Treffsichere Pointen

TRIER. Einen pointensicheren Schreiber lernten die Zuhörer einer "Sit-Down-Comedy" im kleinen Saal der Tuchfabrik kennen.

Doch zum Comedy-Star fehlt Michael Birbaek die nötige Portion Selbstdarstellung. Der 42-jährige Däne kommt in seiner "Sit-Down-Comedy" ganz ohne ausgetüftelte Show und wohlkonstruierte Rollen aus. Eine Rolle erfüllt Birbaek jedoch perfekt: Die des hippen Pop-Literaten vom Schlage eines Benjamin von Stuckrad-Barre. Birbaek sieht gut aus, kommt in feinen beigen Zwirn gekleidet und sein Deckhaar steht trendbewusst. Er schrieb Gags für Harald Schmidt und Stefan Raab, Kolumnen für ein Frauenmagazin und nun noch Bücher. Also ist Birbaek auch auf der Bühne im kleinen Saal der reisende "Schreiber", der durch Herbrechtingen, Kellinghusen und Trier tingelt. Er stellt seine Reisetasche ab, setzt sich an den Tisch und fragt erst einmal seine Bekanntheit ab. Als die wenigsten der rund 40 Besucher bejahen wollen, ihn zu kennen und auch seine aus der Reisetasche gezogenen Bücher und CD's keinen rechten Wiedererkennungswert haben, legt Birbaek ungekränkt los mit dem, was er kann: Seine dem Leben abgeguckten Geschichten. Er braucht die scheiternde, ungeliebte und beziehungsunfähige Figur nicht zu erfinden - er ist sie. Also trägt er seine Texte vor, wie er als kleiner Junge "Krieg" mit den Mädchen hat und immer "Zivilgarage" beweisen soll. Mit Sprachgefühl, Komik und treffsicheren Pointen textet Birbaek und liest kraftvoll und mitreißend vor - bis ihm selbst mal ein Lachen entwischt. Die Zuhörer sind entzückt und amüsierten sich über die "Mannopulation" eines schlagkräftigen Schulkameraden und den pubertären Schwarm für "Candy Lips." Auch Birbaek tritt Alltag breit und erzählt von Dingen, die eigentlich jeder kennt. Doch das macht er geistreich, uneitel und bleibt dabei sympathisch. Selbst in der Rolle des gnadenlosen Promoters seiner nur bei ihm zu ordernden Bücher und CDs geht Birbaek nicht auf, denn er kommt "leer gekauft".

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