Polizei durchsucht Wohnungen Kinderpornographie und sexueller Missbrauch? Großrazzia in der Region Trier

Trier · Landesweit fahnden Beamte in einer Großrazzia. Die Fälle von Kindesmisshandlungen nehmen in Rheinland-Pfalz zu. Als Grund dafür führt das Landeskriminalamt auch die Corona-Krise an.

Trier: Großrazzia wegen Kinderpornographie und Missbrauch
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Am Mittwoch um 5 Uhr legten Polizisten landesweit mit einer Großrazzia los, die sich gegen Verdächtige richtet, denen der Besitz von Kinderpornographie bis hin zu sexuellen Missbrauch von Kindern vorgeworfen werden. Das teilten Innenminister Roger Lewentz (SPD) und Landeskriminalamt-Vize Achim Füssel in Mainz mit.

270 Beamte durchsuchten dabei in allen Teilen des Landes rund 100 Wohnungen und Häuser. 16 Durchsuchungen meldete die Polizei im Raum Trier bis zum frühen Vormittag. Beamte hätten dabei Datenträger wie Laptops und Handys sichergestellt. „Wir signalisieren damit auch heute nicht betroffenen Tätern, dass alles getan wird, um ihnen das schändliche Handwerk zu legen. Kein Täter soll sich in Rheinland-Pfalz sicher fühlen“, sagte Minister Lewentz.

Statistik: Immer mehr Fälle von sexuellem Missbrauch und Kinderpornografie

Zahlen zeigen, dass die Fälle von sexuellem Missbrauch und Kinderpornographie steigen. In ganz Rheinland-Pfalz hat die Polizei im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 318 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch gemeldet, 11 mehr als zum gleichen Zeitraum im Vorjahr und eine Zunahme von 3,6 Prozent. Drastisch nehmen die Taten zu, bei denen Menschen Kinderpornografie besitzen oder weiterverbreiten. Im ersten Halbjahr stiegen diese im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum von 469 auf 871 an und damit um 85,7 Prozent.

LKA-Chef Joachim Kunz führte das auch auf die Corona-Krise zu. Weil die Internet-Nutzung von Kindern und Jugendlichen durch Lockdowns und Homeschooling zugenommen habe, sei die Gefahr größer, Tätern im Netz in die Falle zu gehen.

In diesem Jahr bereits fast 2000 Meldungen zu Sexualdelikten

Immer mehr Meldungen bekommt das Land über Internet-Provider in den USA, auch der Polizei in Rheinland-Pfalz mögliche Verdächtige über den großen Teich hinweg stecken. Mit drastischen Folgen: In diesem Jahr habe es im Land bereits 1901 Meldungen zu Sexualdelikten gegeben, von denen jeder vierte bislang zu Untersuchungen geführt habe. Die Ausschläge aus den USA weisen dabei fast sicher auf Taten hin: In 90 Prozent der untersuchten Fälle seien Ermittler fündig geworden. 1375 Tatverdächtigte ermittelte die Polizei nur in den ersten sechs Monaten in Rheinland-Pfalz, vereinzelt sitzen Männer in Untersuchungshaft.

In der Region Trier haben im vergangenen Jahr besonders Fälle zugenommen, die mit dem Kauf oder der Weiterverbreitung von Kinderpornographie zu tun haben. Von 2019 bis 2020 stieg die Zahl von 126 auf 181. Die Meldungen sexuellen Missbrauchs zwar von 132 auf 105 zurück. Behörden warnen aber vor einer hohen Dunkelziffer.

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