Tombola, Tanz und Theater

TRIER. Die Mittagssonne lacht vom blauen Himmel herunter, und das große Areal zwischen der "Villa Henn" in der Paulinstraße und der Porta-Nigra-Schule in der Engelstraße füllt sich mehr und mehr mit Menschen, behinderten und nichtbehinderten: Die Lebenshilfe hat zum Sommerfest geladen.

"Ah, ich hab' was gewonnen!" Hejo Kessler, neuer Leiter des Wohnheims in der Theobaldstraße, geht zum Holzhüttchen nahe der "Villa Henn", wo er seinen Preis überreicht bekommt: Einen neuen Fahrradsattel. Für jede Niete gibt es Süßigkeiten als Trostpreis. "Ignorieren Sie die dummen Sprüche auf den Losen!", lacht Jutta Lindenberg, Mitarbeiterin beim ambulanten Dienst. Ihre Tochter Lea marschiert schon den ganzen Morgen mit dem Lose-Eimer über's Gelände: "Ich wollte das machen, weil ich Spaß dran habe", betont die Siebenjährige, "fünf Stück zwei Euro." Schon bildet sich eine kleine Traube um die junge Losverkäuferin; der Erlös kommt der Ferienfreizeit zugute."Hilfe nach Maß"

"Ich arbeite schon dreizehn Jahre bei der Lebenshilfe", berichtet Jutta Lindenberg. "Meine beiden Kinder hab' ich immer mitgenommen. Es ist eine gute Arbeit. Unsere Leute haben ihre Wohnungen selber angemietet, und wir begleiten sie in ihrer Selbstständigkeit. Meine Kinder kommen gerne mit, die haben über Jahre gar nicht bemerkt, dass es geistig Behinderte gibt," erläutert sie. Seit 2000 gebe es das Modellprojekt "Hilfe nach Maß", mit dem auch für hilfsbedürftigere Menschen ein Heimaufenthalt vermieden werden könne. Michael und Michaela, beide geistig behindert, sitzen gemütlich auf einer Bank im Schatten. Sie wohnen selbstständig, berichten sie: Er in Pfalzel, sie in der Innenstadt. Über die Unterstützung durch die Lebenshilfe seien sie froh. "Früher hab' ich oft vergessen zu essen", sagt Michael. Julia Emmerich arbeitet bereits knapp fünfzehn Jahre in der "Villa Henn". Ihre Kollegin Steffi Fischer schildert: "Es geht hier darum, Erwachsene zu fördern und ihre Fähigkeiten zu erhalten. Wir haben Ergotherapie, Krankengymnastik, Sing- und Musikgruppen, sogar Reittherapie." "Ein Riesenluftkissen und einen Snoezelenraum mit Wasserbett", ergänzt Julia, "das ist ein schönes Arbeiten mit den Leuten." Auf der Wiese bei der Bühne stellen sich die "Porta Nigra Zoomers" in ihren glänzenden "Stars-and-Stripes"-Röcken zur Square-Dance-Darbietung auf; vielfältige Musik- sowie Theateraufführungen von Behinderten werden folgen. Geschminkte Kinder spielen, turnen und basteln. Vor der Villa Henn sitzt der behinderte Igor Erickman mit seiner Mutter gemütlich in der Sonne, lauscht der Musik. "Wir wohnen in Pfalzel, und er kommt jeden Tag hierhin", sagt Polina Erickman. Jeder genießt das Sommerfest der Lebenshilfe auf seine Weise...

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