Personalie Keine Busse, dafür auch Probleme mit der Kohle

Trier · Steffen Maiwald, Chef der Hanauer Stadtwerke, war bislang nicht für den Linienbusverkehr seiner Stadt zuständig – an der Mosel gehört allerdings auch das künftig zu seinen Aufgaben als Geschäftsführer der Stadtwerke Trier. Es gibt aber auch Parallelen bei den Zuständigkeiten.

 Die Stadtwerke Trier bekommen einen neuen Geschäftsführer. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Mitte) begrüßt Steffen Maiwald (links). Mit im Bild: Arndt Müller, Geschäftsführer Technik.

Die Stadtwerke Trier bekommen einen neuen Geschäftsführer. Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Mitte) begrüßt Steffen Maiwald (links). Mit im Bild: Arndt Müller, Geschäftsführer Technik.

Foto: Friedemann Vetter

Rund 70 Bewerber hatten sich auf die im Juli ausgeschriebene Chefstelle bei den Stadtwerken Trier (SWT) beworben. Das Auswahlverfahren lief über die auf kommunale Energieversorger spezialisierte Düsseldorfer Personalberatung Lab & Company – die kräftig aussiebte: Nur rund eine Handvoll Bewerber stellte sich schließlich in Trier vor.

Darunter auch eine Frau – die nach TV-Infos allerdings die zweite Gesprächsrunde, bei der kaufmännische Kompetenzen abgeklopft wurden, nicht überstand.

Steffen Maiwald soll dagegen bestens informiert gewesen sein – insbesondere über die Aufgaben, die strategische Ausrichtung und die Gesamtsituation der Trierer Stadtwerke. Die Findungskommission einigte sich schließlich einmütig auf Maiwald. Am Montagnachmittag stellte die Kommission – besetzt mit Kommunalpolitikern aus dem Trierer Stadtrat, Mitgliedern der Personalvertretung der SWT und Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe – ihren bis dato streng geheim gehaltenen Kandidaten für die Besetzung einer der beiden SWT-Geschäftsführerstellen (siehe Info) den Verwaltungsräten der Stadtwerke vor.

Theoretisch hätten die Verwaltungsräte ihre Zustimmung verweigern können. Praktisch war die Sache allerdings eine Formalie: Schließlich ist Oberbürgermeister Leibe auch Aufsichtsratsvorsitzender der SWT AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt Trier.

Persönlich zu erreichen war der 51-jährige Maiwald für den TV am Mittwoch vor seiner Vorstellung bei den Stadtwerken nicht. Die Pressekonferenz, zu der die Stadt am Abend eingeladen hatte, lief bei Drucklegung dieser Ausgabe noch.

Maiwald ist seit Januar 2012 Geschäftsführer bei den Stadtwerken Hanau (SWH). Die hessische Stadt im Osten des Rhein-Main-Gebiets, rund 30 Kilometer von Frankfurt entfernt, hat gut 96 000 Einwohner. Das sind nur rund 10 000 Einwohner weniger als Trier, der Verantwortungsbereich des „Neuen“ wird an der Mosel allerdings deutlich größer sein: Die Hanauer Stadtwerke haben rund 180 Mitarbeiter, die SWT rund 850.

Auch das Portfolio ist in Trier dicker: Die Stadtwerke Hanau sind zwar auch für die Gas, Strom und Trinkwasserversorgung von Hanau und dem Umland zuständig, aber nicht für den Stadtbusverkehr. In Trier ist das Thema ÖPNV – insbesondere im Zusammenspiel mit dem Verkehrsverbund der Region Trier (VRT) – eine der wichtigsten und strittigsten Aufgaben der SWT.

Parallelen gibt’s bei den Problemen mit der Kohle: Die größte Pleite der Stadtwerke Trier in den vergangenen Jahren war die 2008 beschlossene Millioneninvestition in den Bau des Gemeinschaftskohlekraftwerks Gekko im westfälischen Hamm. 12,6 Millionen Euro steckten die SWT in das Projekt, das sich nicht nur um Jahre verzögerte, sondern auch immer teurer wurde. 2015 beschloss der Trierer Stadtrat den kompletten Ausstieg aus dem Projekt. Die versenkten Millionen gehörten zu den Gründen, warum der bisherige SWT-Chef Olaf Hornfeck gehen musste – der Aufsichtsrat der SWT hatte im vergangenen März den Vertrag des 53-Jährigen nicht mehr verlängert. Hornfeck trat seinen neuen Job an – als neuer Vertriebsvorstand der Städtische Werke AG in Kassel

Um Millionenverluste geht es in Hanau nicht, sondern um die Angst um die Energieversorgung: Die große Kleinstadt bezieht einen Teil ihrer Fernwärme vom Steinkohlekraftwerk Staudinger südlich von Hanau. Im März kündigte das größte, privat geführte konventionelle Kraftwerk Hessens kurzfristig an, seinen Kohleblock 5 vom Netz zu nehmen. Niemand müsse Angst haben, dass seine Dusche kalt bleibe, versicherte Maiwald damals gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und: „Hanau braucht mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung“ – ein Ziel, das auch die Trierer Stadtwerke verfolgen.

Parallelen zwischen Hanau und Trier gibt’s aber auch außerhalb von Gas, Wasser und Strom. Die Stadtwerke Hanau beteiligen sich an dem Vorzeigeprojekt Pioneer-Quartier: Auf einem 50 Hektar großen ehemaligen Hanauer Kasernengelände sollen mit Unterstützung der SWH 1600 Wohnungen entstehen – und damit eins der größten Wohnbauprojekte im Rhein-Main-Gebiet. Dessen Energieversorgung soll „klimaneutral“ sein – also keine neuen Treibhausgase freisetzen. Gelingen soll das unter anderem über Solaranlagen und E-Mobilität: Das gesamte Quartier soll mit E-Autos und E-Bikes ausgestattet werden, die die Bewohner per Handy-App reservieren und ausleihen können.

Auch die Trierer Stadtwerke setzen bei ihrem neuen Energie- und Technikpark auf dem Grüneberg auf Klimaneutralität – und bei den Projekten der neu gegründeten Immobiliengesellschaft der SWT soll die klimaneutrale Energieversorgung oberste Priorität haben.

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