Meinung Ackermanns Rücktritt als Missbrauchsbeauftragter: Ein überfälliger Schritt

Meinung | Trier · Mag sein, dass der Vergleich etwas hinkt. Aber der kirchliche Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann lief längst Gefahr, dem schlechten Beispiel vieler berühmter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft oder auch Showgeschäft zu folgen, die den richtigen Zeitpunkt für den Absprung verpasst haben.

 Rolf Seydewitz.

Rolf Seydewitz.

Foto: TV/klaus kimmling

Keine Frage: Der Trierer Bischof hat den Job als Missbrauchsbeauftragter zu einem Zeitpunkt übernommen, als ihn keiner der deutschen Bischöfe haben wollte und Ackermann selbst als Diözesanbischof noch zu frisch im Amt war, um den ungeliebten Posten ablehnen zu können.

Seitdem saß und sitzt er zwischen allen Stühlen: Die Opfer des jahrzehntelangen Missbrauchs in den Reihen der katholischen Kirche und auch die Öffentlichkeit fordern völlige Transparenz und schonungslose Aufklärung. Viele unter Ackermanns Kollegen treten dagegen auf die Bremse und setzen auf den unbedingten Schutz ihrer doch so heiligen katholischen Kirche nebst den Mitbrüdern.

Das konnte auf Dauer nicht gut gehen, auch wenn sich der Trierer Bischof über Jahre hinweg ehrlich bemühte und dabei auch teils beachtliche Erfolge in den Themenfeldern Aufarbeitung und Prophylaxe erzielte.

Letztendlich ist aber Stephan Ackermann als Missbrauchsbeauftragter gescheitert. Er hat das Beharrungsvermögen und die Reformbereitschaft der katholischen Kirche unterschätzt, unter ihm waren Fortschritte auf dem Gebiet der Missbrauchsaufklärung eine Schnecke.

Das zunächst mühsam erarbeitete Vertrauen der Betroffenen hat der kirchliche Missbrauchsbeauftragte in den letzten Jahren nach und nach wieder verspielt, bis es nach zunehmender Kritik an Ackermanns Arbeit zuletzt zusätzlich immer häufiger Rücktrittsforderungen hagelte.

Von daher ist sein jetziger Schritt nur konsequent. Und überfällig.

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