Toleranz aus Bequemlichkeit ist seine Sache nicht

Großer Bahnhof in der Europäischen Rechtsakademie zum 80. Geburtstag von ERA-Initiator Horst Langes: Rund 150 Gäste aus Politik und Gesellschaft kamen, um dem langjährigen EU-Parlamentarier und Trierer CDU-Chef zu gratulieren.

Politik-Urgestein Horst Langes . TV-Foto: Dieter Lintz

Politik-Urgestein Horst Langes . TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. (DiL) "Einige wenige Worte einiger weniger Freunde" hatte Langes vorsorglich angekündigt, und er mahnte die Festredner in seiner Begrüßungsansprache noch einmal ausdrücklich zur Kürze - nicht ohne Erfolg. Der Jubilar selbst gab mit seinem erfrischenden, bisweilen durchaus der Farbe seiner Partei entsprechenden Humor die Tonart vor - und sorgte so dafür, dass die Veranstaltung den Ruch des vorgezogenen Nachrufs, der Feiern zum 80. Geburtstag sonst all zu oft innewohnt, gänzlich vermissen ließ. Der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Santer würdigte das "Schlitzohr" Langes als Freund und Kollegen, den die sechsköpfige EU-Parlamentarierschar dermaleinst in Brüssel "als siebten Luxemburger" geschätzt habe. Langes sei politisch "ein kompromissloser Europäer" und persönlich "nie besonders zurückhaltend" gewesen, merkte der EU-Abgeordnete Werner Langen an - und fügte einige launige Notizen zur Mentalität der Moselaner im Allgemeinen und der Trie-rer im Speziellen hinzu.

Auch Triers CDU-Vorsitzender Bernhard Kaster garnierte seine Ansprache mit der einen oder anderen persönlichen Langes-Erfahrung aus den mehr als zwei Jahrzehnten, die der einstige Gymnasiallehrer an der örtlichen Parteispitze verbracht hatte. Langes sei "niemals Hinterbänkler" gewesen, sondern immer prägende Gestalt im Vordergrund. "Und er hat bis heute nicht verlernt, ein bisschen an den Strippen zu ziehen", sagte Kaster anspielungsreich.

Triers Alt-OB Helmut Schröer schließlich, der einst in jungen Jahren als Wahlkampf-Chauffeur des Geburtstagskindes seine ersten christdemokratischen Meriten verdiente, würdigte den Europapolitiker, dessen Engagement aus dem Gedanken des "Nie wieder" nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sei. Man habe sich mit Langes aber auch "so richtig schön streiten" können. Ein "Mann der klaren Ansagen" sei er, ohne Scheu vor Konflikten, mit Führungswillen. "Wenn er jemals bei einer Vorsitzendenwahl ein überwältigendes Ergebnis bekommen hätte, hätte er sich gefragt: Was habe ich falsch gemacht?", formulierte Schröer.

Der so Gelobte konnte denn auch nicht umhin, am Ende ein knappes, aber gewohnt deutliches Plädoyer für die Streit-Kultur und die Bereitschaft zum Austragen unterschiedlicher Meinungen zu halten - als Alternative zu einer "Toleranz aus Bequemlichkeit".

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