Trier nur noch "Nebenkriegsschauplatz"

TRIER. Abschied scheibchenweise und auf leisen Sohlen: Bis spätestens 2010 werden die letzten Bundeswehr-Soldaten Trier verlassen haben. In der Jägerkaserne gehen voraussichtlich bereits Mitte 2007 die Lichter aus.

Triers ranghöchsten Soldaten in Trier anzutreffen, ist nicht ganz einfach. Oberst Claus Rosenbauer, Chef des Verteidigungsbezirkskommandos 42 (umfasst die ehemaligen Regierungsbezirke Trier und Koblenz), hat derzeit alle Hände voll in Mainz zu tun. Der 58-Jährige baut dort das Landeskommando Rheinland-Pfalz auf. Die Jägerkaserne in der Eurener Straße, in der Rosenbauer als Triers Standortältester residiert, ist quasi nur noch Nebenkriegsschauplatz mit Auslaufmodell-Charakter. Auch die Tage von Triers zweitem Bundeswehr-Standbein, der General-von-Seidel-Kaserne an der Luxemburger Straße, sind unwiderruflich gezählt. "In vier Jahren gibt es keine Uniformträger mehr in Trier", prognostiziert Rosenbauer.Das Ende besiegeln Appell und Biwak

Die tief greifenden Umstrukturierungspläne, die das Verteidigungsministerium im November 2004 verkündete, bringen für Trier den militärischen Kahlschlag. Der Abschied von der Bundeswehr läuft bereits in kleinerem Umfang. Frei werdende Posten bleiben vakant. Ab kommendem Jahr wird es Ernst. "Voraussichtlich Mitte 2006 werden wir mit einem Appell und einem Biwak die drei Bataillone der Jägerkaserne außer Dienst stellen", kündigt Rosenbauer an. Die für Ende 2006 geplante Neuauflage des Adventskonzerts der Bundeswehr in der Konstantin-Basilika ("Wir haben in diesem Jahr erfreulich viel Zuspruch erfahren") könnte auch der letzte große Trier-Auftritt des Obristen sein: Anfang 2007 nimmt das Landeskommando Mainz seine Arbeit auf, das Rosenbauer derzeit im Zuge eines Modellprojekts aufbaut und damit neue Wege in der zivil-militärischen Zusammenarbeit geht: 15 Landeskommandos und das Standortkommando Berlin sollen mit neuen und effizienteren Strukturen die Hilfeleistungen der Bundeswehr bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen koordinieren und die Länder beraten und unterstützen. Die bislang vier Wehrbereichs- und 27 teilweise länderübergreifenden Verteidigungsbezirks-Kommandos gehen in diesen 16 Kommandos auf. Mitte 2007 dürfte die Jägerkaserne völlig geräumt sein, schätzt Rosenbauer. Im darauf folgenden Jahr folgt voraussichtlich der große Aderlass in der General-von-Seidel-Kaserne. Der Fernmeldebereich 92 zieht nach Daun ab, spätestens 2009 verabschiedet sich die Luftwaffenstelle "Zentrum Elektronischer Kampf" in Richtung Bayern. Die Termine stünden noch nicht ganz konkret fest, auch sei zurzeit noch nicht ganz klar, was vom Kreiswehr-Ersatzamt (Sitz: Jägerkaserne) übrig bleibt. Am erklärten Ziel der drastischen Bundeswehr-Verschlankung gebe es jedoch nichts zu rütteln. Bis 2010 soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein. Rosenbauer spricht von einer "auf der Hand liegenden Logik der Entscheidungen". Sein Herz hänge am Standort Trier, dessen oberster Soldat er seit 2002 ist und den er jetzt abwickelt. "Doch ich darf keine Energie verlieren in aussichtslosem Rückwärtsdenken." Anders ausgedrückt: Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern, für dessen Heimspiele der Wahlpfälzer Rosenbauer eine Jahreskarte besitzt, "ist noch zu retten. Der Bundeswehr-Standort Trier in seiner bisherigen Form leider nicht". Die Wehrtechnische Dienststelle (WTD 41) für Kraftfahrzeuge und Panzer dem Grüneberg 41 mit rund 400 zivilen Bediensteten bleibe "nach heutiger Lesart" erhalten. Diese Einschätzung muss aber nichts bedeuten. 2001 wurde gegen erheblichen Widerstand die Standortverwaltung Trier nach Gerolstein verlegt - und dort wird sie nun ganz aufgelöst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort