Trier, die Stadt der Lebenskunst

Trier · Vor mehr als 40 Jahren waren Roland Bouvet und Alain Gilettas als Soldaten der französischen Armee in Trier stationiert. Die Stadt hat sich seitdem stark verändert - zum Positiven, wie die Franzosen finden. Der TV hat die beiden bei einem Bummel durch die Innenstadt begleitet.

 Viel hat sich getan seit ihrem Wehrdienst in Trier: Die ehemaligen französischen Soldaten Alain Gilettas (links) und Roland Bouvet bei einem Rundgang durch die Innenstadt. TV-Foto: Lisa Bergmann

Viel hat sich getan seit ihrem Wehrdienst in Trier: Die ehemaligen französischen Soldaten Alain Gilettas (links) und Roland Bouvet bei einem Rundgang durch die Innenstadt. TV-Foto: Lisa Bergmann

Trier. Roland Bouvet hätte die Wahl gehabt. Sein Vater war französischer Soldat, seine Mutter Deutsche. Nach der Schule stand er dank doppelter Staatsbürgerschaft vor der Entscheidung, in welcher Armee er seinen Wehrdienst ableisten wollte. "Bei den Deutschen hätte ich zwei Monate länger dienen müssen, da fiel mir die Auswahl nicht schwer", erzählt er. Und so rückte er 1967 in die Kaserne Casablanca in der Trierer Dasbachstraße ein.
Drei Jahre später fand auch Alain Gilettas seinen Weg als Wehrdienstleistender hierher. Wie Bouvet diente er im 51. Fernmeldebataillon des französischen Heeres. Heute wohnt der 68-Jährige gemeinsam mit seiner Frau im Departement Vaucluse bei Avignon.
Bouvet lebt bis heute in Trier, Gilettas kehrt regelmäßig hierher zurück. "Ich komme mindestens einmal im Jahr und besuche alte Freunde hier", erzählt der pensionierte Polizist. Er engagiert sich im Freundeskreis der ehemaligen Angehörigen französischer Streitkräfte in Deutschland. Die Männer erinnern sich gerne an ihre Dienstzeit in Trier. Die französischen Soldaten seien in der Stadt gern gesehen gewesen, sagen sie. "Natürlich haben vor allem die Geschäftsleute von uns profitiert, wir haben ja viel Geld in den hiesigen Geschäften gelassen", erzählt Gilettas. Bouvet erinnert sich besonders an das liebste Freizeitvergnügen der Soldaten: "Nach dem Besuch im französischen Kino (heute Forum) gingen wir gerne noch auf einen Absacker in den Schifferkeller (heute Historischer Keller bei Karstadt)."
Viel habe sich verändert seither, vor allem das Stadtbild sei heute ein ganz anderes. "Früher habe ich die Innenstadt als trist und grau empfunden - heute dagegen hat Trier das, was wir Franzosen als ,savoir vivre\' bezeichnen", sagt Gilettas, also eine Art Lebenskunst. Bunter und vielfältiger sei das Straßenbild geworden. "Gerade im Sommer verströmt die Stadt das Flair einer südfranzösischen, mediterranen Stadt." In einem Teil Triers, den sie einst gut kannten, finden sich die beiden heute dagegen kaum noch zurecht: "Als Soldaten waren wir auf dem Petrisberg oft im Manöver. Als ich da vor einiger Zeit mal durchgefahren bin, habe ich mich überhaupt nicht mehr zurecht gefunden, so viel ist da oben passiert!" Beide sind sich einig, dass die Veränderungen der Stadt gut bekommen sind: "Trier hat die Konversionsprogramme nach dem Abzug der französischen Soldaten gut gemeistert. Das Stadtbild hat auf jeden Fall davon profitiert."

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