Meinung Die Gesellschaft ist das Problem

Raubkatzen, Elefanten und andere Wildtiere in der Manege sind ein Anachronismus, ein Relikt aus der Zeit vor Fernseher und Internet. Die Tiere wurden zum Umsatzfaktor degradiert und zur Anpassung an eine ihnen völlig fremde und nicht ihrer Art entsprechende Lebensweise gezwungen. Die grundsätzliche ethische Frage ist deshalb leicht zu beantworten: Nein, Wildtiere gehören nicht in einen Zirkus.

Trier: Pistorius zu Wildtieren im Zirkus
Foto: TV/Schramm, Johannes

Diese Erkenntnis allein hilft allerdings keinem Tier. Die Gesetzeslage in Deutschland ist auf geradezu lächerliche Weise inkonsequent. Solange der Bund kein klares Wildtierverbot erlässt, begibt sich jede Kommune, die es im Alleingang versucht, auf ein rechtliches Minenfeld. Den Veterinären sind die Hände gebunden – selbst wenn sie es wollten, könnten sie ein exotisches Tier nicht einfach aus seiner Lage befreien, weil es keine Chance gibt, dieses Tier anschließend aufzunehmen und zu versorgen. Ein Elefant im Tierheim? Das wird nicht funktionieren. Und auch die Zoos winken ab.

Das Grundproblem liegt auch in der Gesellschaft selbst, die ein Tier immer noch viel zu oft als reinen Unterhaltungsfaktor und nicht als Lebewesen sieht. Auch ein Haustier. Wer diese Einschätzung für übertrieben hält, sollte den kommunalen Vollzugsdienst des Ordnungsamts im Einsatz begleiten, wenn er Hunde, Katzen oder Pferde aus unsagbarem Elend befreit.

j.pistorius@volksfreund.de

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