Musik Rund um den Dom St. Peter: Ein Pringstwochenende für Jazzliebhaber in Trier

Trier · Nach zwei Jahren coronabedingter Unterbrechung hat der Jazz-Club Trier wieder das Jazzfest am Dom veranstaltet – diesmal alleine.

Jazzfest am Dom in Trier an Pfingsten
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Jazzfest am Dom in Trier

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Foto: Fabian Pütz-Antony

Noch ein kurzer, unruhiger Blick zum Himmel, und es kann losgehen. Ein paar dunklere Wolken ziehen übers Firmament, aber vom angekündigten Gewitter wieder einmal keine Spur in der ältesten Stadt Deutschlands. Die Reihen der Zuschauer füllen sich allmählich, am Domfreihof wird es eng, und zwei Männer betreten die im Fokus erwartungsvoller Blicke stehende Bühne. Sie bereiten dem Warten ein Ende.

 Jazzfest am Dom in Trier. Foto: Fabian Pütz-Antony

Jazzfest am Dom in Trier. Foto: Fabian Pütz-Antony

Foto: Fabian Pütz-Antony

Die Kulisse steht zentral mit direktem Blick auf die altehrwürdige Domkirche. Die Stunde schlägt 8 Uhr, und die Blicke treffen auf Kulturdezernent Markus Nöhl und den Repräsentanten der Veranstalter vom Jazz-Club Trier, Nils Thoma. Was folgt, sind sowohl pathetische als auch ernüchternde Worte, welche neben der Eröffnungsveranstaltung selbst auch die allgemeine Kulturlandschaft der Region nach der Pandemie­zeit zum Thema haben. Denn auch wenn es einzelnen Akteurinnen und Akteuren lokaler Kulturschöpfer offensichtlich gelungen ist, relativ unbeschadet aus der Krise zu kommen: Es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass viele kleinere Veranstalterinnen und Veranstalter der zweijährigen Flaute nicht standhielten und auf der Strecke geblieben sind.

Glücklicherweise gehört das Jazzfest nicht zur letzteren Kategorie, aber es hätte wohl nicht viel gefehlt. Denn das in der Vergangenheit über viele Jahre stets gemeinschaftlich organisierte und finanzierte Projekt musste dieses mal allein gestemmt werden. Markus Nöhl sagte: „Unser langjähriger Partner, der Verein Kultur am Dom, dem wir hier herzlich für die bisherige Zusammenarbeit danken möchten, wurde leider ein Opfer der Seuche, sodass wir dieses schöne Festival nun in Eigenregie weiterführen.“ Trotz dieser offenkundigen Startschwierigkeiten ist das Fest wieder für alle Zuschauer kostenlos. Über das ganze Wochenende teilten „lokale und internationale Jazz-Größen sich eine Bühne“.

 Beim 20. Jazzfest am Dom in der Trierer Altstadt gab es drei Tage Programm.

Beim 20. Jazzfest am Dom in der Trierer Altstadt gab es drei Tage Programm.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Im Gegenzug dazu verweist Projektleiter Thoma auf den Merchandise-Stand und die Möglichkeit, „möglichst viel zu essen und zu trinken und sich eventuell einen Ansteck-Button zu kaufen, wenn man gewillt ist, die Kulturszene zu unterstützen, damit wir auch in den darauffolgenden Jahren wieder dieses wunderbare Fest veranstalten und die Region mit jazziger Kultur versorgen können“.

Und schließlich geht es offiziell los mit dem eigentlichen Highlight des Abends. Zum 20. Jubiläum betritt zum Einstieg das bunt gemischte Musikkollektiv Soul Cantina plus Gäste die Bühne. Was folgt, ist ein abwechslungsreicher, teils genre­übergreifender Impro-Mix aus bekannten Soul-, Blues, und Jazz-Nummern. Mit dabei beispielsweise Lieder von James Brown („I feel good“), Wild Cherry („Play that funky Music“), Dusty Springfield („Son of a Preacher Man“) und vieles mehr.

Das schnell begeisterte Publikum wächst rapide in der Zahl an – von anfänglich etwa 100 Zuschauern auf mindestens 350 am Ende der gut zweieinhalbstündigen Show. Diese darf aufgrund nicht leiser werdender „Zugabe“-Rufe auch noch um einiges überziehen.

Dann entwickelt sich das Event stellenweise auch noch fast zu einer Art „Inklusionsveranstaltung“, als sich im Zuge steigender Pegel und parallel wachsender Heiterkeit ungewohnte Szenen abspielen: Kinder beginnen mit ihren Eltern, und Rollstuhlfahrer mit Jugendlichen zu tanzen. Besonders überzeugten die starken Gesangsstimmen der beiden Front­sängerinnen Rey und Eli, die neben dem Bluessänger Kid Colling als „special guest“ mitwirkte. Aber auch der Rest der gut zehnköpfigen Big Band bewies durch lockere Gute-Laune-Attitüde und musikalisches Können, dass Events wie diese dem Publikum gefehlt haben. Ganz verschiedene Menschen können an einem Platz wie diesem große Freude empfinden, wenn das Gesamtkonzept passt.

Pfingstsamstag und -sonntag waren sind dem Old-Time- und Big-Band-Jazz vorbehalten. Am Samstagabend präsentierte die Big Band More Than Swing den Saxofonisten Martin Sebastian Schmitt, am Sonntagabend die Big Band Urknall Jiggs Whigham an der Posaune. An beiden Tagen begann das Programm schon am frühen Nachmittag mit stündlich wechselnden Bands und Chören. Den für Pfingstmontag geplanten Tag der Blasmusik hat der Kreismusikverband kurzfristig abgesagt.

Mehr Infos für Jazzfreunde in der Region auf der Homepage des Vereins unter jazz-club-trier.de

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