Trier-Nord, Trier-Nord, Trier-Nord!

Trier-Nord · Ortsvorsteherin für mehr als 13 000 Einwohner - kein leichter Job. Wir haben im Rahmen unserer Serie Stadtteiltour mit Maria Duran-Kremer über Trier-Nord gesprochen.

Sie stammt aus Portugal und ist überzeugte Trier-Nordlerin geworden: Maria Duran-Kremer, Ortsvorsteherin des größten Trierer Stadtteils. Im TV-Interview mit Michael Schmitz spricht sie über diesen arbeitsreichen Nebenjob.

Welches ist der schönste Trierer Stadtteil?
Maria Duran-Kremer: Trier-Nord, selbstverständlich Trier-Nord! Und auf den Plätzen dann Trier-Nord, Trier-Nord und Trier-Nord (lacht). Für mich ist das ganz klar, denn ich wohne dort, seit ich 1976 nach Trier kam.

In einigen Stadtteilen kann man die Bewohner ja gut benennen. In Kürenz wohnen die Kürenzer, in Zewen die Zewener. Wie ist das denn in Trier-Nord?
Duran-Kremer: Wir sind Trier-Nordler, natürlich. Und ich bin Trier-Nordlerin und stolz darauf. Ich identifiziere mich mit meinem Stadtteil. Mit den guten und mit den weniger guten Seiten. Die guten muss man entwickeln, die weniger guten verbessern.Nun ist Trier-Nord ja ein riesiger Stadtteil. Gibt es diese Identität, die sie beschreiben, tatsächlich oder sind die Leute vielleicht eher ihrem Viertel verbunden?
Duran-Kremer: Natürlich hat jedes Viertel schon seinen eigenen Charakter und Geschichte. Gerade im Maarviertel oder im Martinviertel ist dies spürbar. Für mich als Ortsvorsteherin geht es darum, etwas für den gesamten Stadtteil Trier-Nord zu machen.

Sie sind als Ortsvorsteherin Repräsentantin von 13 418 Einwohnern. Damit vertreten Sie mehr Bürger als die meisten Orts- oder Stadtbürgermeister im Landkreis. Kann man so ein Amt überhaupt nebenberuflich ausführen?
Duran-Kremer: Ich denke, es ist möglich, wenn man so wie ich relativ frei ist. Ich bin selbstständige Simultan-Dolmetscherin und nehme nicht mehr so viele Aufträge an. Es war nämlich eine bewusste Entscheidung für mich, als EU-Beamtin aufzuhören. Ich habe mir damals gesagt: Jetzt gebe ich der Gesellschaft, in die ich mich integriert habe und die mich aufgenommen hat, etwas zurück. Für jemanden, der nicht in dieser Lage ist, ist so eine Aufgabe als Ortsvorsteher aber sicher schwierig. Denn es gibt unwahrscheinlich viele Termine und auch viele Anrufe, die oft regelrechte Hilferufe sind.

Hilferufe?
Duran-Kremer: Oft sind es Menschen, die allein sind und nicht mehr weiter wissen. Manchmal welche, die einfach nur reden wollen. Oder man muss Streit zwischen Nachbarn schlichten.

Trier-Nord hat ja einen relativ hohen Ausländeranteil. Führt das zu Problemen im Stadtteil?
Duran-Kremer: Nicht zu mehr oder weniger Problemen als in anderen Stadtteilen auch. Es gibt natürlich immer Menschen, die mit "Fremden" nichts anfangen können. Aber die könnten auch dann nichts mit "Fremden" anfangen, wenn sie nicht in ihrer direkten Umgebung leben würden.

Zugleich gilt Trier-Nord als einer der sozial-schwachen Stadtteile mit relativ hohem Anteil an Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern. Vor allem Nells Ländchen ist betroffen. Woran liegt das?
Duran-Kremer: In Nells Ländchen befinden sich die meisten städtischen Wohnungen, die vor allem früher nicht sehr gut in Schuss gehalten wurden. Sie wurden von Menschen bewohnt, die nicht viel Geld hatten und aus schwierigen sozialen Lagen kamen. Und das hat sich leider verfestigt. Vielleicht bin ich ja blauäugig oder Idealistin, aber ich glaube, man kann daran etwas ändern. Und zwar nicht nur mit Geld, sondern vor allem mit Menschen, die versuchen, durch persönliche Kontakte und mit gezielte Aktionen diesen scheinbaren Kreislauf des "sozial-schwach sein" zu durchbrechen.

