Fehlkonstruktion? Warum die Stützmauer an der Olewiger Straße in Trier schon wieder umgebaut wird – Müssen Autofahrer erneut mit Sperrungen rechnen?

Trier · Die große Stützmauer entlang der Olewiger Straße in Trier wird wieder Baustelle. Obwohl sie erst für satte zwei Millionen Euro neu gebaut wurde. Warum jetzt dringend nachgebessert werden muss, was das kostet und welche Auswirkungen das auf den Verkehr haben könnte.

 Bei Regen läuft aus der Stützmauer an der Olewiger Straße das Wasser aus dem Weinberg auf Gehweg und Straße.

Bei Regen läuft aus der Stützmauer an der Olewiger Straße das Wasser aus dem Weinberg auf Gehweg und Straße.

Foto: privat/Collage: Neubert

Wenn es regnet, und das tut es ja sehr oft zurzeit, dann muss Gud­run Weber aufpassen, dass sie keine kalte Dusche abbekommt, wenn sie aus ihrem Haus auf die Straße tritt. Und zwar nicht von oben, sondern von unten.

Gudrun Weber wohnt mit ihrem Mann Richard in der Olewiger Straße 96. Vor rund sieben Jahren wurde gegenüber die große Mauer neu gebaut, die den darüberliegenden Weinberg abstützt. Seitdem läuft bei Regen nicht nur der Bürgersteig und die Fahrbahn voll, sondern auch die kleinen Senken vor der Hausnummer 96 und den Nachbarn. „Und wenn da die Autos durchfahren, spritzt es ordentlich, und man wird nass.“

Stützmauer in Olewig: Deswegen muss sie umgebaut werden

Unfreiwillige Duschen sind nicht das einzige Problem. Der ständige Wasserfluss aus der Mauer sorgt im Winter für Glatteis auf Bürgersteig und Fahrbahn. „Die Stadt hat sogar schon Schilder aufgestellt, um Autofahrer und Fußgänger vor der Glätte zu warnen“, berichtet Richard Weber. Ein weiteres Problem: Auf nasser Fahrbahn machen die vielen Autos, die Tag für Tag durch die Olewiger Straße rollen, noch mehr Lärm als auf trockenem Asphalt. „Das ist wirklich ein Unterschied, und der unnötige Krach ist sehr ärgerlich“, sagt Gudrun Weber.

Aber warum ist die Olewiger Straße seit dem Mauerbau oft so nass? Das Wasser kommt aus den vielen kleinen Rohren, die aus dem unteren Teil der Mauer herausragen. Regen, der in dem Hang versickert, wird durch diese Öffnungen direkt auf den Bürgersteig abgeleitet. Die alte Mauer hatte solche Rohre nicht – hielt dem Wasserdruck aus dem Erdreich aber auch nicht mehr stand. Durch den Neubau sollte die Drainage verbessert und so der Hang vor einem möglichen Abrutschen und die alte Mauer vorm Einsturz bewahrt werden.

 Richard Weber vor seinem Haus in der Olewiger Straße. Rechts im Bild die Stützmauer, aus der bei Regen das Wasser über den Gehweg und die Fahrbahn läuft.

Richard Weber vor seinem Haus in der Olewiger Straße. Rechts im Bild die Stützmauer, aus der bei Regen das Wasser über den Gehweg und die Fahrbahn läuft.

Foto: Christiane Wolff

Stadt Trier hat das Problem erkannt

Das Wasser einfach auf Gehweg und Straße plätschern zu lassen, sei allerdings keine gute technische Lösung, meint Richard Weber. „Wenn es ordentlich regnet, läuft aus jedem der Dutzenden Rohre ein richtig dicker Strahl.“ Dann bilde sich nicht etwa nur ein dünner Film, sondern eine zentimeterdicke Wasserschicht. „Dass da noch kein Auto ins Rutschen gekommen und bei uns im Vorgarten gelandet ist, wundert mich fast“, sagt Gudrun Weber.

Mittlerweile hat auch die Trierer Stadtverwaltung das Problem erkannt. Die Mauer soll umgebaut werden. „Das Konzept zur Verbesserung der Situation ist bereits ausgearbeitet und kann zeitnah ausgeschrieben werden“, erklärt Rathaus-Pressesprecher Björn Gutheil auf Volksfreund-Nachfrage. Der Plan: Die Rohre sollen das Wasser künftig nicht mehr auf den Gehweg leiten, sondern in eine Rinne und von da in den Gully. Die Sache ist aufwendig: „Fast die gesamte Pflasterfläche muss dafür abgetragen werden“, sagt Gutheil. Auch am Mauerkopf seien „Entwässerungsmaßnahmen“ erforderlich. „Die Kosten werden daher nicht unerheblich sein.“

Sanierung kostet erneut 150.000 Euro

Nur gut sieben Jahre nach dem Neubau der Mauer, der immerhin insgesamt rund zwei Millionen Euro gekostet hat, soll also erneut investiert werden. Und zwar nach Schätzungen der Stadtverwaltung rund 150 000 Euro. Und während schon beim Neubau der Mauer die Olewiger Straße fast ein Jahr lang nur einspurig zu befahren war, werden auch bei der Nachbesserung Teilsperrungen nötig sein.

Von einer Fehlplanung oder einer nicht fachgerechten Umsetzung bei Mauerbau und Drainage will die Stadtverwaltung allerdings nichts wissen. „Die Ausführung war seinerzeit korrekt“, betont Rathaussprecher Gutheil. Mittlerweile hätten allerdings „Starkregen zugenommen“, weshalb die Entwässerung nun verbessert werden müsse.

Peter Terges kann diese Erklärung nicht ernst nehmen. „Von Anfang an läuft das Wasser da beim kleinsten Regen ständig über Gehweg und Straße – da wurde beim Mauerbau schlicht das Gefälle des Geländes nicht berücksichtigt“, klagt der ehemalige Ortsvorsteher von Olewig, der sich selbst als so etwas wie einen Bürgeranwalt seines Stadtteils versteht. „Die Stadt hätte die Baustelle so nie abnehmen dürfen, das ist eine Fehlleistung der Ingenieure, die die Mauer geplant haben. Stümperhaft ist alles, was mir dazu noch einfällt!“

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