Tourismus Römer und Wein: Dieses Image will Trier als Touristenstadt haben

Trier · Die Stadt Trier hat in Zusammenarbeit mit Branchenvertretern erstmals ein allumfassendes Tourismus-Konzept auf die Beine gestellt. Statt immer mehr Touristen, will man die Einnahmen pro Tourist erhöhen. Welche Projekte ganz oben auf der Wunschliste der Trierer Tourismusbranche stehen.

 Das historische Erbe, wie hier die sanierten Kaiserthermen

Das historische Erbe, wie hier die sanierten Kaiserthermen

Foto: Roland Morgen

Woran denken Sie, wenn sie an einen Urlaub in Trier denken? Römerbauten und Theater? Wandern und Moselrundfahrten? Oder eher Viez und Flieten? Das neue Tourismuskonzept der Stadt Trier soll auf diese Frage in Zukunft klare Antworten liefern. Auf 53 Seiten erklärt es, welche Projekte im Sinne des Tourismus in Trier ab sofort erwünscht sind. Das Alleinstellungsmerkmal  der Stadt liege dabei auf dem Welterbe als römische Kaiserstadt, erklärt Markus Nöhl, Kulturdezernent der Stadt Trier: „Wir wollen auf Triers Stärken setzen und dabei auch authentisch bleiben. Trier soll nicht etwas anderes sein, als es ist. Das neue Konzept ist ein Bekenntnis zu unserem Welterbe, aber auch der Natur und Genusskultur in unserer Region.“

300 Millionen Euro Umsatz im Jahr machen die Betriebe in Trier laut der Stadt mit Touristen. Ohne dieses Geld würde es viele Angebote in der Innenstadt nicht geben, erklärt Andrea Weber, Vizepräsidentin der IHK Trier. Auf der anderen Seite wolle man eine Ausuferung des Tourismus vermeiden. Anders als in Städten wie Amsterdam oder Venedig, in denen der Tourismus die Belange der Einwohner schon lange verdrängt habe, sollen die Trierer vom Tourismus profitieren. Daher soll nicht die Menge der Touristen weiter steigen, sondern die Dauer der Aufenthalte und die Menge des Geldes, die dabei hängen bleibt. „Es ist wichtig, dass die Trierer begeistert sind von dem, was der Tourismus der Stadt bringt“, sagt Weber. „Seien es Events, Radwege oder Kulturveranstaltungen. Man muss den Dialog führen, bevor die Stimmung in der Stadt kippt.“

Der Wunschzettel der touristischen Projekte ist lang. 47 Maßnahmen von der Erneuerung des Porta Nigra-Vorplatzes bis zur Eröffnung eines Wein-Erlebniszentrums stehen auf der Liste. Das davon wahrscheinlich nicht alle umgesetzt werden können, ist den Planern dabei durchaus bewusst, sagt Andrea Weber. „Wir haben eine Handlungsliste mit schnell machbaren Dingen und ambitionierten Wünschen“, sagt Weber. „Aber wenn man keine Visionen hat, ändert sich nie etwas.“

Das Konzept soll vielmehr dabei helfen, Projekte, die im Sinne des Trierer Tourismus sind, politisch besser und schneller durchzusetzen. Norbert Käthler, Geschäftsführer der Trier Tourismus und Marketing GmbH, hofft, dass in zehn Jahren zumindest die Projekte mit der höchsten Priorität, also rund die Hälfte, umgesetzt sein werden. Dazu gehören unter anderem die Umgestaltung der Römerbrücke, ein Besucherzentrum zum Trierer UNESCO-Welterbe, ein schöneres Moselufer, besserer ÖPNV und ein deutlich stärkerer Ausbau der Radwege in und um Trier. Die Digitalisierung soll mit Virtual Reality-gestützten Führungen und einer Welterbe-App voranschreiten. Aber auch einfachere Ziele sind dabei, wie mehr Toiletten in der Innenstadt oder ein einheitliches Ticketsystem für alle touristischen Angebote.

Damit Touristen insgesamt länger in Trier bleiben, soll auch der Natur- und Wandertourismus gestärkt werden. Im Aktionsplan finden sich beispielsweise Buslinien zu den beliebtesten Wanderwegen und Traumschleifen. Auch die Instandsetzung der Himmelsleiter in Trier-West mit Anschluss an das Weißhaus und einen durchgehenden Wanderweg bis Quint steht ganz oben auf der Agenda. Daneben sollen Weinführungen, Weinfeste und ähnliche Aktivitäten stärker beworben und ausgebaut werden. Dass der Aspekt Natur so stark auf der Liste vertreten ist, hängt auch mit der Pandemie zusammen, erklärt Norbert Käthler: „Die Pandemie hat uns gezeigt, welchen Stellenwert der Rad- und Naturtourismus für Trier haben können. Hier gibt es vieles, mit dem Trier punkten kann, was ursprünglich nicht Teil des Konzepts war.“

Zahlreiche Akteure haben bei der Erstellung des Zehn-Jahres-Plans mitgewirkt. Neben der Stadtverwaltung und der Trier Tourismus und Marketing GmbH haben auch Vertreter der Gastronomie, der Kultur, des Einzelhandels und der Hotellerie an dem Konzept mitgearbeitet. Die Planer haben sich auch mit der Frage beschäftigt: Welche Touristen will Trier eigentlich anlocken? Das Marketing soll in Zukunft vor allem auf sogenannte Post-Materialisten zugeschnitten sein. Das sind der Soziologie nach Menschen, denen Glück, Gesundheit und Nachhaltigkeit wichtiger sind, als materieller Besitz, die aber über ein überdurchschnittlich dickes Portemonnaie verfügen. Der Tourismus sei im Wandel, sagt Norbert Käthler. „Die Zeiten, in denen jede Lateinklasse nach Trier fährt, sind vorbei. Wir können nicht mehr nur in eine Richtung denken, sondern müssen uns breit aufstellen.“

Dezernent Markus Nöhl ist zuversichtlich, dass viele der Projekte bald umgesetzt werden können. Bei den meisten gebe es ohnehin schon eine hohe Zustimmung im Stadtrat. Am 23. März will der Trierer Stadtrat das Konzept verabschieden.

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