Stellen wir uns vor, der Oberbürgermeister gewinnt für die Stadt Trier im Lotto und zwar gleich einen richtig großen Millionenbetrag. Davon gibt er Trier-Nord zwei Millionen Euro. Wie würden Sie das Geld investieren?
Duran-Kremer: In Straßen, das ist prioritär: Im Moselbahndurchbruch, Wasserweg, Metternichstraße - alles, was mit der Umgehung des Stadtviertels zu tun hat, um Trier-Nord im Allgemeinen und das Paulinviertel im Besonderen zu entlasten. Dann in die Förderung von Eigeninitiative, also beispielsweise zur Gründung von Tante-Emma-Läden, damit die Nahversorgung stimmt. Und ich würde auch gerne weiter am Beutelweg investieren, auch mit einigen Pilotprojekten.

Weit kommen Sie mit zwei Millionen beim Verkehr aber nicht …
Duran-Kremer: Im Ernst: Es geht nicht mehr in Trier-Nord. Wenn wir im Stadtteil etwas erreichen wollen, dann ist die Verbesserung der Verkehrslage eine Grundvor aussetzung. Die Autos kommen vom Petrisberg und von der Autobahn Richtung Innenstadt. Nur ganz wenige fahren über die Zurmaienerstraße, sie fahren alle direkt durch Trier-Nord. Die Paulinstraße, zum Beispiel, ist zu einer reinen Durchfahrtsstraße geworden. Wie sollen wir die Straße zu einer attraktiven, lebenswerten Wohn- und Gewerbestraße zurückführen, wenn sich am Verkehr nichts ändert? Oder der Verkehr in der Franz-Georg-Straße oder in der Schöndorfer Straße: ein Albtraum!

Die Mosel fließt an Trier-Nord vorbei - aber so richtig am Fluss liegt der Stadtteil auch nicht. Wie kann sich das ändern?
Duran-Kremer: Stimmt, obwohl Trier-Nord sich an die Mosel anlehnt, kommt Trier-Nord nicht an die Mosel. Es gibt eine dunkle Unterführung und eine Fußgängerampel. Und dazwischen die Zurmaienerstraße mit ihren Tausenden von Autos - das wirkt wie ein Wall. Effektiv bleibt uns Bewohnern dadurch der Zugang zur Mosel verwehrt. Es wäre schön, wenn man das verändern könnte, zum Beispiel durch den Bau von ein oder zwei Fußgängerbrücken über die Straße, damit ein direkter Zugang zum Moselufer gegeben ist.

In Trier-Nord gibt es ja keine großen Neubaugebiete, auch die Konversion ist weitgehend abgeschlossen. Wo liegen die Entwicklungschancen des Stadtteils?
Duran-Kremer: Es gibt schon noch Wohnraum. Zum Beispiel in der Balthasar-Neumann-Straße wurde ja ein großer Wohnkomplex neu gebaut. Und immer wieder entstehen aus Altbauten renovierte Wohnungen, die auch für Familien taugen. Die Wohnlage von Trier-Nord ist doch ideal: Wir sind mitten in der Stadt! Was Trier-Nord aber dringend auch braucht, sind mehr Spielplätze und mehr Grün. An der Mosel sehe ich noch viele Möglichkeiten: Das Ufer könnte mit Wohnungen, mit Gastronomie und mit Freizeitanlagen aufgewertet werden und sich gut entwickeln. Dabei ist es aber wichtig, den gesamten Stadtteil einzubeziehen, er muss Teil von Trier-Nord sein und bleiben.

Extra

Maria Duran-Kremer, Jahrgang 1949, stammt aus Lissabon (Portugal). Nach Deutschland kam sie der Liebe wegen: Ihren aus Deutschland stammenden Mann hatte sie in Portugal kennen- und lieben gelernt. Sie zog 1974 mit ihm nach Bonn und 1976 dann nach Trier. In die Trierer Kommunalpolitik kam die dreifache Mutter durch ihr Engagement für Wahlen des Ausländerbeirats. 2009 wurde sie für die SPD zur Ortsvorsteherin in Nord gewählt. Von 1986 bis 2007 arbeitete sie im EU-Parlament als Simultanübersetzerin. Mittlerweile ist sie Freiberuflerin. mic

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