Trier bald Modellstadt des emissionsfreien LKW-Verkehrs?

Trier · Elektrisch betriebene Lieferwagen und Stadtbusse könnten eines Tages auf den Straßen Triers Lärm und Abgase spürbar senken. Die Expertenrunde "Runder Tisch Logistik Trier-Luxemburg" (TriLux) hat entsprechende Möglichkeiten und Chancen erörtert. Auch ein vollelektrischer LKW wurde präsentiert.

 Erster in Deutschland mit dem E: Vollelektrische LKW erhalten in Deutschland das E-Kennzeichen, das von der KFZ-Steuer befreit. Der E 75 von Robert E. Orten (links) wurde so als erster LKW zugelassen. „Hoffentlich sehen wir bald viele dieser E“, sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Erster in Deutschland mit dem E: Vollelektrische LKW erhalten in Deutschland das E-Kennzeichen, das von der KFZ-Steuer befreit. Der E 75 von Robert E. Orten (links) wurde so als erster LKW zugelassen. „Hoffentlich sehen wir bald viele dieser E“, sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier. Lautlos und abgasfrei rollen durch die Trierer Innenstadt vollelektrische Liefer-LKW und Stadtbusse - sie stören nicht mal zur Nachtzeit. Die Antriebe der Fahrzeuge werden durch regenerative Energie der Stadtwerke (SWT) versorgt. Das klingt wie Zukunftsmusik, doch reale Ansätze waren diese Woche beim jüngsten Treffen des runden Tischs Trier-Luxemburg schon greifbar. Die Veranstaltung fand auf Einladung des Trierer Amtes für Stadtentwicklung im Messepark statt. Dabei blieb es nicht bei der Theorie, sondern die Besucher konnten auch Runden in einem vollelektrischen LKW, Elektrokleinlieferwagen und auf E-Rollern drehen.

Erstmals wurde der runde Tisch von Triers Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Wolfram Leibe geleitet. "Für den Güterverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr sehe ich große Chancen in der Elektromobilität", sagte Leibe. Seine Vision sei, Trier als Modellstadt für die E-Mobilität im ländlichen Raum auf- und auszubauen. Nahverkehrslaster, Lieferwagen, Taxis, Krankenwagen könnten Teil des Projekts werden. Aber auch der Busverkehr der Stadtwerke. Dazu seien EU-Fördermittel in Aussicht - zunächst für drei vollelektrische Stadtbusse. Leibe: "Die Ideen kommen von uns - das Geld von der EU." Allerdings sei der richtige Zeitpunkt abzupassen: Starte man zu früh, riskiere man eine Pleite - komme man zu spät, seien die Fördermittel anderweitig vergeben.

Ein elektrisch betriebener Güterverkehr und ÖPNV sei zudem im Kontext mit der Erzeugung regenerativer Energien durch die SWT zu sehen. Von den derzeit günstigen Energiepreisen dürfe man sich nicht täuschen lassen. Die SWT setze auf nachhaltige Stromerzeugung - was nachts zu viel erzeugt werde, müsse für den Tag gespeichert werden. Es gehe dabei über den elektrobetriebenen Güterverkehr und ÖPNV hinaus um den Aufbau geschlossener Kreisläufe mit Energiespeichern. Beim Ausbau dieser Speicher setzten die SWT zunächst auf den dezentralen Verbund kleiner Wasserkraftanlagen in technisch dazu aufgerüsteten Wasserwerken. Die speicherten in der Nacht Wasser, um damit bei der Trinkwasserabgabe am Tag Strom zu erzeugen (siehe Extra).
Robert E. Orten, geschäftsführender Gesellschafter des Bernkastel-Kueser Fahrzeugbauers Orten, stellte den Prototypen des E 75 vor, das ist ein vollelektrisch betriebener 7,5-Tonnen-LKW auf der Basis eines Mercedes Atego. Der Laster fährt im Raum Bernkastel seit einigen Wochen im Testbetrieb (der TV berichtete).

Alle Teilnehmer hatten Gelegenheit, selbst eine Runde mit dem Fahrzeug zu drehen. Entwickelt hat es Robert Orten in Zusammenarbeit mit dem baden-württembergischen Mittelständler Bastian Beutel (Antrieb). Vom Fahrgefühl gleicht der Laster einem normalen 7,5-Tonner. Doch etwas ist anders: Kein Diesel brummt unter der Fahrerkabine - der Wagen beschleunigt stufenlos und gleitet lautlos dahin. Nicht einmal ein elektrotypisches Straßenbahngeräusch stört. Auch ein vollelektrischer Orten-Kleinlaster und Elektroroller standen als Testobjekte zur Verfügung. Konstrukteur Orten: "Die großen deutschen LKW-Hersteller haben die Chance der reinen E-Mobilität vertan und dies dem Mittelstand überlassen." Stattdessen habe man sich in Deutschland auf den Hybridantrieb konzentriert, der aber nicht zum endgültig emissionsfreien Güterverkehr führe.Meinung

Entscheidend ist der Wille zum Anfang
Das ist noch Zukunftsmusik: Lautlos und emissionsfrei rollen Elektrolaster und -busse durch Trier. Auch die meisten PKW und Zweiräder erzeugen nur noch Reifengeräusch, aber keine Abgase. Oberbürgermeister Wolfram Leibe hat die Vision von einer Modellstadt der Elektromobilität. Manche mögen darüber lächeln. Alles Utopie? Sicher wird es noch lange bis zur annähernden Verwirklichung des elek tro mobilen Idealzustandes dauern. Auf jeden Fall müssen Anfänge markiert werden - sonst bleibt es bei der Utopie. Der Elektro laster aus Bernkastel-Kues und die Bestrebungen, Elektrobusse ins Trierer Verkehrsgetümmel zu schicken, sind solche Anfänge. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Motorvehikel über die Straßen knatterten, wurden auch sie als Spinnerei verspottet, die nie das Pferdefuhrwerk würden ablösen können. Die Spötter hatten sich geirrt. trier@volksfreund.deExtra

Die Erzeugung von Solar- und Windenergie hat das Problem, dass der tatsächliche Energiebedarf der Verbraucher meist nicht mit der erzeugten Stromenge übereinstimmt - etwa strahlender Sonnenschein am arbeitsfreien Sonntag oder hoher Windanteil bei Nacht. Mit Speicherkraftwerken, die mit dem Überschussstrom Wasserspeicher anlegen und diese bei Spitzenbedarf zur Stromerzeugung nutzen, lässt sich das Problem abpuffern. Die SWT planen dazu ein großes Pumpspeicherkraftwerk zwischen Schweich und Ensch (der TV berichtete). Laut Rudolf Schöller, technischer Leiter der SWT, wird es bis zur Realisation aber noch Jahre dauern. Für die Zwischenzeit haben die SWT in Zusammenarbeit mit dem Kreis Bitburg-Prüm eine dezentrale Lösung gefunden. Dazu werden fünf Trinkwasserwerke mit Speichern, kleineren Pump- und Turbinenanlagen ausgerüstet. Sie können die Überschussenergie speichern und sie bei Bedarf über die Trinkwassereinspeisung wieder abgeben. f.k.

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