Trier: Einzelhandels-Experten wollen keinen Drogeriemarkt auf dem Petrisberg

Trier · Der Runde Tisch Einzelhandel hat geprüft, ob auf dem Trierer Petrisberg die Ansiedlung eines Drogeriemarkts sinnvoll ist. Ergebnis: Die Contra-Argumente überwiegen. Trotzdem wollen CDU und Grüne den Markt in der Sitzung des Steuerungsausschusses am Donnerstag durchwinken. Die Grünen machen damit ein Zugeständnis an ihren künftigen Bündnispartner im Trierer Stadtrat.

 Räume für den bislang nicht genehmigten Drogeriemarkt hat der Investor Ifa im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes freigehalten. Schwarz-Grün will ihm die Ansiedlung nachträglich erlauben.

Räume für den bislang nicht genehmigten Drogeriemarkt hat der Investor Ifa im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes freigehalten. Schwarz-Grün will ihm die Ansiedlung nachträglich erlauben.

Foto: Friedemann Vetter

Trier. Als die CDU im April im Stadtrat beantragte, dass dem Investor des neuen Wasgau-Supermarkts auf dem Petrisberg - die Baufirma Ifa aus Schillingen im Hochwald - nachträglich die Ansiedlung eines Drogeriemarkts genehmigt werden solle, waren die Grünen auf dem Bäumchen. Zum einen schließe das Einzelhandelskonzept der Stadt zum Schutz des nahen Drogeriemarkts in der Kohlenstraße an dieser Stelle einen weiteren Drogeriemarkt aus. Zum anderen dürfe die Stadt kein "Wildwest-Klima" schaffen und der Ifa, die das Drogeriegebäude bereits gebaut hatte, keinesfalls die Überschreitung der Auflagen genehmigen, wetterte der Grüne Richard Leuckefeld.Kontra-Argumente überwiegen


Das Grünen-Ratsmitglied Dominik Heinrich warnte: Beim Verkauf des Geländes an den Investor sei die zulässige Einzelhandelsfläche festgelegt worden. Diese nachträglich auszuweiten signalisiere anderen Investoren, dass "es in Trier nur guter Kontakte in politische Kreise bedürfe, um von der Stadt ein Zugeständnis nach dem anderen zu erhalten". Als "unsäglich" betitelte gar Gerd Dahm, damals noch für die Grünen im Stadtrat, das Ansinnen, der Ifa zusätzlich zur vertraglich vereinbarten Verkaufsfläche einen Drogeriemarkt zu erlauben.
Den Antrag der CDU, den Markt zu genehmigen, verwies der Stadtrat im April mit großer Mehrheit an den Runden Tisch Einzelhandel. Dieser solle sich ausführlich mit dem Für und Wider der ungeplanten Ansiedlung auseinandersetzen. Dem Runden Tisch gehören Vertreter des Trie rer Einzelhandels, der Stadtratsfraktionen und der Stadtverwaltung an. Umfassend prüften die Experten, welche Auswirkungen ein Drogeriemarkt auf dem Petrisberg auf das nahe Einkaufszentrum in der Kohlenstraße, auf den Straßenverkehr in den Höhenstadtteil und auf die geplante Ansiedlung eines Drogeriemarkts in Alt-Kürenz hätte (siehe Extra). Ergebnis: Die Kontra-Argumente überwiegen. "Das Entwicklungsbegehren soll nicht genehmigt werden", lautet die Empfehlung der Einzelhandelsexperten.
Ifa-Chef Wolfgang Schäfer hat eine Anfrage des Trierischen Volksfreunds mit der Bitte um Stellungnahme unbeantwortet gelassen.
Die Einschätzung des Runden Tischs hat Wirtschaftsdezernent Thomas Egger für die Sitzung des Steuerungsausschusses am Donnerstag in eine Beschlussvorlage umgewandelt. "Der Steuerungsausschuss beschließt, das geplante Einzelhandelsvorhaben Drogeriemarkt am Standort Petrisberg auf Grundlage der vorliegenden und nachvollziehbaren Argumentenbilanz abzulehnen", heißt es in dem Papier.
Doch nicht nur die CDU - die mit Bernd Michels den Ortsvorsteher von Kürenz stellt - wird Egger wohl nicht folgen. Auch die Grünen sind für den Drogeriemarkt. "Ich gehe davon aus, dass wir der Ansiedlung zustimmen werden", bestätigt Richard Leuckefeld auf TV-Nachfrage. Woher der Sinneswandel rührt, kann der Alt-Grüne nicht schlüssig erklären. "Die Bürger wünschen sich den Markt", erklärt Leuckefeld.
Natürlich bestehe die Gefahr, dass aus der geplanten Ansiedlung eines Drogeriemarkts in Alt-Kürenz nichts mehr werde, wenn zuvor auf dem Berg ein Konkurrent eröffne. "Aber den Kunden dürfte der Markt auf dem Petrisberg ohnehin lieber sein, schätze ich", sagt Leuckefeld. Und das bisherige Credo der Grünen, die Stadt dürfe den Wünschen von Investoren nicht einfach nachgeben, sondern müsse eine selbstbestimmte Stadtentwicklung verfolgen? "Ach, die Stadt hat in der Vergangenheit doch schon so vielen Investoren nachgegeben", weicht Leuckefeld aus. Dem Buchhändler ist deutlich anzumerken, dass er selbst sich mit der neuen Haltung seiner Partei nicht wohlfühlt. Dass das Ja der Grünen zum Drogeriemarkt weniger aus Überzeugung denn aus Verpflichtung dem künftigen Bündnispartner im Stadtrat CDU entspringt, kann er denn auch nicht verhehlen und räumt ein: "Ja, es gab in dieser Sache durchaus einen Austausch zwischen der CDU und den Grünen."Meinung

