höchste Zeit - gelungen ist er allerdings nicht. Denn dass offenbar mehr als 500 Mitglieder eine Neuwahl wollen, hat nichts mit gekränkten Eitelkeiten zweier Ex-Vorsitzender zu tun, wie es der neue Vorstand in seinem Rundbrief kolportiert. c.wolff@volksfreund.de

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