Träger des Trierer Fanprojekts fürchtet den Abpfiff

Trier · Die Zukunft des Fanprojekts Trier, einer Anlaufstelle vor allem für jüngere Fußball-Anhänger, ist ungewiss. Es geht ums Geld. Sozial- und Sportdezernentin Angelika Birk schiebt dem Kreis Trier-Saarburg den Schwarzen Peter zu. Der wiederum sieht die Stadt in der Verantwortung.

Trier. Gerd Wagner spricht von einer "Auszeichnung für eure Arbeit". Als Vertreter der "Koordinierungsstelle Fanprojekte" hat er dem Trierer Fanprojekt ein für drei Jahre gültiges Qualitätssiegel überreicht (siehe Extra). Die Übergabe in den Räumen des Projekts in der Trierer Metternichstraße verband Wagner mit einem Appell an die Geldgeber, die (Sozial-)Arbeit weiterhin zu unterstützen.
Hintergrund: Die Finanzierung des im Sommer 2009 gestarteten Fanprojekts steht auf der Kippe. Nach den Vorgaben des sogenannten Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit wird die Anlaufstelle für Fußballanhänger zu gleichen Teilen von drei Partnern finanziert: vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), vom Bundesland und von der Kommune. Im Falle Triers zahlten im Jahr 2010 der DFB 30 000 Euro, das Land Rheinland-Pfalz 28 200 Euro sowie die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg jeweils rund 15 000 Euro. Der Kreis bestritt seinen Anteil nicht aus dem Haushalt, sondern ganz über einen Stiftungstopf der Sparkasse. Dass sich Stadt und Kreis den kommunalen Anteil teilen, ging auf eine nicht vertraglich fixierte Verabredung zurück. Mit ihr soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass die Fans von Eintracht Trier, die die Angebote des Projekts nutzen, nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Umland kommen.
Exhaus-Leiter ist verzweifelt


Für das Jahr 2011 fehlt dem Fanprojekt nun Geld. Alle Seiten haben ihren Anteil beigesteuert - mit Ausnahme des Kreises. Das hat Folgen: Kürzt ein Projekt-Partner seine Förderung, vermindert der DFB seine Zahlung um genau diese Summe. Auch das Land kann seine Unterstützung entsprechend zusammenstreichen. Heißt für das Fanprojekt Trier: Gibt die Kommune 15 000 Euro weniger, könnten auch der DFB und das Land jeweils 15 000 Euro zurückfordern. "Das wäre für uns nicht machbar", sagt Hilger Hoffmann, der verzweifelte Leiter des Trierer Exzellenzhauses. Das Exhaus ist Träger des Fanprojekts.
Doch es geht nicht nur ums aktuelle Jahr, sondern auch um 2012. Während das Land seine Zahlung im bisherigen Umfang aufrechterhalten möchte, ist seitens der Kommune bislang nur ein städtischer Anteil von 15 200 Euro vorgesehen. Der Kreis will sich nicht weiter beteiligen - weder über den Haushalt noch über Mittel der Sparkasse. Er sieht die Stadt in der Pflicht, bei der Bank einen erneuten Förderantrag zu stellen. "Wir sehen die Problematik, befinden uns aber in einer Zwickmühle. Wir können angesichts der angespannten Haushaltslage nicht alle wünschenswerten Dinge finanzieren", erklärt Kreis-Pressesprecher Thomas Müller.
Er wirft zwei Fragen auf: Warum erhöht der DFB als reicher Verband nicht seine Aufwendungen? Und warum beteiligt sich der Verein Eintracht Trier nicht? Wagner gibt die Antworten: "Der DFB zahlt bewusst nur so viel wie die anderen Partner, weil es nicht nur um Fußball, sondern um Jugendarbeit geht. Und Vereinsbeteiligungen sind nicht vorgesehen, weil die Fanprojekte unabhängig bleiben sollen."
Triers Sozial- und Sportdezernentin Angelika Birk kritisiert die Haltung des Kreises: "Er muss mit dem Geld rüberkommen. Ich werde dort noch einmal nachdrücklich nachhaken.” Nach eigener Aussage steht sie bereits seit Sommer im Dialog mit Landrat Günther Schartz. Auch die Eintracht will sich einschalten. Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi kündigt an, ein Schreiben aufzusetzen.Meinung

Betteln ist wenig hilfreich
Die Finanzierung von Fanprojekten ist genau geregelt. Die Deutsche Fußball-Liga (für Projekte in Städten, die Erst- und Zweitligisten beheimaten) oder der Deutsche Fußball-Bund (für die anderen Projekte) stellen pro Anlaufstelle jährlich maximal 60 000 Euro bereit, wenn die öffentliche Hand gemeinsam 120 000 Euro aufbringt. Dass der DFB auf eine paritätische Finanzierung pocht, ist erklärbar. Gewalt ist kein fußballspezifisches, sondern ein gesellschaftliches Problem. Dass die Bundesländer und die Kommunen angesichts enormer Schulden gleichzeitig jede freiwillige Ausgabe auf den Prüfstand stellen, verwundert nicht. Dennoch wäre es ein Schlag ins Kontor der Beteiligten, müsste ein Fanprojekt wegen Geldmangels die Arbeit einstellen. Die Betreuung von jungen Menschen bedarf Zeit, um Vertrauen zu gewinnen. Jährliches Betteln um die Finanzierung ist da wenig hilfreich. m.blahak@volksfreund.deExtra

Fanprojekt: Trier ist einer von bundesweit derzeit 48 Fanprojekt-Standorten. Beschäftigt sind zwei Mitarbeiter - mit einer Vollzeit- und einer halben Stelle. Sie kümmern sich um derzeit rund 100 Fußballfans und sehen ihren Job vor allem in sozialpädagogisch orientierter Präventionsarbeit gegen Gewalt, gegen Sucht und gegen rechtes Gedankengut. Das Fanprojekt Trier bietet unter anderem Infoabende, Fußballturniere und Auswärtsfahrten an. Die Mitarbeiter sind zudem Ansprechpartner bei Problemen in der Schule, im Beruf oder in der Familie. Qualitätssiegel: Mit dem Qualitätssiegel nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit werden Fanprojekte ausgezeichnet, in denen es gute Rahmenbedingungen für sozialpädagogische Arbeit gibt. Im nationalen Sicherheitskonzept von 1992 geht es um Themen wie Fanbetreuung und Stadionsicherheit. bl

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