Grüne Wendehälse
Ein politisches Bündnis macht nur Sinn, wenn die Partner bereit für Zugeständnisse sind. Es gilt: Du unterstützt uns bei unserem Lieblingsprojekt, dafür springen wir bei deinem Leib-und-Magen-Thema über unseren Schatten. Insofern ist nachvollziehbar, dass die Grünen bisherige Überzeugungen über Bord werfen, um dafür im Gegenzug eigene, grüne Ziele durchsetzen zu können. Mindestens zwei Probleme gibt es allerdings. Offiziell ist das schwarz-grüne Bündnis noch gar nicht besiegelt, die Parteispitzen handeln derzeit ohne Zustimmung ihrer Mitglieder. Zweitens: Bislang zeichnen sich nur zwei Dinge ab, bei denen die Grünen die CDU auf ihre Seite gebracht haben. Die Christdemokraten haben ihr Vorhaben aufgegeben, die grüne Dezernentin Angelika Birk aus dem Amt zu befördern. Und die CDU ist von ihrem Ansinnen, die Egbert-Schule aufzugeben, eingelenkt auf das Vorhaben der Grünen, die marode Schule neu zu bauen. Beides sind keine ureigenen grünen stadtpolitischen Ziele. Mit dem ersten Bündniszugeständnis der CDU schützen die Grünen ihre schwache Dezernentin, mit dem zweiten bauchpinseln sie ihr Klientel in Trier-Ost - dem einzigen Stadtteil, in dem die ehemalige Alternativpartei den Ortsvorsteher stellt. Politik im Sinne der Stadt geht anders. c.wolff@volksfreund.deExtra

 Räume für den bislang nicht genehmigten Drogeriemarkt hat der Investor Ifa schon mal im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes freigehalten. Schwarz-Grün will ihm die Ansiedlung nachträglich erlauben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Räume für den bislang nicht genehmigten Drogeriemarkt hat der Investor Ifa schon mal im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes freigehalten. Schwarz-Grün will ihm die Ansiedlung nachträglich erlauben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Im städtischen Einzelhandelskonzept ist festgehalten, dass sich das Einkaufszentrum in der Tarforster Kohlenstraße, die Ladenpassage im Treff an der Uni und der Einzelhandel in der Robert-Schuman-Allee auf dem Petrisberg nicht gegenseitig Konkurrenz machen dürfen. Laut Gutachten würde ein neuer, größerer Drogeriemarkt auf dem Petrisberg jedoch dem DM-Markt in der Kohlenstraße rund 33 Prozent Kaufkraft abschöpfen. Auch Edeka und Aldi würden darunter leiden. Dass der Parkplatz beim Einkaufszentrum in der Kohlenstraße häufig überfüllt sei, dürfe dabei nicht über den tatsächlichen Umsatz des Zentrums hinwegtäuschen, heißt es in der Argumentenbilanz des Runden Tischs Einzelhandel. Ein Drogeriemarkt auf dem Petrisberg würde zudem zusätzlichen Verkehr anziehen, dabei ist die Kohlenstraße ohnehin schon überlastet. woc

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