Gefahr gebannt Weltkriegsbombe in Trier gesprengt – Tausende Anwohner evakuiert

Trier · Alles gut gegangen: Um 22.37 Uhr am Freitagabend vermeldete die Stadt Trier, dass der Sprengsatz zur Zerstörung der gefährlichen Fliegerbombe gezündet wurde. Noch nie zuvor war seit dem Zweiten Weltkrieg von einer Bombe in Trier so große Gefahr ausgegangen.

                 Die Bombe wurde am Freitagmittag bei Bauarbeiten auf einem privaten Grundstück im Stadtteil Olewig gefunden.

Die Bombe wurde am Freitagmittag bei Bauarbeiten auf einem privaten Grundstück im Stadtteil Olewig gefunden.

Foto: TV/Agentur Siko

Mehr als sieben Stunden hat es gedauert, bis das Gefahrengebiet rund um den Bombenfundort in der Straße „Auf der Hill“ in Trier-Olewig geräumt war. Im Radius von 1000 Metern rund um das private Baugrundstück mussten die Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen.

Die erste Aufforderung dazu hatten die Behörden gegen 14.15 Uhr verschickt, als Meldung über das öffentliche Warnsystem Katwarn, die Handy-Warnapp Nina und zusätzlich per so genanntem Cell-Broadcast, bei dem alle Handys in einem bestimmten Funknetzbereich angeschrieben werden. Nur wenige Minuten später kreisten die ersten Hubschrauber über Trier-Olewig, -Heiligkreuz und -Tarforst. Martinshörner schallten durch die Straßen und entsprechende Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr.

Trotzdem dauerte es bis weit nach 20 Uhr, bis das Gebiet tatsächlich geräumt war. „Was auch daran lag, dass rund ein Dutzend Anwohner durch unsere Ordnungskräfte erst nachdrücklich darauf hingewiesen werden mussten, dass sie wirklich raus aus dem Gebiet müssen“, umschrieb Rathaussprecher Michael Schmitz den Umstand, dass nicht jeder von sich aus die Gefahrenzone verlassen wollte. Auch mehrere Beherbergungsbetriebe und Hotels – etwa der Blesius Garten und das Nobel-Hotel Becker’s im Weinstadtteil Olewig – mussten geräumt werden.

So lief die Sprengung

Erst gegen 20.20 Uhr war die Evakuierung beendet und das Team des Kampfmittelräumdiensts und der Feuerwehr konnte seinen gefährlichen Job beginnen: Einen Fernzünder an der Bombe anbringen, diese per Bagger in ein zuvor extra gegrabenes Loch von fünf Metern Tiefe bugsieren, die Grube mit Sand zuschütten, den Sand wässern, damit er dicht und schwer wird, und dann den gefährlichen Sprengkörper aus der Ferne zerstören. Die Druckwelle der Bombe könne möglicherweise trotz Sandgrube einen größeren Krater reißen, beschrieb Rathaussprecher Michael Schmitz die Lage.

Trier-Olewig: Weltkriegs-Bombe gefunden: Fotos vom Blindgänger
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Bombe in Trier-Olewig gefunden

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Foto: Stadt Trier/Stadt Trier/Twitter

Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg wurden in Trier zwar schon häufiger gefunden und entschärft. So gefährlich wie die britische 125-Kilo-Bombe, die am Freitagmittag auf einem privaten Baugrundstück in der Höhenlage des Stadtteils Olewig entdeckt wurde, war allerdings noch keine, erklärte Schmitz gegenüber dem Volksfreund.

Das „Besondere“: der Säurezünder der Fliegerbombe

Anders als herkömmliche Aufschlagzünder, mit denen alle bisherigen in Trier entdeckten Weltkriegsbomben ausgestattet waren, können Säurezünder meist nicht von der eigentlichen Bombe entfernt werden, um diese zu entschärfen. Um Blindgänger mit Säurezündern unschädlich zu machen, muss die komplette Bombe daher vor Ort gesprengt werden.

Ein Baggerfahrer hatte den Sprengkörper bei Bauarbeiten auf einem privaten Grundstück ausgegraben und wohl mit dem übrigen Aushub auf dem Gelände ausgeschüttet. Die Bewegung und Verlagerung hätte den chemischen Prozess des Säurezünders aktivieren können – was die Bombe möglicherweise zur Explosion gebracht hätte.

Während bei herkömmlichen Blindgängern mit Aufschlagzündern die Entschärfung und die damit verbundene Evakuierung oft erst für den nächsten oder sogar übernächsten Tag geplant werden, hatte der Kampfmittelräumdienst daher die sofortige Räumung des Gefahrengebiets angeordnet.

Anwohner konnten übergangsweise in die Messeparkhalle Trier

„Wir haben alles alarmiert, was geht“, umschrieb Pressesprecher Schmitz die Lage: Alle Freiwilligen Löschzüge und Hilfsorganisationen sollten bei der Räumung im Umkreis von 1000 Metern um die Bombe helfen. In der Messeparkhalle in den Moselauen wurde eine Anlaufstelle eingerichtet für alle, die die Zeit der Evakuierung nicht woanders verbringen wollten.

Weil die Zufahrtsstraßen ins Sperrgebiet abgeriegelt wurden – etwa vom Kreisel an den Kaiserthermen hoch nach Olewig/Tarforst und auch nach Heiligkreuz, kam es zu Rückstaus – Verkehrschaos brach allerdings nicht aus. Für Verzögerungen sorgten am späten Abend Menschen, die versuchten, zurück in das Evakuierungsgebiet zu gelangen. Laut Rathaussprecher Schmitz hätten die Ordnungskräfte diese Menschen erst wieder aus der Gefahrenzone bringen müssen, bevor die Bombe gesprengt werden konnte.

Kurz nach 0 Uhr dann die erlösende Nachricht:

Erst um 22.37 Uhr – und damit mehrere Stunden später, als bei optimistischer Schätzung zunächst angenommen – konnte der Fernzünder schließlich aktiviert werden. Vorbei war die Sache damit aber noch immer nicht. Um zu kontrollieren, dass tatsächlich kein Sprengstoff mehr übrig und die Bombe komplett zerstört ist, musste die Grube wieder ausgehoben und die Reste der Bombe freigelegt werden. Die Suche nach Metallstücken zum Beweis der Detonation der Bombe dauerte allerdings viel länger als erwartet. Um kurz nach 0 Uhr dann die erlösende Nachricht: Die Sprengung war erfolgreich, die Bombe ist zerstört. Tausende Trierer duften umgehend zurück in ihre Wohnungen und Häuser.

Auf den Straßen – insbesondere rund um den Verkehrskreisel an den Kaiserthermen – sorgte der geballte Rückreiseverkehr wenig später für längere Staus.

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