Großbaustelle vis-à-vis der Trierer Kaiserthermen Ex-Polizeipräsidium in Trier wird zur Baustelle - Was auf dem Gelände passiert (Fotos)

Trier · Bevor Triers größtes Neubauprojekt starten kann, muss erstmal eins der höchsten Häuser der Stadt abgerissen werden. Gemeint ist das alte Polizeipräsidium an den Kaiserthermen. Im Januar soll es losgehen. Was von der Großbaustelle zu sehen sein wird.

Ein Rundgang durch das alte Polizeipräsidium Trier
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Ein Rundgang durch das alte Polizeipräsidium Trier

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Foto: roland morgen (rm.)

Eine laute Explosion, eine riesige Staubwolke und das Hochhaus kracht in sich zusammen. Jetzt nur noch den ganzen Schutt auf die Deponie fahren, einmal feucht durchwischen und der Abriss ist erledigt: So einfach, wie manche spektakuläre Internet-Videos von Hochhaus-Sprengungen suggerieren, wird es in Trier nicht. Vielmehr dauert der Abriss des alten Polizeipräsidiums am Kreisverkehr in der Südallee ein knappes Jahr. Den ganzen Kasten einfach in die Luft jagen – das lässt schon das Gesetz nicht zu. Denn Baureststoffe müssen wann immer möglich weiterverwertet werden. Knappe Ressourcen wie Sand, aus denen Baumaterial besteht, sollen dadurch geschont werden. Schad- oder sogar Giftstoffe, die in dem Bau zu finden sind, müssen zudem fachgerecht entsorgt werden.

Der so genannte Bullenwürfel – mit zehn Geschossen eins der höchsten Häuser Triers – wird denn auch nicht „abgerissen“, sondern „rückgebaut“. Die Arbeiten sollen schon im Januar beginnen.

Immobilie Zehn Etagen – zwei Untergeschosse, Erdgeschoss und sieben Obergeschosse – plus Tiefgarage und auf dem Dach ein Technikaufbau: Das alte Polizeipräsidium ist eins der höchsten Gebäude Triers. Dazu kommen drei Pavillonbauten, das alte Pförtnerhaus und zwei oberirdische Garagen, die ebenfalls abgerissen werden.

Schadstoffe Auf den Wänden des ehemaligen Polizeipräsidiums ist in großen Bereichen asbesthaltige Spachtelmasse aufgebracht. Die Trockenbaudecken aus Gipskarton, hinter denen sich die technische Ausrüstung befindet, bestehen teilweise aus künstlichen Mineralfasern, die ebenfalls als Schadstoffe gelten und gesondert entsorgt werden müssen. Auch Baustoffe, die mit als krebserregend geltenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet sein könnten, wurden bei der Schadstoffanalyse entdeckt. Dazu kommen PCB (giftige Polychlorierte Biphenyle) und quecksilberhaltige Abfälle. Bereits 2005 war das kurz zuvor sanierte Polizeipräsidium teilweise geräumt worden, nachdem Mitarbeiter über gesundheitliche Beeinträchtigungen wie tränende Augen und Atembeschwerden geklagt hatten. Es war der Anfang vom Ende des alten Gebäudes: Im November 2020 zogen die letzten Einheiten um in die neu gebaute Polizeiinspektion in der Kürenzer Straße.

Für die Beseitigung der Schad- und Giftstoffe muss übrigens das Land zahlen, von dem die Stadt die Immobilie 2019 gekauft hat. Vertraglich vereinbart ist, dass die Stadt für die Entsorgung der gefährlichen Abfälle dem Land bis zu 1,3 Millionen Euro – etwa der Hälfte des Kaufpreises – in Rechnung stellen kann. Zurzeit werden die Kosten dafür auf rund 750.000 Euro geschätzt.

Bauzaun Erstes sichtbares Zeichen dass es losgeht auf der Großbaustelle wird ein Bretterzaun sein: 2,50 Meter hohe Holzplatten werden rund um das Baufeld aufgestellt. Der Zaun soll die Baustelle sichern – auch vor Dieben, die es auf das Baumaterial und Maschinen abgesehen haben könnten. Der Zaun soll auch über die komplette Zeit, die der Neubau der Feuerwache in Anspruch nimmt, stehen bleiben. Damit Passanten trotz blickdichter Einfriedung sich zumindest einen Eindruck verschaffen können, was auf dem Gelände passiert, werden in die Holzplatten Sichtfenster eingelassen. Der Zaun soll außerdem hochwertig gestaltet werden – auch aus Rücksicht auf das Weltkulturerbe Kaiserthermen in direkter Nähe.

Kosten Der „Rückbau“ – respektive Abriss – des alten Polizeipräsidiums samt Nebengebäuden und die so genannte „Baufeldfreimachung“ sind mit rund 3,9 Millionen Euro veranschlagt.

Umsetzung Das städtische Hochbauamt ist verantwortlich für das Projekt. Die neue Immobilien-Servicegesellschaft mbH der Stadtwerke ist mit der Projektsteuerung beauftragt, die SWT-Servicegesellschaft übernimmt auch die Aufstellung des Bauzauns.

 Die Tage des Polizeipräsidiums an den Kaiserthermen sind gezählt. Der Abrisstermin steht fest.

Die Tage des Polizeipräsidiums an den Kaiserthermen sind gezählt. Der Abrisstermin steht fest.

Foto: roland morgen (rm.)

Zeitplan Ende Januar 2022 soll der Zaun errichtet werden. Der Rückbau der Gebäude – sofern bei der Auftragsvergabe alles glattläuft – soll von März bis Dezember dauern. Anschließend finden auf dem Gelände archäologische Grabungen statt. Für Rückbau und Archäologie plant die Stadt derzeit drei Jahre ein – also bis Anfang 2025. Anschließend soll es mit dem auf 60 Millionen Euro geschätzten Neubau der Hauptfeuerwache weitergehen. Wann die Trierer Berufsfeuerwehr aus ihrem viel zu kleinen Standort am Moselufer in die Südallee umziehen kann, ist noch offen.

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