Hochwasser an Kyll und Sauer Nach der Katastrophe – Nun sollen Plünderungen verhindert werden

Trier/Kordel/Ralingen · Das unerwartet schwere Hochwasser hat Einsatzkräften und Betroffenen das Äußerste abverlangt. Die Polizei bereitet sich auf ihre nächste Herausforderung vor.

Fotos: Hochwasser im Landkreis Trier-Saarburg am Donnerstag (15. Juli)
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Hochwasser im Landkreis Trier-Saarburg am Donnerstag (15. Juli)

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Foto: TV/Inge Kreutz

Umweltministerin Anne Spiegel ist sichtlich betroffen. In einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag im Trierer Rathaussaal spricht sie von „einer verheerenden Katastrophe, die unser Land so noch nicht erlebt hat. Die Landesregierung arbeite mit Hochdruck daran, Betroffene unbürokratisch finanziell zu unterstützen.

Die Flut kommt, der Strom ist weg, der elektrische wohlgemerkt. Das führt im Trierer Stadtteil Ehrang zu einer völlig unerwarteten Situation. Ralf Krämer, Chef der Polizeidirektion Trier, denkt bereits in die Zukunft: „Wir werden selbstverständlich weiterhin im Einsatz sein. Auch und gerade, wenn es dunkel ist. Dann geht es darum, Plünderungen zu verhindern.“

Wenn es dunkel wird, dann gilt das für Teile von Alt-Ehrang so richtig. Denn es gibt dort keine Elektrizität. „Wir mussten 14 Trafoanlagen sicherheitshalber vom Netz nehmen“, berichtet Rudolf Weiler von den Stadtwerken Trier (SWT). „Wenn die Flut weg ist, werden wir sie reinigen und nach und nach wieder in Betrieb nehmen. Aber ich will keine falschen Hoffnungen wecken. Das wird Tage dauern.“

Offiziell brauchen viele Ehranger derzeit keinen Haushaltsstrom. Rund 1000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen auf die Schnelle verlassen, bevor die Flut der Kyll in der Nacht zu Donnerstag brachial über ihren Stadtteil hereingebrochen ist. Der Pegel des Flüsschens, der normal bei rund 80 Zentimeter liegt, stieg binnen kurzer Zeit um das Zehnfache bis auf 8,05 Meter. Das war zu viel für die Sperrvorrichtungen. In manchen Straßen stand die aus Richtung Peter-Roth-Platz hereinströmende braune Brühe bald zwei Meter hoch.

Nahezu pausenlos Blaulicht und Martinshorn – auf Triers Moseluferstraßen herrscht am Donnerstag Ausnahmezustand. Doch es ist in vielen Fällen nicht ganz so schlimm, wie es aussieht. Kranken- und Rettungswagen bringen Liegendpatienten aus dem Mutterhaus Ehrang, in dem ebenfalls die Lichter ausgegangen sind, in die City-Kliniken. Durch Rettungsgassen und trotz Ampel-Rotlichts fahren zu können, beschleunigt das Verfahren. Und auf die Einsatzfahrzeuge-Besatzungen wartet schließlich nicht weitere Aufgaben an diesem unübersichtlichen Donnerstag. Wer von den Patienten nicht bettlägerig ist, wird per SWT-Sonderbus gefahren.

Alleine in Ehrang sind 300 Kräfte von Feuerwehren und schnellen Einsatzgruppen sowie Polizei aktiv, um das Schlimmste zu verhindern. Andreas Kirchartz, Chef der Berufsfeuerwehr Trier, zieht ein positives Fazit: „Niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen.“ Auch ein Rettungstaucher, zu dem es zehn Minuten lang keinen Kontakt gab, sei wohlbehalten „wieder aufgetaucht“.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe zeigt sich am Nachmittag stolz auf die „Blaulichtfamilie“, die mit vereinten Kräften ihre Leistungsfähigkeit demonstriert habe.

 Das hilft nur noch schweres Gerät: Für die Einsatzkräfte ist der Einsatz in Trier-Ehrang eine gewaltigen Herausforderung.

Das hilft nur noch schweres Gerät: Für die Einsatzkräfte ist der Einsatz in Trier-Ehrang eine gewaltigen Herausforderung.

Foto: AFP/ERNST METTLACH

Er ist aber auch stolz auf Unbeteiligte: „Es melden sich viele Menschen, die Hilfe anbieten. Das zeugt von Solidarität und Gemeinsinn.“ Und das ehrenamtliche Engagement werde dringend benötigt – aber erst, wenn die Flut weg ist: „Dann brauchen wir zum Beispiel Nachbarschaftshilfe, Leute, die mit anpacken.“

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